Heuberger Bote

Ein „Chaos“, das gewollt ist

Am Gauger bleiben viele umgestürzt­e Bäume liegen – Totholz bietet Lebensraum für Insekten

- Von Michael Hochheuser TROSSINGEN

- Die Gegend um den Gaugersee mutet derzeit an manchen Stellen wie ein Urwald an. Der Trossinger Meinhart Gericke, und auch andere Spaziergän­ger, wundern sich über die vielen umgestürzt­en Bäume oder abgebroche­nen Äste, die abseits der Wege liegen bleiben. Bauhofleit­er Reiner Hils betont indes, dass dies durchaus so gewollt sei.

Gericke beklagt den „eklatanten Verfall“der Naherholun­gszonen zwischen Gaugersee und Oberer Mühle, vor allem entlang des Trosselbac­hs. Dabei sei es doch laut Gesetz Sinn eines Landschaft­sschutzgeb­iets, „die Vielfalt, Eigenart und Schönheit oder die besondere kulturhist­orische Bedeutung der Landschaft“zu schützen. „Man hat in den Fällen, wo umgestürzt­e Bäume oder abgebroche­ne Äste die Passanten gefährden, mit der Motorsäge Platz geschaffen – mehr nicht“, moniert der Trossinger.

„Eine nicht mehr zählbare Anzahl von teils großen Bäumen liegt kreuz und quer 'umanand', sie bilden zum Teil ein nicht durchdring­bares Gewirr und lassen nichts von Vielfalt,

Eigenart, Schönheit und Kulturland­schaft erkennen“, kritisiert Gericke. „Es ist einfach nur chaotisch, ungepflegt und aus meiner Sicht höchst gefährlich, da auch gerade stehende Bäume eine Unzahl toter Äste aufweisen oder selber schon tot sind, die jederzeit umfallen und auch auf Passanten fallen könnten.“In den angrenzend­en Bereichen, Gericke nennt Lichtbach, Deibhalden­bach, das Areal bis zur Unteren Mühle oder hoch zum Kleinen Heuberg, sehe es „ebenso schlimm aus – und auch da kommen Spaziergän­ger vorbei“. Auch bei anderen Ausflügler­n, mit denen er gesprochen habe, stoße die Optik „auf Befremden“.

Bauhofleit­er Hils nennt den Biber als einen wesentlich­en Verursache­r umgefallen­er, kleinerer Bäume am Gauger. Deshalb seien auch Obstbäume mit Draht umwickelt worden, „denn die hat er besonders gerne“. Aus seiner Sicht sei es nicht gefährlich für Spaziergän­ger, weil es an den betreffend­en Stellen keine Wege gebe und dort „auch keiner laufen soll“. Für das Naherholun­gsgebiet existiere ein Pflegeplan: Danach werden bestimmte Zonen freigehalt­en und ausgelicht­et. „Wir schauen, dass die Gehölze nicht überhand nehmen und wir Freifläche­n erhalten.“

Um potenziell­e Gefahren für Wanderer zu beseitigen, „schauen wir regelmäßig nach den Wegen und beseitigen lockere Äste“, erläutert Reiner Hils. Der Stadt obliege schließlic­h die Verkehrssi­cherungspf­licht. „Wir sind zudem dankbar für Hinweise, wenn ein Ast so hängt, dass er Spaziergän­ger gefährden könnte.“Schwierig sei es jedoch unter anderem mit den Wanderwege­n am Lichtbach und den dortigen Pappeln. „Das ist Bruchgehöl­z“, erläutert der Bauhofleit­er. „Pappeln können im Sommer ohne Vorwarnung Äste abschmeiße­n.“

Hils spricht sich klar dagegen aus, überall im Wald „Ordnung zu machen und jedes abgefallen­e Blatt aufzuräume­n“. Denn schließlic­h sei Totholz „wichtig für eine reichhalti­ge Biodiversi­tät“; er weist auf die große Vielfalt der Natur am Gauger hin mit unter anderem Weideland, Grasfläche­n oder Hecken. Nicht jeder umgefallen­e Baum müsse entfernt werden, denn er werde „besiedelt von Pilzen, Moos, Flechten und Insekten, wie zum Beispiel Käfern“– ein durchaus gewichtige­s Argument in Zeiten zunehmende­n Insektenst­erbens.

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FOTO: MEINHART GERICKE

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