Löfflers letzte Schlüsselübergabe
Rietheim-Weilheim geht Waldbaden / Stoupal muss das erste Mal das Rathaus räumen
(lise/sado/ wr/schn/khre) - Das Wetter hat es am Donnerstag bei vielen Rathausstürmen nicht gut gemeint mit dem närrischen Publikum. Teils regnete es gerade zum Zeitpunkt der Bürgermeisterabsetzungen im Kreis in Strömen. Doch die gute Laune ließen sich die Narren davon nicht verderben.
Emmingen-Liptingen
Ein letztes Mal forderte am Schmotzingen der BuchenbergerChef Florian König den Rathausschlüssel von Emmingen-Liptingens Bürgermeister Joachim Löffler. Denn der, verkleidet als Sheriff, beendet nach 32 Jahren seine Karriere als Rathauschef. „Zum letzten Mal heißt der Schultes hier Löff ler, ich war gesetzt. Denn der Rathausstuhl wird im September nun von jemand anderem besetzt“, reimte Joachim Löffler von seinem Fenster aus. „Eine Rede vom Fenster hier wird es auch 2025 geben. Nur hält die Rede dann halt ein anderer eben“, stellte er fest.
Seine Rede nutzte er auch, um auf die Wichtigkeit der anstehenden Kommunalwahlen und die Tätigkeit des Gemeinderates aufmerksam zu machen. Und er erinnerte sich an seinen ersten Rathaussturm, als er eine Büttenrede hielt, die nicht jedem gefiel. „Da waren nur Mängel beschrieben, das Liebenswerte war leider ausgeblieben“, sagte er und verriet nur die ersten Sätze. „Als ich ins Dorf kam war ich platt, kein Mensch, kein Tier, was für ein Kaff ! Diese Einleitung genügt, mehr werde ich nicht sagen, sonst muss ich am Ende noch Prügel ertragen“, so der Schultes, der sich mit dem, wie die Gemeinde heute da stehe, zufrieden zeigte.
Nachdem er den Schlüssel an die Buchenberger übergeben hatte, stellten mehr als 20 Holzmacher den Narrenbaum, der zuvor noch von einigen Kindern mit bunden Bändeln und Luftballons geschmückt worden war. Neben dem Musikverein Trachtenkapelle sorgten auch die Los Krawallos für Stimmung.
Rietheim-Weilheim
Damit hatte der neue Bürgermeister von Rietheim-Weilheim, Felix Cramer von Clausbruch, sicher nicht gerechnet: Zum Auftakt der Rathaus-Fasnet am Schmotzigen vollzog er nicht nur die obligatorische Schlüsselübergabe an die Narren. Überdies wurde er von drei „Spürnasen“einigen Prüfungen unterzogen. „Wir wollen testen, ob unser Schultes tauglich ist und ob er’s recht macht“, so die drei als Sherlock Holmes verkleideten GanspferchWeiber augenzwinkernd.
Und diese Prüfungen hatten es in sich. Zunächst musste er einen „Wadentest“absolvieren: Mit verbundenen Augen sollte er durch Abtasten der Waden seine Mitarbeiter erkennen. Knifflig wurde auch die zweite Challenge: Hier musste er verschiedene Straßennamen
und Gewanne den jeweiligen Ortsteilen Rietheim und Weilheim zuordnen. Närrischerweise waren natürlich auch nicht existente Namen darunter.
Die „Spürnasen“waren am Ende zufrieden und stellten fest, dass sich der Schultes wacker gehalten habe. Doch damit nicht genug der Prüfungen: Zuletzt sollte der für die närrischen Tage abgesetzte Schultes zwecks Gewichtsabnahme einen Hula-Hupp-Reifen um seine Taille kreisen lassen. Hier erntete er viel Applaus und noch mehr Lacher. Nachdem sie sich bei einem zünftigen Vesper gestärkt hatten, zogen die Narren unter Begleitung der musikalischen Notenchaoten glückselig weiter durch die Gemeinde.
Neuhausen ob Eck
Nachdem die Schüler befreit waren, stürmten die Närrinnen und Narren aus Schwandorf und Worndorf das Rathaus in Neuhausen ob
Eck, um die Verwaltung abzusetzen und das Rathaus zu schließen. Nach längerer Zeit war wieder eine neu formierte „Lumpenkapelle“dabei.
