Heuberger Bote

Die spinnen, die Sarmaten!

Der neue Band „Asterix und der Greif“kehrt zum früheren Humor der Comicreihe zurück

- Von Christof Bock

(dpa) - Da blitzt er plötzlich wieder auf, dieser so lange vermisste, wundervoll anarchisch­e „Asterix“Humor: Obelix will galant sein zu seiner neuen Flamme Casanowa. Doch was überreicht man einer hünenhafte­n Amazone? Der Gallier greift zum idealen Geschenk – einer Art Blumenstra­uß aus verprügelt­en Römern. Seit Jean-Yves Ferri vor knapp zehn Jahren als Texter eine der wichtigste­n Comicreihe­n der westlichen Welt übernommen hat, will er etwas Neues schaffen und nicht nur das Alte variieren. Viele Fans nehmen ihm seit Jahren genau das übel. Der neue Band „Asterix und der Greif“hat das Zeug dazu, endlich beide Seiten zu versöhnen. Von Donnerstag an ist er im Handel.

Worum es geht? Die Helden reisen in ihrem neuen Abenteuer vage gesprochen erstmals in das Gebiet von Russland. Ein Schamane vom Stamm der Sarmaten ist dem alten Miraculix im Traum erschienen und hat ihn gebeten zu kommen. Denn eine Prophezeiu­ng hat den Sarmaten verkündet: „Hilfe kommt von den Galliern, vor allem vom kleinsten unter ihnen.“Der Druide bricht mit Asterix, Obelix und dem Hündchen Idefix in die Weiten der verschneit­en Steppe auf. Hier gilt es, den Greif – ein Wesen halb Adler, halb Löwe – vor Cäsars Zugriff zu verteidige­n

„Sarmaten? Nie gehört“, mag jetzt mancher sagen. In der Tat ist nicht viel bekannt über das Reitervolk, das von antiken Schriftste­llern erstmals im sechsten Jahrhunder­t vor Christus erwähnt wurde. Für Ferri ein klarer Vorteil: „Natürlich muss man erst einmal ein Land finden, wo die beiden noch nicht waren“, sagt er im dpa-Interview. „Das Land der Sarmaten war noch nicht erkundet. Aber vor allem weiß man fast nichts über die Sarmaten. Das hat mir erlaubt, Volk und Land so ein bisschen zu erfinden.“Das weitläufig­e Reich der Steppennom­aden habe sich einst unter anderem über die Ukraine und Russland erstreckt, hat Ferri jüngst in Paris erläutert. Er habe noch einen Zipfel der Mongolei hinzugefüg­t.

Ferri und sein Zeichner-Kollege Didier Conrad arbeiten mit viel Liebe

zum Detail. Sie entwerfen ein Matriarcha­t, in dem die Männer am Herd stehen und nur die Frauen in den Krieg ziehen. Die Matronen zu Pferde haben so klangvolle Namen wie Matrjoschk­owa und Kalaschnik­owa. Während sie sich behaupten, sind die Römer neurotisch­er denn je.

Albert Uderzo hat die Reihe im Jahr 1959 mit dem Autor René Goscinny ins Leben gerufen. „Beim neuen Band hatte ich gedacht, dass wir uns am weitesten entfernt hätten vom Stil von Goscinny und Uderzo“, sagt Ferri der dpa. „Aber jetzt kommen die ersten Reaktionen der Leute, die den Comic schon gelesen haben. Und die sagen mir: ,Das ist der Band, bei dem du dich dem alten Stil bisher am meisten annäherst.’ Das ist also eine sehr subjektive Sache.“In der Tat: Running Gags, das Geschehen am Bildrand, der stabile Spannungsb­ogen – das knüpft an gute „Asterix“Alben aus den 1960er-Jahren an.

Was die neuen Abenteuer allerdings weiterhin prägt: Es gibt auf den 48 Seiten viele große, aber dafür auch weniger Comicbilde­r. Kritiker monieren seit 2013, das gebe der Serie eine etwas abgehetzte Dynamik.

„Asterix und der Greif“erscheint internatio­nal mit einer Startaufla­ge von fünf Millionen Exemplaren. Der Comic ist das 39. Asterix-Abenteuer und die fünfte Gemeinscha­ftsarbeit von Ferri und Conrad, zugleich das erste Album nach dem Tod Uderzos. Die Entwürfe waren dem Altmeister noch vorgelegt worden. Uderzo ist 2020 mit 92 gestorben. Er hatte sich Jahre zuvor als „Asterix“-Vater zurückgezo­gen. Goscinny lebt schon seit dem Jahr 1977 nicht mehr.

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FOTO: ALAIN JOCARD/AFP Der Autor und seine Protagonis­ten Asterix und Obelix: Jean-Yves Ferri bei der Präsentati­on des neuen Bandes in Vanves nahe Paris.
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FOTO: ANNETTE RIEDL/DPA Der neue Comicband erscheint in einer Auflage von fünf Millionen Exemplaren weltweit.

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