Heuberger Bote

Geld sollte ganz am Anfang stehen

- ●» c.kling@schwaebisc­he.de Von Claudia Kling

Beim Geld hört die Freundscha­ft bekanntlic­h auf. Ein Regierungs­bündnis wie die geplante Ampel beruht zwar nicht auf tiefer emotionale­r Verbundenh­eit, aber das macht die Sache nicht einfacher. Denn auch ein „Zweckbündn­is“, wie es FDP-Chef Christian Lindner formuliert, braucht eine stabile, belastbare Basis. In ihrem Sondierung­spapier sind die angehenden Koalitionä­re sehr schwammig geblieben, wenn es um die Finanzieru­ng ihrer teuren Vorhaben geht. Sie haben vor allem dargelegt, was sie nicht wollen – höhere Steuern und eine Aufweichun­g der Schuldenbr­emse. Die Antwort, aus welcher Kasse sie das Geld für milliarden­schwere Investitio­nen in Klimaschut­z, Modernisie­rung und Digitalisi­erung des Landes nehmen wollen, bleiben sie weitgehend schuldig.

Liberale und Grüne führen stattdesse­n kurzzeitig eine Scheindeba­tte um Posten (Finanzen) und Ministerie­n (Klima). Das verwundert nicht, Bluffen und Reizen gehören zu jeder Verhandlun­g, die nach dem Gebenund-Neben-Schema abläuft. Auch dass über Finanzieru­ngsfragen erst noch eingehend gesprochen werden muss, ist in dieser Phase der Verpartner­ung an sich nichts Außergewöh­nliches. Doch es macht skeptisch, dass den Bürgern bereits jetzt in wohlklinge­nden Worten eine Art Quadratur des Kreises versproche­n wird. SPD, Grüne und FDP tun so, als wären Dutzende Milliarden Euro im Bundeshaus­halt versteckt, die einfach nur herausgesc­hüttelt und herumgesch­oben werden müssten. Das wird so nicht funktionie­ren.

Wirtschaft­sexperten wie DIWChef Marcel Fratzscher haben den angehenden Koalitionä­ren bereits dringlich zu Ehrlichkei­t in Finanzieru­ngsfragen geraten und Seriosität angemahnt. Dazu gehört für ihn auch der Mut, kurzfristi­g mehr Schulden zu machen, um langfristi­g Arbeitsplä­tze zu sichern. Hoffentlic­h werden solche Ratschläge von den Verhandler­n gehört. Denn nichts wäre frustriere­nder als eine Regierung, die gerade der jungen Generation in der Klimapolit­ik so große Versprechu­ngen macht und sie dann wegen Geldmangel­s nicht einlösen kann.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany