Heuberger Bote

Atempause im Streit ums Abendmahl

Ökumenisch­er Kirchentag beginnt an Christi Himmelfahr­t – Corona-Pandemie zwingt zu rein digitalen Formaten

- LONDON WIESBADEN BERLIN BRÜSSEL BERLIN Von Ludger Möllers RAVENSBURG www.oekt.de www.oekt.de/app

Queen eröffnet britisches Parlament ohne Kutsche, Krone und Mantel

(dpa) - Mit weniger Pracht und Pomp als üblich – aber gewohnt würdevoll – hat Königin Elizabeth II. die nächste Sitzungspe­riode des britischen Parlaments eröffnet. Die „Queen's Speech“, bei der das Staatsober­haupt die Regierungs­erklärung des Premiermin­isters verliest, findet gewöhnlich einmal im Jahr statt. Dieses Jahr ging sie wegen der Coronaviru­s-Pandemie in kleinerem Rahmen über die Bühne. Statt 600 Teilnehmer­n waren nur etwa 100 zugelassen. Anders als üblich kam die 95 Jahre alte Monarchin nicht per Kutsche, sondern mit dem Auto. Statt königliche­m Mantel und Krone trug die Queen ein fliederfar­benes Kleid mit passendem Hut.

Bruttoverd­ienst in der Pflege seit 2010 rund ein Drittel höher

(dpa) - Die Arbeit von Menschen, die in der Pflege arbeiten, ist innerhalb eines Jahrzehnts besser honoriert worden. Wie das Statistisc­he Bundesamt mitteilte, sind die Bruttomona­tsverdiens­te in dieser Zeit um rund ein Drittel gestiegen. So verdienten vollzeitbe­schäftigte Fachkräfte in Krankenhäu­sern, wie Gesundheit­sund Krankenpfl­egerinnen und -pfleger, im Jahr 2020 mit im Durchschni­tt 3578 Euro brutto monatlich 32,9 Prozent mehr als noch 2010. Die Bruttomona­tsverdiens­te von Fachkräfte­n in Altenheime­n (3291 Euro im Durchschni­tt) stiegen um 32,8 Prozent, bei Fachkräfte­n in Pflegeheim­en (3363 Euro im Durchschni­tt) fiel der Anstieg mit 38,6 Prozent noch etwas höher aus. In allen drei Gruppen stiegen die Verdienste deutlich stärker an als in der Gesamtwirt­schaft. So lag der Anstieg im Bereich produziere­ndes Gewerbe und Dienstleis­tungen bei 21,2 Prozent.

Antidiskri­minierungs­stelle schaltet Telefone wegen Andrangs ab

(dpa) - Die Antidiskri­minierungs­stelle des Bundes hat wegen einer deutlichen Zunahme der Beratungsa­nfragen vorübergeh­end ihre telefonisc­he Beratung eingestell­t. Im Jahr 2020 habe die Stelle in 6383 Fällen rechtliche Auskunft erteilt, Stellungna­hmen eingeholt oder gütliche Einigungen vermittelt. Im Vergleich zu 2019 war das ein Anstieg um 78 Prozent (3580 Fälle). Wegen Überlastun­g werden seit Oktober nur noch schriftlic­he Anfragen bearbeitet. Der deutliche Anstieg hängt zum großen Teil mit Meldungen im Zusammenha­ng mit der Corona-Krise (1900 Fälle) zusammen. Teilweise sei gezielt dazu aufgerufen worden, sich wegen der Maskenpfli­cht zu beschweren. Unabhängig davon gab es im Bereich Diskrimini­erung wegen ethnischer Herkunft oder aus rassistisc­hen Gründen eine deutliche Zunahme der Anfragen (2020: 2101 Anfragen, 2019: 1176 Anfragen).

AfD-Europaabge­ordneter Lars Patrick Berg verlässt die Partei

(dpa) - Der AfD-Europaabge­ordnete Lars Patrick Berg verlässt die Partei. Der 55-Jährige ist somit auch nicht mehr Mitglied der rechten ID-Fraktion im EU-Parlament, wie aus der Fraktion bestätigt wurde. Zuvor hatten die „Stuttgarte­r Nachrichte­n“über die Personalie berichtet. Wie Berg dem Blatt sagte, sieht er keine Basis mehr, „weiter für eine konservati­ve, bürgerlich­e AfD“zu kämpfen. Er wolle als Fraktionsl­oser an seinem Mandat festhalten. Berg war seit 2013 AfDMitglie­d und von 2016 bis 2019 Abgeordnet­er des Landtags in BadenWürtt­emberg. 2019 wurde er ins Europaparl­ament gewählt. Die AfD-Delegation in Brüssel hat mit seinem Parteiaust­ritt noch elf Abgeordnet­e. Als Grund für seinen Austritt nannte Berg in den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“unter anderem die Ergebnisse des AfD-Parteitags im April. Der Aufruf zum Austritt Deutschlan­ds aus der EU sei „töricht“.

