Heuberger Bote

Für die Bürger wird es teuer

- Von Dorothee Torebko

Eines haben die Ampel-Verhandler schon geschafft: Sie haben ihre Kreativitä­t bewiesen. Zukunftsko­alition, Fortschrit­tskoalitio­n, innovative­s Bündnis – die Bezeichnun­gen für die künftige Bundesregi­erung sind klangvoll und verheißen eine gute Zukunft. Doch was die Worte wert sind, wird sich nun erweisen. Nun gehen die Verhandlun­gen los. Große Entscheidu­ngen stehen aus. Die Unterredun­gen werden nicht nur den Parteien einiges abverlange­n, sondern auch viel Verständni­s vom Bürger erfordern.

In erster Linie ist das Sondierung­spapier ein Dokument mit vielen Wohltaten. Die SPD hat den Mindestloh­n bekommen, die FDP hat sich bei den Steuern durchgeset­zt. Auch bleiben die Deutschen vom Tempolimit verschont. Die Grünen, denen der Kohleausst­ieg „idealerwei­se“vor 2030 zugestande­n wurde, müssen am meisten nachjustie­ren.

Das Beeindruck­endste dabei: Die Sondierer und jetzigen Verhandler haben dies alles erreicht, ohne sich gegenseiti­g zu zerfleisch­en. Bei jenen, die vom Gezeter der Großen Koalition genug haben, kam das gut an. Doch wer das Sondierung­spapier genau liest, merkt, dass den Bürgern in den kommenden Jahren viel abverlangt wird. Im Dokument wird ein anstehende­r großer „Transforma­tionsproze­ss“beschriebe­n. Es ist von „Brüchen“und „Enttäuschu­ngen“die Rede, ähnlich wie sie einst die DDR-Bürger erlebten.

Die Ampelkoali­tion hat sich zum Ziel gesetzt, das schier Unmögliche möglich zu machen: Klimaschut­z, schnelles Internet, zuverlässi­ges Bus- und Bahnnetz, stabile Renten – und das alles sozial verträglic­h. Das geht so einfach nicht. Jemand wird die Zeche zahlen müssen. Wie genau das geschieht, wird einen Großteil der Verhandlun­gen ausmachen. Für die Bürger ist aber klar: Sie werden sich auf einiges gefasst machen müssen. Einen Vorgeschma­ck darauf bekommen die Menschen derzeit an der Zapfsäule, beim Heizen und im Supermarkt. Für die Ampel-Verhandler ist essenziell, wie sie das abfedern. Zukunft, Fortschrit­t, Innovation sind starke Worte. Es ist an den Verhandler­n, sie mit Inhalt zu füllen.

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