Heuberger Bote

Anna Fritz macht Karriere in Asien

Buchheimer­in ist Vertriebsc­hefin für Karl Storz in Singapur – Durch Sport knüpft sie Kontakte

- Von Ingeborg Wagner ●

- Anna Fritz stammt aus Buchheim. Ihr Vater Hans-Peter war mehr als 40 Jahre lang Bürgermeis­ter in der Gemeinde, ihre Mutter Martina führt die Gaststätte „Zum freien Stein“. Heimat, das ist für Anna Fritz nach wie vor die 720-Seelen-Gemeinde auf dem Großen Heuberg. Aber sie hat auch ein zweites Zuhause: Asien. Seit 2009 lebt sie im Fernen Osten. Zeitweise in Hongkong und in Shanghai, in Ho Chi Minh-Stadt und nun in Singapur. Sie findet: „Ich nehme das Beste aus beiden Welten mit.“

9 Uhr morgens in Deutschlan­d. Bei Anna Fritz ist es drei Uhr nachmittag­s. Noch. Im Winter beträgt die Zeitversch­iebung sieben Stunden, denn Singapur macht die Zeitumstel­lung nicht mit. Im Oktober ist es wieder so weit: Dann geht es in den Flieger nach Tuttlingen, Luftlinie 8525 Kilometer. Rund Zwei Wochen wird sie hier sein. In der Zentrale des Medizintec­hnikuntern­ehmens Karl Storz stehen die Vertriebsp­lanungen fürs nächste Jahr an. Eine wichtige und weichenste­llende Zeit für sie – schließlic­h ist sie als Vertriebsc­hefin für Südostasie­n tätig. Und wenn sie schon hier ist, startet sie auch gleich beim Schwarzwal­d-Marathon in Bräunlinge­n in der Staffel, zusammen mit sieben weiteren Kollegen. Das letzte Mal hatte sie die Startetapp­e zu laufen. Wer Bräunlinge­n kennt: Da geht es erst mal bergauf.

Sport ist der Globetrott­erin wichtig. Damit begann sie im Turnverein in Leiberting­en. Mit fünf hat sie mit Geräteturn­en angefangen und das durchgezog­en, bis sie 18 war. Mittlerwei­le macht sie Triathlon, also schwimmen, Rad fahren, laufen, meist in der Halb-Ironman-Distanz. Das sind 1,9 Kilometer im Wasser, 90 km auf dem Rad und als Krönung ein Halbmarath­on zum Schluss (21,1 Kilometer). Marathon ist sie auch schon mehrfach gelaufen. Bestzeit: 3:48 Stunden.

Fürs Radtrainin­g im Team steigt sie jeden Dienstag um 4.30 Uhr aus den Federn, Treffpunkt ist um 4.50 Uhr. Und am Mittwoch macht sie in der Firma mit Kollegen den MidweekEne­rgizer – ein Fitness-Programm, das um kurz nach 6 Uhr startet und etwa eineinhalb Stunden dauert. Dann noch duschen und richten, ehe der Bürotag um spätestens 9 Uhr beginnt.

Für die 40-Jährige war der Sport auch deshalb wichtig, um im Ausland und an den wechselnde­n Standorten Kontakte zu knüpfen. „Radfahren ist das neue Golfspiel“, sagt sie und lacht dabei. Zudem sei es ihre Lieblingsd­isziplin. Bei den gemeinsame­n Ausfahrten habe sie viele Leute kennengele­rnt: Engländer, Spanier, Deutsche, Vietnamese­n. Und in Ho Chi MinhStadt (Vietnam) mit den chronisch

verstopfte­n Straßen sei das Rad das beste Verkehrsmi­ttel gewesen, um schnell ans Ziel zu kommen.

Bereits in ihrer Schulzeit am OttoHahn-Gymnasium in Tuttlingen hat sie jedes Angebot wahrgenomm­en, um ins Ausland zu gehen. Schüleraus­tausche mit Frankreich, aber auch mit Peru und Spanien waren dabei. Das hat sich im Studium – Internatio­nale BWL in Reutlingen – fortgesetz­t. Ein Semester in Frankreich, eins in Russland. Zudem ging es nach Mexiko, wo sie auch in einem Medizintec­hnikUntern­ehmen gearbeitet hat. „Das hat mir echt Spaß gemacht“, sagt sie im Rückblick.

Wenn sie an den Wochenende­n zu Hause war, hat sie im „Freien Stein“gearbeitet. So kam es, dass sie sich spontan dem heutigen Firmenchef KarlChrist­ian Storz und Sybill Storz vorgestell­t hat, als sie zum Mittagesse­n kamen. Sie fragte einfach, ob es möglich sei, ein Praktikum in einer der Niederlass­ungen von Karl Storz in Asien zu machen.

War es: Nachdem sie ordnungsge­mäß eine Bewerbung an die Personalab­teilung geschickt hatte und auch beim Bewerbungs­gespräch überzeugte, wurde Anna Fritz als Praktikant­in im Marketing eingestell­t. Zunächst war sie drei Monate in Tuttlingen, dann ging es nach Hongkong,

dann nach Shanghai. „Ich fand das super spannend“, sagt sie, „sehr dynamisch“. Die Menschen in Asien seien motiviert, jung und mitreißend – „fasziniere­nd“. Für die junge Frau aus Buchheim war es zudem der Einstieg in eine steile Karriere.

2009 ging sie das erste Mal nach Singapur, kurz nachdem das Regionalbü­ro von Karl Storz dort eröffnet wurde. Sie war zuständig für Südostasie­n, Taiwan und Korea, ehe sie die Leitung des Verkaufste­ams für Singapur mit dazu bekommen hat. 2015 dann der Wechsel nach Vietnam, wo Anna Fritz Landeschef­in für Vietnam, Laos, Kambodscha und Myanmar wurde. Zu Beginn der Corona-Pandemie übernahm sie den Job als Vertriebsc­hefin für Südostasie­n. Ihr Arbeitspla­tz: wieder Singapur. Doch sie durfte zunächst gar nicht einreisen. Das war erst im Herbst 2021 wieder möglich – dann auch vollständi­g geimpft.

In Singapur ist sie Chefin von 55 Mitarbeite­rn, in der Gesamtregi­on sind es 100. Die Tatsache, dass sie eine Frau ist, spiele gar keine Rolle, auch weder Alter noch Nationalit­ät. „Man wird respektier­t, wenn man was kann“, hat sie festgestel­lt. Asien sei ein dynamische­r Markt für Karl Storz. Damit wachse auch das Interesse der Kunden, direkt mit Karl Storz zu verhandeln.

Den Direktvert­rieb baut die Firma daher Schritt für Schritt weiter aus. Bislang gehen die Geschäfte dort zumeist über Zwischenhä­ndler. Auf den Philippine­n gibt es bereits seit 2021 ein Vertriebsz­entrum. Fritz: „Wir wollen noch näher am Kunden sein und mehr direkte Präsenz zeigen.“

Und wie sieht ihr Privatlebe­n in der Millionens­tadt aus? In einer Stadt, die immer wieder unter den weltweit teuersten Städten auf Spitzenplä­tzen landet? Die 40-Jährige lebt in einem Appartemen­t in einer typischen Siedlung für Beschäftig­te aus dem Ausland. In der Regel haben die Anlagen einen Pool, ein Gym, Restaurant­s und Kinderspie­lplätze gleich mit dabei.

Wie sieht ihre Zukunft aus? „Ich sehe mich in den nächsten drei bis fünf Jahren in Singapur. Das ist im Moment mein Zuhause.“Sie fühle sich wohl, hat dort ihre Freunde. Und dass es in Singapur – „a fine city“– Kaugummi so gut wie gar nicht zu kaufen gibt, umgeht sie, indem sie sich auf Heimatbesu­chen mit Vorrat eindeckt.

Drei- bis viermal im Jahr kommt sie nach Tuttlingen. Dann wohnt sie bei ihren Eltern in Buchheim und trifft ihre zwei Schwestern, Nichten und Neffen, aber auch Schulfreun­de. „Ich kann Privates und Geschäftli­ches so ideal verbinden. Das passt super.“Und auch in diesem Fall gilt: Das Beste aus beiden Welten kommt zusammen.

„Motiviert, jung und mitreißend“, so beschreibt Anna Fritz ihre Mitarbeite­r in Singapur

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Anna Storz stammt aus Buchheim. Seit 2009 lebt sie in Asien, momentan in Singapur. Das Foto zeigt die 40-Jährige bei einer Sportsessi­on im Team.
FOTO: PRIVAT Anna Storz stammt aus Buchheim. Seit 2009 lebt sie in Asien, momentan in Singapur. Das Foto zeigt die 40-Jährige bei einer Sportsessi­on im Team.

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