Der „alte Lappen“kommt weg
Leser erzählen ihre Geschichten – Führerschein musste nur selten gezeigt werden
- Bald ist Schluss mit den alten Papierführerscheinen. Ab 2022 verlieren die „Lappen“schrittweise ihre Gültigkeit und müssen durch den einheitlichen Kartenführerschein der Europäischen Union ersetzt werden. Einige unserer Leser sind noch im Besitz des alten Führerscheins und verbinden viele schöne und auch lustige Geschichten damit.
Gisela Frick-Hesse erinnert sich noch genau an den Tag ihrer Prüfung im Jahr 1972. Denn damals „wurde am gleichen Tag die schriftliche und praktische Prüfung, genauso wie der Sehtest abgelegt“, sagt sie. Ein Unterfangen, das nicht ganz problemlos verlief. Schließlich bekam sie ihre erste Brille bereits mit drei Jahren, da sie auf ihrem linken Auge nur rund 15 Prozent sieht. „Eine Beeinträchtigung war meinem Fahrlehrer damals aber nicht aufgefallen. Das wundert mich ehrlich gesagt bis heute“, erzählt sie.
Den Sehtest, den sie dann am Tag ihrer Prüfung beim TÜV ablegen musste, bestand sie nicht. „Erst nach dem Gutachten eines Augenarztes, das in den Führerschein eingetragen werden musste, bekam ich ihn – zwei Tage später“, erzählt Gisela FrickHesse. Wirklich vorzeigen musste sie ihn aber seit 1972 kaum - höchstens drei Mal. Abgeben möchte die Tuttlingerin ihn aber trotzdem nicht, erzählt sie: „Ich lasse ihn entwerten. Er kommt dann zu den anderen Dokumenten ins Familienalbum“.
Auch Lutz Beisel darf noch einen grauen Führerschein sein Eigen nennen. Allerdings ist das nicht mehr der Originale, den er damals 1962 bei der Prüfung in Altenahr, im Landkreis Ahrweiler, bekommen hat. „Mir ist fünf Jahre später meine Tasche samt Führerschein in Pforzheim gestohlen worden“erinnert er sich. Deshalb musste er im Jahr 1967 in Waiblingen, wo er zu der Zeit wohnte, einen Ersatzführerschein beantragen. Der Grund, weshalb in dem Dokument sowohl zwei Orte, als auch zwei Daten eingetragen sind.
Wirklich oft vorzeigen musste er seinen Führerschein nicht. „Vielleicht ein oder zwei Mal in den vergangenen 20 Jahren“, schätzt er. Dass er ihn umtauschen muss, hatte er auch gar nicht auf dem Schirm. „Ich hatte vor kurzem einen kleinen Unfall. Der Polizist vor Ort sagte mir dann, dass mein Führerschein nicht mehr lange gültig sei. Sonst hätte ich den Umtausch vielleicht sogar verschlafen“, sagt Beisel und schmunzelt.
Ulrike Odenwäller verbindet mit ihrem Führerschein gleich mehrere Geschichten „zum Schmunzeln und Staunen“, wie sie sagt. Aufgrund einer Erkrankung ihres Vaters durfte sie ihre Prüfung bereits mit 17 Jahren ablegen. „Voraussetzung für die Antragstellung war eine amtsärztliche Untersuchung zur Feststellung der Fahrtauglichkeit“, erinnert sie sich. Nachdem sie gründlich untersucht worden war, attestierte der Arzt ihr damals die „frühzeitige Fahrtauglichkeit“. Allerdings mit einer Bedingung: „dass ich bis zu meinem 18. Geburtstag nicht schneller als 100 Kilometer pro Stunde fahren darf“, erzählt Ulrike Odenwäller. Genau so ist es auch in ihrem Führerschein vermerkt.
Über das Attest war die damals 17Jährige so glücklich, dass Sie sich laut eigenen Angaben keine Gedanken über die Sinnhaftigkeit dieser Auflage gemacht hat. „Wo sollte ich in und um Tuttlingen denn schneller als 100 Kilometer pro Stunde fahren?“fragt sie sich heute. Nachdem sie dann geheiratet hatte, ist Ulrike Odenwäller gleich zum Landratsamt gegangen und wollte den Namen in ihrem Führerschein ändern lassen. „Die Dame am Schalter reagierte barsch“, erinnert sie sich. Schließlich brauche man den Namen nicht ändern lassen und das Amt hätte viel zu tun, wenn sie nach jeder Hochzeit die Namen ändern müssten, zitiert Ulrike Odenwäller die damalige Mitarbeiterin. Oft vorzeigen musste sie ihren Führerschein nicht. Genauer gesagt nur ein einziges Mal. „Und das liegt auch schon wieder 22 Jahre zurück“, sagt sie.