Bildungsreise als Botschafterinnen
Für die DFB-Frauen geht es in Israel um weit mehr als nur Fußball
(SID) - Mit ersten Hebräisch-Vokabeln im Repertoire sind die deutschen Fußballerinnen gut vorbereitet nach Tel Aviv aufgebrochen. Bei der historischen Länderspielreise nach Israel soll die DFB-Auswahl schließlich nicht nur Punkte für das WM-Ticket sammeln, sondern auch Eindrücke fürs Leben.
So wird eine kleine Delegation mit einigen Spielerinnen am Freitag die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besuchen. „Für uns als Deutsche ist es ein besonderer Ort, der noch mal wacher macht und sensibilisiert“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor dem ersten Frauen-Länderspiel gegen Israel am Donnerstag (18 Uhr/sportschau.de) in Petach Tikwa.
Die eindringliche Erinnerung in Yad Vashem an die Opfer der NSGräueltaten hat die 53-Jährige bereits erlebt. Sie möchte dort erneut einen „gesellschaftlichen Auftrag“erfüllen, wie es in der Vergangenheit schon einige DFB-Delegationen mit JuniorenTeams getan haben. Lassen es die strengen Corona-Regeln vor Ort zu, wird die gesamte Reisegruppe anschließend die geschichtsträchtige Altstadt von Jerusalem erkunden. Daher kehrt die DFB-Auswahl erst am Samstag zurück, um sich auf das Rückspiel am Dienstag (16.05 Uhr/ ARD) in Essen vorzubereiten.
Schon gleich nach der Zusammenkunft in Düsseldorf am Montagabend stimmte sich das deutsche Team mit einem Seminar auf den besonderen Trip ein. Neben einem kleinen Wortschatz standen geschichtliche Hintergründe und eine virtuelle Rundreise auf dem „Lehrplan“. Die Sinne der Spielerinnen sind geschärft. „Wir freuen uns auch, als Botschafterinnen nach Israel zu reisen und wollen das Land erkunden“, sagte Giulia Gwinn von Bayern München, die 13 Monate nach einem Kreuzbandriss ihr Comeback in der Nationalmannschaft gibt.
Der sportliche Auftrag ist ohnehin klar: Nach zwei deutlichen Heimsiegen zum Auftakt im September gegen Bulgarien und Serbien sollen sechs weitere Punkte her, um in der Qualifikation zur WM 2023 in Australien und Neuseeland die Tabellenführung in Gruppe H zu festigen. Die Bundestrainerin erwartet aber eine „stolze und physisch starke“israelische Mannschaft und forderte nach zuletzt völlig verschlafenen Anfangsphasen sofortige „Präsenz und Torgefahr“. Sonst könnte unter anderem Israels Schlüsselspielerin Sharon Beck vom 1. FC Köln für Probleme sorgen.
Die Deutsch-Israelin, die 2018 noch für das DFB-Aufgebot nominiert war, geht mit einer besonderen Motivation in die Begegnungen. „Das werden die Spiele meines Lebens“, sagte die 26-Jährige, die in den U-Nationalteams noch das deutsche Trikot trug und sich wenig später doch für das Heimatland ihres Vaters entschied.