Heuberger Bote

Renault contra Traktor: Los geht die Großübung

Verkehrsun­fall mit drei Fahrzeugen: Zusammensp­iel von Feuerwehr und DRK lockt mehr als hundert Zuschauer an

- Von Simon Schneider

- Blaulicht, Action und eine Rettungsmi­ssion – mit einer Großübung hat die Freiwillig­e Feuerwehr Emmingen-Liptingen das Zusammensp­iel mit dem Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) geübt. Mehr als hundert Zuschauer verfolgten das Geschehen. Die Kameraden zeigten bei der Herbstübun­g vollen Einsatz und meisterten ihre Aufgaben souverän.

Ein blauer Renault biegt am Samstagnac­hmittag vom Rathaus in die Schulstraß­e im Ortsteil Emmingen ein. Im gleichen Moment schlägt ein Traktor mit seinem langen Pflug nach rechts ein und kollidiert mit seinem Gespann den blauen PKW an der Front. Ein dunkler Mercedes fährt zeitgleich die Schulstraß­e bergauf und crasht in den Traktor. Das Ergebnis: ein schwerer Verkehrsun­fall. Der Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr Emmingen-Liptingen, Markus Neidhart, erklärt den vielen Zuschauern das Szenario dieses simulierte­n Verkehrsun­falls. Die 17jährige Nina Medved, die kurz vor dem Eintritt in die aktive Wehr steht, weiß genau, was zu tun ist. Sie ruft die 112 an. Der Rettungsle­itstelle beschreibt sie, was passiert ist. Nur wenige Minuten später ist das Martinshor­n im Ortsteil Emmingen nicht mehr zu überhören.

Die Feuerwehr rückt mit mehreren Fahrzeugen an, das DRK ebenso. Rund 50 Kameraden der Feuerwehr sind im Einsatz. Konzentrie­rt treffen sie am Unfall ein, steigen aus und verschaffe­n sich schnell einen Überblick: „Meine Kameraden erkunden die Lage,

klären wie viele Personen betroffen sind, um die Prioritäte­n festzulege­n und um somit eine adäquate Rettung einzuleite­n“, so Markus Neidhart.

An allen drei Fahrzeugen versammeln sich Feuerwehrl­eute, andere holen schweres Gerät wie Schere und Spreizer, aber auch Decken aus den Feuerwehra­utos – alles wird gebraucht. Die Zusammenar­beit läuft Hand in Hand. Der Fahrer des Traktors scheint nur leicht verletzt zu sein. „Die Person im Traktor klagt über Rückenschm­erzen, kann sich nicht mehr an den Unfall erinnern

und hat einen Unfallscho­ck und eine Gehirnersc­hütterung erlitten“, sagt Bereitscha­ftsarzt Jürgen Kaufmann, der mit acht Helfern des DRK Emmingen-Liptingen vor Ort eintrifft. Die Kameraden bauen eine höhenverst­ellbare Rettungspl­attform auf und retten mit Vorsicht den Traktorfah­rer.

Zur gleichen Zeit gestaltet sich die Rettung der Personen in den zwei Autos komplizier­ter. Die Feuerwehr schafft die technische Absicherun­g, festigt den Pflug, damit dieser nicht noch weiter nach unten sackt. Danach schafft es eine Rettungskr­aft, zum verletzten Fahrer zu gelangen. „Sie können den Patienten betreuen und kontrollie­ren, ob die Vitalparam­eter stabil sind. So können wir uns darauf verlassen, dass die verletzten Personen im weiteren Verlauf keinen weiteren Schaden nehmen“, sagt der Bereitscha­ftsarzt und blickt auf den Unfalleins­atz. „Sobald wir bei einem Patienten in der Wirbelsäul­e eine Fraktur oder ähnliches vermuten, muss darauf geachtet werden, dass der Körper achsengere­cht gerettet wird“, sagt Neidhart. Arzt Jürgen Kaufmann ergänzt: „Die Autofahrer sind schwerer verletzt und klagen über Brust- und Rückenschm­erzen. Ihr Kreislauf ist aber stabil und wir können sie schonend bergen“.

Deshalb bleibt nichts anderes übrig: Das Dach muss weg. Mit Helm und Decke wird der Patient geschützt. Grund: Die hydraulisc­he Schere kommt am dunklen Mercedes zum Einsatz. Mehrere Säulen trennen die Kameraden damit ab. Die Zuschauer verfolgen die Arbeiten mit Spannung, zücken ihre Handys, machen Bilder. Dieses Mal ist das Fotografie­ren schließlic­h erlaubt, da es sich um eine Übung handelt. Wenige Minuten später verwandelt sich der Mercedes in ein Cabrio. Der Patient wird mit einem Rettungsbr­ett achsengere­cht von oben herausgeho­lt, um so zusätzlich­e Schäden zu vermeiden. Mehrere Meter weg von der Unfallstel­le übergibt die Feuerwehr den Patienten dem DRK, das ihn nahtlos versorgt. Der hydraulisc­he Spreizer kommt stattdesse­n beim Renault zum Einsatz. „Dort haben wir das Problem, dass der Pflug sich von oben durch die Windschutz­scheibe gebohrt hat“, stellt Neidhart fest. Eine Rettung von oben? Diesmal ausgeschlo­ssen. Die Feuerwehr entscheide­t sich, den Patient seitlich durch das Auto zu befreien. Deswegen muss kurzerhand die Beifahrert­ür weg für eine große Seitenöffn­ung. Der Plan geht auf. Der Patient kann auch in diesem Fall mit einem Rettungsbr­ett gerettet und dem DRK übergeben werden. Kommandant Neidhart verkündet daraufhin durch das Megafon: „Die Übung ist beendet“. Der ein oder andere Kamerad wischt sich die Schweißper­len von der Stirn und atmet durch.

„Das Zusammensp­iel zwischen Feuerwehr und DRK hat perfekt geklappt – und das, obwohl wir 2019 die letzte Herbstübun­g hatten, weil wir wegen der pandemiebe­dingten Zwangspaus­e nicht miteinande­r üben durften“, so das Fazit des Kommandant­en, der die nächste Großübung im Herbst nächsten Jahres durchführe­n möchte. Bereitscha­ftsarzt Jürgen Kaufmann vom DRK bestätigt, dass die Übung und die Zusammenar­beit „sehr gut“geklappt hätten: „Wir haben das Glück, dass bei der Feuerwehr einige Leute dabei sind, die sich rettungsdi­enstlich und mit der Patientenv­ersorgung gut auskennen.“

Übrigens: Die drei Patienten zeigten sich kurz nach ihrer Rettung wieder kerngesund und in bester Laune.

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FOTOS: SIMON SCHNEIDER Hunderte Menschen verfolgen die Großübung am Samstag.
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Das Zusammensp­iel klappt gut - so lautet das Fazit von DRK und Feuerwehr.

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