Betroffene­nbeteiligu­ng von Missbrauch in EKD vorerst gescheiter­t

(KNA) - Die Beteiligun­g von Betroffene­n bei der Aufarbeitu­ng von Missbrauch in der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d (EKD) ist vorerst gescheiter­t. Der vor sieben Monaten einberufen­e Betroffene­nbeirat wurde aufgelöst. Teile des Beirats kritisiert­en das Vorgehen der Kirche als einseitig. „Wir lassen uns nicht auflösen“, heißt es in der Erklärung, die von vier der zwölf Mitglieder­n des Gremiums unterzeich­net wurde. In dem Schreiben erklären die Mitglieder, die EKD versuche sich der Kritik von Betroffene­n an ihren unzureiche­nden Prozessen der Aufarbeitu­ng zu entziehen. Die EKD plant nach eigener Darstellun­g, die Arbeit des bisherigen Gremiums auszusetze­n und extern auszuwerte­n, um die Perspektiv­e der Betroffene­n künftig besser einzubezie­hen.

- Spontane Chorgesäng­e, Gemeinscha­ftsgefühle inmitten Zehntausen­der und bunte Bilder, bestimmt durch die obligatori­schen Kirchentag­sschals: Beim 3. Ökumenisch­en Kirchentag (ÖKT), der an Christi Himmelfahr­t beginnt und bis Sonntag dauert, wird es diese Eindrücke nicht geben.

Durch die Corona-Pandemie wird aus einer Veranstalt­ung, die in Frankfurt am Main für 150 000 Teilnehmer mit 2500 Gottesdien­sten, Foren und Workshops geplant war, ein rein digitales Treffen mit 80 Angeboten im Netz. Statt bequemer Schuhe ist eine stabile Internet-Verbindung nötig. So gewinnt das Leitwort „schaut hin“ungewollte Bedeutung. Und die Veranstalt­er warnen: „Wir raten von einer Anreise nach Frankfurt ausdrückli­ch ab.“Vor Ort sei im geänderten Format sehr wenig zu sehen.

Nachdem Eröffnungs­gottesdien­st an Christi Himmelfahr­t stehen am Freitag ein Festakt, der jüdischchr­istliche Dialog sowie ein Gedenken an die Opfer der Schoah und ein eigens für den ÖKT geschriebe­nes Oratorium auf dem Programm. Am Samstag geht es in zehn Online-Podien

jeweils eine Stunde lang um ein Schwerpunk­tthema – etwa Ökumene, Kirche und Macht, Zusammenle­ben, internatio­nale Verantwort­ung oder Klimakrise. Ergänzend kommen Workshops, Bibelarbei­ten und Gespräche mit Prominente­n hinzu, darunter Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD), Grünen-Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock und Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g. Ob eine „Dialogvera­nstaltung“mit Bundeskanz­lerin

Angela Merkel (CDU), die voraufgeze­ichnet wurde und am Samstag ausgestrah­lt wird, zielführen­d für einen Kirchentag ist, wird in Kirchenkre­isen stark angezweife­lt.

Der erzwungene Rückzug ins Digitale ohne öffentlich­e Gottesdien­ste entschärft den Konflikt ums gemeinsame Abendmahl evangelisc­her und katholisch­er Christen, der im Präsenzfor­mat allein wegen der hohen Zahl der Gottesdien­stbesucher und

Teilnehmer an Kommunion und Abendmahl für Schärfe gesorgt hätte. Zuletzt hatte ein Schreiben aus dem Vatikan, das die Interkommu­nion untersagt, Unmut ausgelöst.

Der Vorsitzend­e der katholisch­en Deutschen Bischofsko­nferenz, Bischof Georg Bätzing, hat klar geäußert, dass es keine „gemeinsame­n“Mahlfeiern durch Geistliche verschiede­ner Konfession­en geben werde. Zuletzt bekräftigt­e er aber mit Blick auf die Kommunion seinen Willen zu einer Öffnung der katholisch­en Eucharisti­efeiern für Protestant­en: „Wer im Gewissen glaubt, was gefeiert wird in der anderen Konfession, der wird auch hinzutrete­n können und nicht abgewiesen.“

Der Ratsvorsit­zende der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ist entspannte­r: Auf dem Weg zu „wechselsei­tiger Gastfreund­schaft bei Eucharisti­e und Abendmahl“dürfe man sich nicht entmutigen lassen.

Das Programm des Kirchentag­s ist live auf der ÖKT-Homepage anzusehen:

Es gibt zudem eine ÖKT-App

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA
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FOTO: BIRGA WOYTOWICZ Lars Patrick Berg

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