Ein „Chaos“, das gewollt ist
Am Gauger bleiben viele umgestürzte Bäume liegen – Totholz bietet Lebensraum für Insekten
- Die Gegend um den Gaugersee mutet derzeit an manchen Stellen wie ein Urwald an. Der Trossinger Meinhart Gericke, und auch andere Spaziergänger, wundern sich über die vielen umgestürzten Bäume oder abgebrochenen Äste, die abseits der Wege liegen bleiben. Bauhofleiter Reiner Hils betont indes, dass dies durchaus so gewollt sei.
Gericke beklagt den „eklatanten Verfall“der Naherholungszonen zwischen Gaugersee und Oberer Mühle, vor allem entlang des Trosselbachs. Dabei sei es doch laut Gesetz Sinn eines Landschaftsschutzgebiets, „die Vielfalt, Eigenart und Schönheit oder die besondere kulturhistorische Bedeutung der Landschaft“zu schützen. „Man hat in den Fällen, wo umgestürzte Bäume oder abgebrochene Äste die Passanten gefährden, mit der Motorsäge Platz geschaffen – mehr nicht“, moniert der Trossinger.
„Eine nicht mehr zählbare Anzahl von teils großen Bäumen liegt kreuz und quer 'umanand', sie bilden zum Teil ein nicht durchdringbares Gewirr und lassen nichts von Vielfalt,
Eigenart, Schönheit und Kulturlandschaft erkennen“, kritisiert Gericke. „Es ist einfach nur chaotisch, ungepflegt und aus meiner Sicht höchst gefährlich, da auch gerade stehende Bäume eine Unzahl toter Äste aufweisen oder selber schon tot sind, die jederzeit umfallen und auch auf Passanten fallen könnten.“In den angrenzenden Bereichen, Gericke nennt Lichtbach, Deibhaldenbach, das Areal bis zur Unteren Mühle oder hoch zum Kleinen Heuberg, sehe es „ebenso schlimm aus – und auch da kommen Spaziergänger vorbei“. Auch bei anderen Ausflüglern, mit denen er gesprochen habe, stoße die Optik „auf Befremden“.
Bauhofleiter Hils nennt den Biber als einen wesentlichen Verursacher umgefallener, kleinerer Bäume am Gauger. Deshalb seien auch Obstbäume mit Draht umwickelt worden, „denn die hat er besonders gerne“. Aus seiner Sicht sei es nicht gefährlich für Spaziergänger, weil es an den betreffenden Stellen keine Wege gebe und dort „auch keiner laufen soll“. Für das Naherholungsgebiet existiere ein Pflegeplan: Danach werden bestimmte Zonen freigehalten und ausgelichtet. „Wir schauen, dass die Gehölze nicht überhand nehmen und wir Freiflächen erhalten.“
Um potenzielle Gefahren für Wanderer zu beseitigen, „schauen wir regelmäßig nach den Wegen und beseitigen lockere Äste“, erläutert Reiner Hils. Der Stadt obliege schließlich die Verkehrssicherungspflicht. „Wir sind zudem dankbar für Hinweise, wenn ein Ast so hängt, dass er Spaziergänger gefährden könnte.“Schwierig sei es jedoch unter anderem mit den Wanderwegen am Lichtbach und den dortigen Pappeln. „Das ist Bruchgehölz“, erläutert der Bauhofleiter. „Pappeln können im Sommer ohne Vorwarnung Äste abschmeißen.“
Hils spricht sich klar dagegen aus, überall im Wald „Ordnung zu machen und jedes abgefallene Blatt aufzuräumen“. Denn schließlich sei Totholz „wichtig für eine reichhaltige Biodiversität“; er weist auf die große Vielfalt der Natur am Gauger hin mit unter anderem Weideland, Grasflächen oder Hecken. Nicht jeder umgefallene Baum müsse entfernt werden, denn er werde „besiedelt von Pilzen, Moos, Flechten und Insekten, wie zum Beispiel Käfern“– ein durchaus gewichtiges Argument in Zeiten zunehmenden Insektensterbens.