Renault contra Traktor: Los geht die Großübung
Verkehrsunfall mit drei Fahrzeugen: Zusammenspiel von Feuerwehr und DRK lockt mehr als hundert Zuschauer an
- Blaulicht, Action und eine Rettungsmission – mit einer Großübung hat die Freiwillige Feuerwehr Emmingen-Liptingen das Zusammenspiel mit dem Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) geübt. Mehr als hundert Zuschauer verfolgten das Geschehen. Die Kameraden zeigten bei der Herbstübung vollen Einsatz und meisterten ihre Aufgaben souverän.
Ein blauer Renault biegt am Samstagnachmittag vom Rathaus in die Schulstraße im Ortsteil Emmingen ein. Im gleichen Moment schlägt ein Traktor mit seinem langen Pflug nach rechts ein und kollidiert mit seinem Gespann den blauen PKW an der Front. Ein dunkler Mercedes fährt zeitgleich die Schulstraße bergauf und crasht in den Traktor. Das Ergebnis: ein schwerer Verkehrsunfall. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Emmingen-Liptingen, Markus Neidhart, erklärt den vielen Zuschauern das Szenario dieses simulierten Verkehrsunfalls. Die 17jährige Nina Medved, die kurz vor dem Eintritt in die aktive Wehr steht, weiß genau, was zu tun ist. Sie ruft die 112 an. Der Rettungsleitstelle beschreibt sie, was passiert ist. Nur wenige Minuten später ist das Martinshorn im Ortsteil Emmingen nicht mehr zu überhören.
Die Feuerwehr rückt mit mehreren Fahrzeugen an, das DRK ebenso. Rund 50 Kameraden der Feuerwehr sind im Einsatz. Konzentriert treffen sie am Unfall ein, steigen aus und verschaffen sich schnell einen Überblick: „Meine Kameraden erkunden die Lage,
klären wie viele Personen betroffen sind, um die Prioritäten festzulegen und um somit eine adäquate Rettung einzuleiten“, so Markus Neidhart.
An allen drei Fahrzeugen versammeln sich Feuerwehrleute, andere holen schweres Gerät wie Schere und Spreizer, aber auch Decken aus den Feuerwehrautos – alles wird gebraucht. Die Zusammenarbeit läuft Hand in Hand. Der Fahrer des Traktors scheint nur leicht verletzt zu sein. „Die Person im Traktor klagt über Rückenschmerzen, kann sich nicht mehr an den Unfall erinnern
und hat einen Unfallschock und eine Gehirnerschütterung erlitten“, sagt Bereitschaftsarzt Jürgen Kaufmann, der mit acht Helfern des DRK Emmingen-Liptingen vor Ort eintrifft. Die Kameraden bauen eine höhenverstellbare Rettungsplattform auf und retten mit Vorsicht den Traktorfahrer.
Zur gleichen Zeit gestaltet sich die Rettung der Personen in den zwei Autos komplizierter. Die Feuerwehr schafft die technische Absicherung, festigt den Pflug, damit dieser nicht noch weiter nach unten sackt. Danach schafft es eine Rettungskraft, zum verletzten Fahrer zu gelangen. „Sie können den Patienten betreuen und kontrollieren, ob die Vitalparameter stabil sind. So können wir uns darauf verlassen, dass die verletzten Personen im weiteren Verlauf keinen weiteren Schaden nehmen“, sagt der Bereitschaftsarzt und blickt auf den Unfalleinsatz. „Sobald wir bei einem Patienten in der Wirbelsäule eine Fraktur oder ähnliches vermuten, muss darauf geachtet werden, dass der Körper achsengerecht gerettet wird“, sagt Neidhart. Arzt Jürgen Kaufmann ergänzt: „Die Autofahrer sind schwerer verletzt und klagen über Brust- und Rückenschmerzen. Ihr Kreislauf ist aber stabil und wir können sie schonend bergen“.
Deshalb bleibt nichts anderes übrig: Das Dach muss weg. Mit Helm und Decke wird der Patient geschützt. Grund: Die hydraulische Schere kommt am dunklen Mercedes zum Einsatz. Mehrere Säulen trennen die Kameraden damit ab. Die Zuschauer verfolgen die Arbeiten mit Spannung, zücken ihre Handys, machen Bilder. Dieses Mal ist das Fotografieren schließlich erlaubt, da es sich um eine Übung handelt. Wenige Minuten später verwandelt sich der Mercedes in ein Cabrio. Der Patient wird mit einem Rettungsbrett achsengerecht von oben herausgeholt, um so zusätzliche Schäden zu vermeiden. Mehrere Meter weg von der Unfallstelle übergibt die Feuerwehr den Patienten dem DRK, das ihn nahtlos versorgt. Der hydraulische Spreizer kommt stattdessen beim Renault zum Einsatz. „Dort haben wir das Problem, dass der Pflug sich von oben durch die Windschutzscheibe gebohrt hat“, stellt Neidhart fest. Eine Rettung von oben? Diesmal ausgeschlossen. Die Feuerwehr entscheidet sich, den Patient seitlich durch das Auto zu befreien. Deswegen muss kurzerhand die Beifahrertür weg für eine große Seitenöffnung. Der Plan geht auf. Der Patient kann auch in diesem Fall mit einem Rettungsbrett gerettet und dem DRK übergeben werden. Kommandant Neidhart verkündet daraufhin durch das Megafon: „Die Übung ist beendet“. Der ein oder andere Kamerad wischt sich die Schweißperlen von der Stirn und atmet durch.
„Das Zusammenspiel zwischen Feuerwehr und DRK hat perfekt geklappt – und das, obwohl wir 2019 die letzte Herbstübung hatten, weil wir wegen der pandemiebedingten Zwangspause nicht miteinander üben durften“, so das Fazit des Kommandanten, der die nächste Großübung im Herbst nächsten Jahres durchführen möchte. Bereitschaftsarzt Jürgen Kaufmann vom DRK bestätigt, dass die Übung und die Zusammenarbeit „sehr gut“geklappt hätten: „Wir haben das Glück, dass bei der Feuerwehr einige Leute dabei sind, die sich rettungsdienstlich und mit der Patientenversorgung gut auskennen.“
Übrigens: Die drei Patienten zeigten sich kurz nach ihrer Rettung wieder kerngesund und in bester Laune.