Narren treiben Fasnetsaison 2022 voran
Werden Umzüge stattfinden? Vereine sind optimistisch – aber auch vorsichtig
- Narri, Narro! - Das Sozialministerium des Landes Baden-Württemberg macht den Narren Hoffnung: Nach aktuellem Stand können die Narrenvereine und alle Anhänger der Fasnet mit närrischem Treiben auf den Straßen rechnen. Die Zünfte und Narrenvereine im Landkreis Tuttlingen gehen die Planungen für die Fasnets-Saison 2022 unterschiedlich an – von zurückhaltend bis offensiv. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Die Fasnet darf nicht nochmal ausfallen.
Nachdem sich das Landesministerium für Soziales, Gesundheit und Integration mit den Narrenverbänden und dem Städte- und Gemeindetag austauschte, blickt der Narrenpräsident Roland Wehrle nun optimistisch auf die Fasnet 2022: „Dass wir so frühzeitig Gewissheit haben und jetzt in die Planung der neuen Kampagne einsteigen können, hilft uns sehr“. Und auch der Amtschef des Sozialministeriums Uwe Lahl ist positiv gestimmt: „Geimpfte und Genesene sollen unbeschwert im Inneren feiern können. Für den Außenbereich finden wir gute Lösungen.“Heißt: Bei Saalveranstaltungen 2G, im Außenbereich mit Hygienekonzept.
Zunftmeister Ralf Schräpel von den Narrenfreunden Aldingen
An ein Ausfallen der Fasnet denkt die Vorsitzende des
Narrenvereins Honberger aus Tuttlingen Sonja Vogler
derzeit nicht: „Wir sind in Planungen und müssen abwarten, was im Januar passiert“, betonte sie und gibt zurückhaltend zu bedenken, dass der Verein und sie selbst verantwortlich sind, wenn etwas passiere mit Blick auf die Pandemie. „Wir müssen schauen, was letztlich umsetzbar und machbar ist. Außerdem weiß ich beispielsweise nicht, wer alles von den Mitgliedern geimpft ist“, ergänzte Vogler, die sich dabei die Frage stellt, ob sie für eine Saalveranstaltung genug Helfer zusammenbekommt. Sie rechnet derzeit auch mit der Durchführung des Umzugs am Fasnetsamstag. Mit einer Abendveranstaltung in der Halle sei es schwierig, da die IKG-Aula derzeit aufgrund der Renovierung der Gymnasien nicht genutzt werden kann. Sie will sich sowohl mit dem Gesundheitsamt und der Stadtverwaltung über alles Weitere abstimmen.
tendiert eher dazu, auf den Sonntagsumzug zu verzichten und dafür eine Saalveranstaltung zu bevorzugen. „Ich weiß derzeit nicht, wie ich ein Hygienekonzept bei einem Umzug umsetzen kann. Ich kann nicht die gesamte Umzugsstrecke mit einem Bauzaun eingrenzen.
Wir haben beim Umzug in Aldingen rund 2500 Besucher und viele Narren auf der Straße. Jeder kommt aus einer anderen Ecke. Wie soll ich das kontrollieren?“, stellt er sich die Frage. Deshalb schwinden die Chancen derzeit in Aldingen einen Sonntagsumzug durchzuführen. Vielmehr sei der Narrenrat in Aldingen dazu geneigt, die Gastzünfte anzufragen, ob sie zu einer Veranstaltung in die Erich-Fischer-Halle kommen würden. „Eine Saalveranstaltung ist viel besser kontrollierbar. Hier weiß ich am Eingang wer reinkommt und kann das mit dem Personal absichern“, erklärte er. Sein Narrenrat sei jedenfalls komplett durchgeimpft und damit bereit für die kommende Fasnetsaison.
Ganz optimistisch treiben die Spaichinger die Planungen in Sachen Fasnet voran. Die Kampagne des Sozialministeriums werde dort „in groben Zügen voll durchgeplant“, wie uns der
Präsident der Narrenzunft Deichelmaus Steffen May
mitteilte. Er hob vor allem die durch die Kampagne entstandene Planungssicherheit hervor. Denn er weiß: „Nichts ist schlimmer, wie wenn man ins Ungewisse läuft“und ergänzte: „Wir planen unsere Saalveranstaltungen und nach aktuellem Stand auch unseren Umzug, genauso alle sonstigen Aktivitäten, die in der Fasnet bei uns stattfinden.“Auch ein Gardewettbewerb soll durchgeführt werden. In der Gesprächsrunde mit dem Sozialministerium
war auch der Ringpräsident des Narrenfreundschaftsrings Schwarzwald-Baar-Heuberg Kurt Szofer beteiligt. Diesen Umstand lobte May: „Wir sind froh, dass er bei diesen Gesprächen dabei war. Uns freut es, dass es Handlungsempfehlungen gibt, die es uns ermöglichen, Veranstaltungen durchzuführen. Wie wir es konkret umsetzen, wird im Narrenrat diskutiert.“Er warte außerdem noch auf die Empfehlungen für ein Hygienekonzept, das für die Umzüge bestimmt ist und in wenigen Wochen vorliegen soll. „Das werden wir uns anschauen, bewerten und dann entscheiden, ob ein Umzug realisierbar ist“. Das 2G-Optionsmodell des Landes mache es dem Veranstalter zudem in der Planung leichter. Durch dieses Modell kann eine Halle voll besetzt werden. Eines ist für Steffen May klar: „Wir wollen alles versuchen, dem Narrenvolk so viel Fasnet wie möglich zu bieten und das Maximale rausholen. Die Signale des Landes sind positiv und wir sind motiviert.“
Matthäus Lis als Vorsitzender des Narrenvereins Egesheim
Skeptischer blickt
auf die bevorstehende Fasnetsaison: „Ich denke, die Fasnet wird nächstes Jahr nicht so stattfinden können, wie wir sie kennen. Darum haben wir uns verstärkt darauf eingestellt, dass wir maximal die Dorffasnet hinbekommen werden.“Für die kleine Gemeinde auf dem Heuberg würde das folgendes Narrenprogramm bedeuten: der schmotzige Donnerstag, ein bunter Abend in der Halle am Fasnetsonntag und der traditionelle kleine Dorfumzug am Rosenmontag. „Ganz ausfallen lassen wollen wir die Fasnet nicht. Im schlimmsten Fall wollen wir eine Kinderveranstaltung mit kleinem Umzug und Auftritten durchführen“, sagte uns Lis, der aber nach aktuellem Stand davon ausgehe, dass die Dorffasnet ganz normal stattfinden werde.
Im Donautal steht beim Fridinger Narrenvolk ebenso die traditionelle Dorffasnet hoch im Kurs.
Narrenvater Martin Schnell
von der dortigen Narrenzunft ist zeitlich nicht im Zugzwang: „Wir können relativ spontan noch Mitte oder Ende Januar reagieren und entscheiden, weil wir weitestgehend eine Straßenfasnet haben.“Die Umzüge können kurzfristig geplant werden und „wir uns so weder Sorgen noch große Hoffnungen machen müssen“. Die Dinge vom Sozialministerium seien für ihn noch etwas zu früh. In naher Zukunft wolle er sich aber mit der Gastronomie im Fridinger Ortskern zusammensetzen. „Wir wollen uns ein Konzept ausdenken, dass Personen, die von Wirtshaus zu Wirtshaus ziehen, nicht bei jedem Betreten überprüft werden müssen, sondern einmalig wie mit einem Bändchen, damit ein schneller Einlass gewährleistet wird“, so der Narrenvater.