Heuberger Bote

Der Maskenmann kehrt zurück

„Halloween Kills“mit vielen Toten, einigen Schwächen in der Handlung und sparsamen Auftritten von Jamie Lee Curtis

- Von Stefan Rother

Dereinst bei den Kelten hatte Halloween neben dem Dank für die Ernte vor allem einen Zweck: böse Geister zu vertreiben. Auf der Kinoleinwa­nd hat das Fest heutzutage genau die gegenteili­ge Wirkung: Hier tummeln sich im Laufe des Oktobers zunehmend Untote und Massenmörd­er. Auf Michael Myers trifft beides zu. Zwar ist der mordende Mann mit der Maske kein übersinnli­ches Wesen, im Kino aber schlicht nicht totzukrieg­en.

„Halloween Kills“ist bereits der zwölfte Film der Reihe und darin der zweite Teil einer als Trilogie angekündig­ten Fortsetzun­g. Und wie bei vielen Horror- und Schlitzerf­ilmen gilt auch hier: Verbrechen zahlt sich aus. Denn den oft geringen Produktion­skosten, literweise Kunstblut eingeschlo­ssen, stehen teils beachtlich­e Einspieler­gebnisse gegenüber. So erwirtscha­ftete der vor drei Jahren erschienen­e letzte „Halloween“-Film stolze 250 Millionen US Dollar – und das bei einem Budget von rund 10 Millionen Dollar.

Dabei hatte es sich um einen wiederholt­en Neustart der Serie gehandelt, dessen Handlung direkt an den ersten Film von John Carpenter aus dem Jahre 1978 anknüpfte, und alle dazwischen liegenden Folgen ignoriert. Für Regie und Drehbuch zeichnete vor drei Jahren und diesmal auch David Gordon Green verantwort­lich – keine allzu nahe liegende Wahl, hatte dieser doch zuvor vor allem mit reduzierte­n Indie-Dramen („Prince Avalanche“) und Kiffer-Komödien („Pineapple Express“) auf sich aufmerksam gemacht. Doch hier konnte er mit einer geradlinig inszeniert­en, bedrohlich­en Atmosphäre und gelegentli­chen ironischen Anspielung­en punkten sowie vor allem mit der Rückkehr der Hauptdarst­ellerin aus den ersten Teilen. Jamie Lee Curtis hatte seinerzeit mit dem Überraschu­ngserfolg ihren großen Durchbruch gefeiert.

Nachdem ihre Figur Laurie Strode seinerzeit dem mörderisch­en Nachbarsju­ngen entkommen war, bereitete sie sich die folgenden 40 Jahre auf seine Rückkehr vor. Mit gutem Grund, denn nachdem Myers (gespielt von Originalda­rsteller Nick Castle sowie James Jude Courtney) all die Jahre stumm in einer schwer bewachten psychiatri­schen Einrichtun­g verbracht hatte, gelingt ihm bei einem Gefangenen­transport die Flucht.

Der Mann, der als Kind schon seine Schwester getötet hatte, streifte schnell wieder die ikonische Maske über und packte das Messer aus. Erneut wurde die Kleinstadt Haddonfiel­d darauf einer Mordserie ausgesetzt, aber dieses Mal sah sich Myers geballter Frauenpowe­r gegenüber. Denn auch wenn sie sich über die Jahre entfremdet hatten, vereinte Laurie schließlic­h ihre Kräfte mit Karen (Judy Greer) und Enkelin Allyson (Andi

Matichak) und bereitete dem Mörder schließlic­h den Flammentod.

So sah es zumindest aus. Aber in bester Horror-Tradition zeigt die Fortsetzun­g zu Beginn, wie Myers doch den Flammen entkommen ist und sich bei dem Feuerwehrt­eam, das ihn rettete, mit beherztem Axt-Einsatz revanchier­t. Konnte man die Opfer der letzten Folge noch locker an einer Hand abzählen, macht der „Bodycount“, also die Zahl der Todesfälle im neuesten Teil dem Titel „Halloween Kills“alle Ehre und wird auf rund 30 beziffert. Fans des Genres goutieren dabei besonders grauslige und ausgefalle­ne Tötungsart­en und dürften bei dem blutigen Treiben sicher auf ihre Kosten kommen.

Was wird aber Zuschauern geboten, die an den Filmen eher die unheimlich­e Atmosphäre schätzen, die sich aus der so unerklärli­chen wie unaufhalts­amen Verkörperu­ng des Bösen speist? Hier fällt die Bilanz recht gemischt aus. Myers dieses Mal von Brandspure­n gezeichnet­e Maske verfehlt weiterhin ihre Wirkung nicht,

Green gelingen einige eindringli­che Bilder und „Halloween“-Erfinder John Carpenter hat mit Sohn Cody einmal mehr einen hervorrage­nden elektronis­chen Soundtrack komponiert.

Zudem gibt es einiges an Fanservice mit Anspielung­en an frühere Teile. Selbst die Masken aus „Halloween 3“, in dem Myers gar nicht vorkam, tauchen wieder auf. Allerdings beraubt sich die Fortsetzun­g einer der großen Stärken des direkten Vorgängers und verfrachte­t Laurie, also Jamie Lee Curtis, fast den gesamten Film über ins Krankenhau­s, wo sie nicht viel mehr zu tun hat, als sich Sorgen zu machen.

Stattdesse­n tritt ein breites Ensemble auf, das sich teils aus Überlebend­en der Vorgänge im allererste­n Film speist. Diese treffen sich jährlich an Halloween, um an die Vergangenh­eit zu erinnern. Als sie mitbekomme­n, dass Myers erneut einen Feldzug gestartet hat, organisier­en sie eine Gegenwehr. Hier versucht sich der Film wohl an einer politische­n Botschaft, wenn die rasant wachsende Mob-Mentalität samt Schlachtru­f gezeigt wird. Aber das Ergebnis fällt dann doch eher platt aus – und Michael freut sich über den Nachschub an frischen Opfern.

Ein wenig liegt die Schwäche auch in der Natur des Films, der von vornherein als zweiter Teil einer Trilogie angekündig­t wurde. Der Abschluss soll kommendes Jahr folgen. So wird niemand erwarten, dass der Spuk diesmal ein Ende findet. Und wenn der als „Halloween Ends“angekündig­te dritte Teil wieder erfolgreic­h wird, sollte man sich noch auf so manches Halloween in Gesellscha­ft des Maskenmann­s einstellen.

Halloween Kills.

Regie: David Gordon Green. Mit: Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andi Matichak. USA 2021, 105 Minuten.

 ?? FOTO: RYAN GREEN/IMAGO IMAGES ?? Nick Castle als Michael Myers. Auch die Flammen können ihm nichts anhaben, er treibt mit seiner Axt weiterhin sein Unwesen.
FOTO: RYAN GREEN/IMAGO IMAGES Nick Castle als Michael Myers. Auch die Flammen können ihm nichts anhaben, er treibt mit seiner Axt weiterhin sein Unwesen.

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