„Wir haben es mannschaftsintern richtig krachen lassen“
Der Schwenninger Kai Wissmann wird erstmals mit den Eisbären Berlin Deutscher Eishockey-Meister
- Der gebürtige Schwenninger Kai Wissmann ist am Freitag mit den Eisbären Berlin erstmals in seiner Karriere deutscher Eishockey-Meister geworden. Unser Mitarbeiter Heinz Wittmann sprach mit dem 24-jährigen Verteidiger.
Herr Wissmann, Gratulation zur deutschen Meisterschaft. Was ist das für ein Gefühl?
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn du merkst, es dauert nur noch Sekunden, du wirst das Spiel gewinnen und tatsächlich den Titel holen. Die Freude , mit der Mannschaft auf dem Eis zu stehen und den Meisterpokal zu haben, ist grenzenlos.
Davor stand aber ein hartes Stück Arbeit, alleine schon in den Playoffs. Oder?
Wir haben sowohl im Viertelfinale, als auch im Halbfinale wie auch im Finale jeweils Spiel eins verloren. Das heißt, wir standen in sechs Spielen mit dem Rücken zur Wand.
Und ihr habt jedes Mal gesiegt. Wie war das möglich?
Durch unseren immensen Zusammenhalt, unseren großartigen Teamgeist.
Zum 2:1-Siegtreffer im dritten Finale durch Leo Pföderl haben Sie die glänzende Vorarbeit geleistet. Macht das einen Verteidiger stolz, wenn er auch in der Offensive so wichtige Akzente setzen kann.
Ja, absolut.
Die Eisbären sind verdient Meister geworden, haben ja auch schon die Nord-Gruppe nach Punkten gewonnen. Es ist schon kurios, genau seit 2015, als Sie vom Nachwuchs der Berliner in den Profikader der Eisbären kamen, haben die BerliWie ner keine Meisterschaft mehr geholt, nachdem sie davor sieben Titel in neun Jahren einheimsten.
Ja. Und deshalb ist für mich persönlich diese Meisterschaft etwas ganz besonderes. Denn sie ist in der Tat meine erste.
Woran lag es, dass die Eisbären diese Saison so stark waren?
Wir hatten sehr gute Neuzugänge. Das Mannschaftsgefüge stimmt zu 100 Prozent. Jeder ist für jeden gelaufen.
kaputt sind Sie nun körperlich nach dieser Corona-Saison, die ja ab der Verzahnungsrunde unglaublich viele Spiele in kurzer Zeit mit sich brachte.
Ja, das ist schon anstrengend. Wir hatten jetzt 23 Spiele in 40 Tagen. Wenn du im Flow drin bist, merkst du das aber gar nicht so. Wichtig ist nur immer, dass du versuchst, so gut wie möglich zu regenerieren.
Wie waren die Meister-Feierlichkeiten
in Corona-Zeiten?
Eine Feier mit Fans war nicht möglich, auch wenn einige Anhänger am Samstag zum Stadion gekommen sind, wo wir uns als Mannschaft noch einmal getroffen haben. Aber mannschaftsintern haben wir es schon richtig krachen lassen.
Vor drei Jahren, als sie mit Berlin das siebte und entscheidende Finalspiel in München verloren, haben Sie noch als eines ihrer Ziele die NHL
genannt. Gibt es dieses Ziel noch?
An die NHL denke ich eigentlich nicht mehr. Ich bin auch nicht mehr der Allerjüngste.
Wie sieht es mit der Nationalmannschaft, sprich mit der Weltmeisterschaft aus?
Falls ich gebraucht werde, bin ich bereit.
Wann geht das Training in Berlin wieder los?
Das weiß ich gar nicht, interessiert mich im Moment aber auch wirklich nicht.
Werden sie demnächst auch in Ihre Heimatstadt Villingen-Schwenningen kommen?
Ja, ganz bestimmt.
Eines Ihrer letzten Auswärtsspiele in der Punkterunde ging am 10. April in Schwenningen für die Eisbären 2:4 verloren. Danach hatten sie kurz die Möglichkeit, ihre Eltern Elvira und Klaus Wissmann auf dem Parkplatz vor der HeliosArena zu sehen. Außer zu Ihrer Familie, zu wem haben sie noch Kontakt in Schwenningen beziehungsweise bei den Wild Wings? Ihr Kumpel Kai Herpich hat inzwischen seine Laufbahn beendet. Wie haben sie die Wild Wings der vergangenen Saison wahrgenommen?
Also ich bin kein Fan der Schwenninger, aber drücke ihnen mehr die Daumen als anderen Klubs. Die mannschaftliche Geschlossenheit bei den Wild Wings ist mir da schon aufgefallen. Torhüter sind unheimlich wichtig. Bei den Eisbären konnten wir uns da auf Mathias Niederberger und Tobias Ancicka voll verlassen. Da hat Schwenningen mit Joacim Eriksson aber auch einen ganz starken Mann. Ich denke, bei den Wild Wings wird sinnvoll etwas aufgebaut. Die Verbindung nach Schwenningen ist hauptsächlich durch meine Familie.
Natürlich ist ein Verteidiger mit Ihren Qualitäten bei den SERCFans ein Thema. Praktisch alle würden sie gerne im Schwenninger Team sehen. Für eine Rückkehr zu ihrem Stammklub ist es aber noch zu früh, oder? Sie sind ja gerade mal erst 24 Jahre alt.
Ja, so kann man das ausdrücken.