Für die Bürger wird es teuer
Eines haben die Ampel-Verhandler schon geschafft: Sie haben ihre Kreativität bewiesen. Zukunftskoalition, Fortschrittskoalition, innovatives Bündnis – die Bezeichnungen für die künftige Bundesregierung sind klangvoll und verheißen eine gute Zukunft. Doch was die Worte wert sind, wird sich nun erweisen. Nun gehen die Verhandlungen los. Große Entscheidungen stehen aus. Die Unterredungen werden nicht nur den Parteien einiges abverlangen, sondern auch viel Verständnis vom Bürger erfordern.
In erster Linie ist das Sondierungspapier ein Dokument mit vielen Wohltaten. Die SPD hat den Mindestlohn bekommen, die FDP hat sich bei den Steuern durchgesetzt. Auch bleiben die Deutschen vom Tempolimit verschont. Die Grünen, denen der Kohleausstieg „idealerweise“vor 2030 zugestanden wurde, müssen am meisten nachjustieren.
Das Beeindruckendste dabei: Die Sondierer und jetzigen Verhandler haben dies alles erreicht, ohne sich gegenseitig zu zerfleischen. Bei jenen, die vom Gezeter der Großen Koalition genug haben, kam das gut an. Doch wer das Sondierungspapier genau liest, merkt, dass den Bürgern in den kommenden Jahren viel abverlangt wird. Im Dokument wird ein anstehender großer „Transformationsprozess“beschrieben. Es ist von „Brüchen“und „Enttäuschungen“die Rede, ähnlich wie sie einst die DDR-Bürger erlebten.
Die Ampelkoalition hat sich zum Ziel gesetzt, das schier Unmögliche möglich zu machen: Klimaschutz, schnelles Internet, zuverlässiges Bus- und Bahnnetz, stabile Renten – und das alles sozial verträglich. Das geht so einfach nicht. Jemand wird die Zeche zahlen müssen. Wie genau das geschieht, wird einen Großteil der Verhandlungen ausmachen. Für die Bürger ist aber klar: Sie werden sich auf einiges gefasst machen müssen. Einen Vorgeschmack darauf bekommen die Menschen derzeit an der Zapfsäule, beim Heizen und im Supermarkt. Für die Ampel-Verhandler ist essenziell, wie sie das abfedern. Zukunft, Fortschritt, Innovation sind starke Worte. Es ist an den Verhandlern, sie mit Inhalt zu füllen.