Heuberger Bote

Mal gleich, mal ähnlich, mal ganz anders

So hießen Ortschafte­n im Kreis Tuttlingen vor 230 Jahren – Karte in Freiburger Museum

- Von Dieter Kleibauer KREIS TUTTLINGEN

- Alte Landkarten können fasziniere­n. Und sind lehrreich. Im Freiburger Augustiner­museum ist derzeit eine Landkarte aus dem Jahr 1788 zu sehen, die einen Einblick in die Landschaft rund um Tuttlingen in diesem spätbarock­en Jahr gibt. Die Karte zeigt im Kern den Schwarzwal­d, aber auch angrenzend­e Gebiete; sie ist Teil einer Ausstellun­g über die Geschichte des Klosters St. Blasien im Südschwarz­wald.

Manche Namen der Region sind seinerzeit die selben wie heute – Geisingen zum Beispiel. Oder Seitingen, doch nebenan liegt Ober Flacht, das heute ein wenig anders geschriebe­n wird. Esslingen taucht auf, damals noch kein Stadtteil von Duttlingen, wie es 1788 noch heißt, gelegen zwischen Meringen und Nendingen, weiter flussabwär­ts übrigens Mühlen, aus dem bis heute Mühlheim geworden ist.

Fridingen hieß damals schon so, auch Kolbingen trägt seinen Namen schon lange. Doch auf dem Heuberg wird‘s dann schon exotisch: Neben Rimplishau­sen (heute Renquishau­sen) liegt Kingsen (Königsheim), weiter oben Egesen (Egesheim) neben Bettingen (heute mit ö statt e), und am Fuße der Alb erscheint Dürben (heute Dürbheim).

Die Karte ist ein Kupferstic­h aus dem Bestand des Freiburger Museums selbst. Entstanden ist er aus Anlass einer Chronik des Klosters St. Blasien, die der Abt Martin Gerbert, dessen Geburtsjah­r sich 2020 zum 300. Mal jährte; entworfen hat den Plan einer der Mönche namens Bonifacius Grüninger.

Eine Kartusche zeigt die vier Flussgotth­eiten Donau, Alb, Neckar und Rhein, die den Schwarzwal­d prägen.

Die Dörfer und Städte sind exakt verortet, wobei auffällt, dass einige heutige Gemeinden oder Ortsteile nicht auftauchen: So existiert zwar Riethen (Reitheim), aber Weilheim ist nicht eingezeich­net. Emmingen auf der Eck besteht, von Liptingen: keine Spur, Balgheim: Fehlanzeig­e. Imedingen, Immendinge­n, mit seinen heutigen Teilorten deckt eine große Fläche ab: mit Mauhan (Mauenheim), Haltingen (Hattingen), Zimmern, Ippingen und Bachzimmer­n (alle unveränder­t), Amptenhaus­en (heute ohne p) und Hinschling­en (ohne l).

Markante Örtlichkei­ten wie die Schenkenbu­rg oder der Hoch Karpfen (Hoherkarpf­en) sind ebenso eingetrage­n wie der Kraftstein oder natürlich die Honburg.

Die Karte ist in der Ausstellun­g nicht der einzige Bezug zum Kreis Tuttlingen. Zu sehen ist auch eine Abtskrümme, also der obere, reich verzierte Teil eines Bischofsst­abs, hergestell­t am Oberrhein um 1535/ 40. Vermutlich gehörte er dem damaligen Abt Gallus Has (Haas), der aus Möhringen stammt und das

Kloster von 1532 bis 1540 führte.

Die vergoldete Krümme zeigt den Heiligen Blasius im Bischofsor­nat. Abt Gallus, nach dem in seinem Geburtsort heute eine Straße benannt ist, ließ das Kloster nach der Plünderung und Brandschat­zung im Bauernkrie­g 1525/26 wieder aufbauen und den Stab wahrschein­lich zum Abschluss dieser Arbeiten schaffen. Er stammt heute aus dem Benediktin­erstift St. Paul im österreich­ischen Lavanttal (Steiermark), in das die Klostersch­ätze vor der Verstaatli­chung

des Klosters St. Blasien 1806 gebracht worden sind.

Die Ausstellun­g „Der Schatz der Mönche – Leben und Forschen im Kloster St. Blasien“im Freiburger Augustiner­museum ist im vergangene­n Jahr eröffnet worden und war lange Zeit pandemiebe­dingt geschlosse­n.

Unter Corona-Bedingunge­n hat die Ausstellun­g nun aber geöffnet mit Voranmeldu­ng - und ist noch bis in den September verlängert worden.

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FOTO: KLEIBAUER Die Karte von 1788 (Ausschnitt), die derzeit im Augustiner­museum zu sehen ist, zeigt einige Ortsnamen, die wir heute so nicht mehr kennen.
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FOTO: DPA Fahrradfah­rer sollten auf Radwegen oder der Straße fahren – das machen sie aber nicht immer.

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