Mit einem Gedicht und Lob auf die Narren versuchte die Rathauschefin Marina Jung die Invasion abzuwehren und musste nach erfolgloser Gegenwehr den Schlüssel doch noch herausrücken. Angeführt vom Narrenpräsidenten Frank Hofmann vom Narrenverein Schwandorf besetzten die Burgwichtel, Kräuterweible und Burghexen aus Schwandorf sowie einige Stoabeißer aus Worndorf das Rathaus.
Nachdem sich alle bei Fasnetsküchle
und Landjäger gestärkt und ihren unbändigen Durst mit Sekt, Selters und „Hopfensau“gestillt hatten, zog der Narrentross von dannen, um in Schwandorf und Worndorf den Narrenbaum zu stellen.
Seitingen-Oberflacht
Ohne Gegenwehr und mit lauter musikalischer Begleitung der örtlichen Pfuutzgermusigg übergab der Schultes von Seitingen-Oberf lacht, Jürgen Buhl, den Rathausschlüssel an die Narren. Marina Hudimast, die an der diesjährigen Fasnet zum ersten Mal im Amt als Narrenvereinsvorsitzende tätig ist, übergab ihrerseits den Schlüssel an die Grundschul- und Kindergartenkinder.
Mit viel Getrommel und Trompeten verabschiedeten sich die Narren unter Narri-Narro-Rufen und zogen weiter durch die Gemeinde.
Bärenthal
Kaum im Amt hat der neue Bärenthaler Bürgermeister Morris Stoupal den Schlüssel schon wieder abgeben müssen, denn die Narren haben mit dem Musikverein dem Schultes einen Besuch abgestattet und das Rathaus gestürmt. Stoupal ergab sich den Narren und merkte: „Eines hab‘ ich nicht bedacht, regiert wird nicht an Fastnacht. Ich gebe mich wehrlos in Demut geschlagen und werde euch noch ein paar Dienstgeheimnisse verraten“.
Nachdem der neue Rathauschef die Narren auf den neusten Stand brachte, übergab er der Narrenvereinigung um Tobias Rudnick-Blender den symbolischen Rathausschlüssel. Im Anschluss marschierten die Narren
wenige Meter mit dem Musikverein weiter, um den Narrenbaum samt „Halda-Wahler“souverän aufzustellen und säten den Narrensamen, ehe das bunte Treiben durch Bärenthal folgte.
Fridingen
Auch die Narrenzunft in Fridingen hat den Bürgermeister des Städtchens an der Donau abgesetzt.
Zahlreiche Narren, angeführt vom „Narrenbolizei“Mark Bögelein und der Stadtkapelle, befreiten die Kinder und Schüler aus den Kindergärten und Schulen. Danach setzten sie Bürgermeister Stefan Waizenegger am Rathaus vor vielen Zuschauern ab und übernahmen die Amtsgewalt.
Nach der Begrüßung durch Narrenvater Martin Schnell hielt der Schultes eine poetische, närrisch formulierte Rede und erinnerte daran, die Fasnet getreu nach altem Brauch und löblicher Sitte zu führen. Nachdem zu den Klängen der Stadtkapelle gemeinsam das alte Fridinger Fasnetlied gesungen wurde, stärkten sich Narren und Musikanten im fasnächtlich dekorierten Rathaus mit einem kräftigen Umtrunk.
Nach der Übergabe der neuesten „Narrenhäser“auf dem Kirchplatz durch „Oberfuchs“Stefan Waizenegger fand nachmittags der traditionelle Pflugumzug im alten Ortskern und durch den „Schlatterhof“statt. Hinter dem „Narrenbolizei“und der Stadtkapelle zogen viele Narren „im Häs“an einem langen Seil den Pf lug, gefolgt von Schnellern, Sämännern und alten „Weibern“mit Hacken.
„Als ich ins Dorf kam war ich platt, kein Mensch, kein Tier, was für ein Kaff“, Emmingen-Liptingens Bürgermeister Joachim Löffler.