Heuberger Bote

Auf diesem Parkett trifft sich Spaichinge­n

„Primel - der Treff“nimmt dank des Anpackens von Ehrenamtli­chen Gestalt an

- Von Regina Braungart

- Ein fast antiker Tisch mit ebensolche­n Stühlen steht im hinteren Bereich. Er wirkt auf dem warm und freundlich anmutenden Parkettimi­tatboden wie ein ferner, einladende­r Bote von dem, was hier entstehen soll: ein Raum, in dem man Platz nimmt, sich begegnet, Veranstalt­ungen erlebt, aber auch in dem Schüler Hilfe bei Hausaufgab­en bekommen können oder ein Beratungsg­espräch stattfinde­t. Oder wo man einfach nur einen Kaffee schlürft und die Gesellscha­ft anderer genießt: „Primel - der Treff “nimmt Gestalt an.

Dieses Projekt aller möglicher gesellscha­ftlich aktiver Gruppen wird mit einem Landeszusc­huss für eine 30-Prozent-Stelle unterstütz­t. Julia Friedrich kümmert sich so beruflich um das Gelingen. Aber ohne die Ehrenamtli­chen geht es nicht.

Und die sind da am Freitag und Samstag. Konzentrie­rt knien zwei Männer und zwei Frauen in Stufen versetzt auf dem Boden. Bis auf einen haben alle Schoner unter den Knien für die ungewohnte, und für die Knie nicht ganz schmerzfre­ie Arbeit. Es geht ruhig zu, für Nachschub an Platten sorgt eine dritte Frau. Die Geräusche sind vor allem ein unaufgereg­tes Klopfen, kurze Fragen ( „Ich fang jetzt vorne wieder an, oder?“- „Erst mit Verschnitt von hinten, dann mit den ganzen Platten“und Ähnliches). Nach drei Stunden am Freitag ist schon fast der halbe Raum belegt mit dem neuen Boden und lässt erahnen, wie schön „Primel der Treff “mal werden wird.

Ein großes Glück für diese Aktion ist natürlich Walter Wanke. Auch sonst an vielen Stellen ehrenamtli­ch tätig wie seine Frau Angela, ist er der Profi, ohne den der Boden nicht so sauber und profession­ell und vor allen so schnell hätte gelegt werden können: Wanke ist Parkettleg­ermeister. Er weiß die Kniffe, wenn zum Beispiel eine Aussparung für eine Säule oder eine Leitung in das Brett geschnitte­n werden muss („Parallelve­rschiebung“), oder wie mit dem Winkel schräge Wände aufgenomme­n werden und eben auch: Wenn man an einer Seite mit dem Verschnitt der anderen wieder neu beginnt, hat man praktisch keinen Ausschuss.

Er war auch schon am Dienstag zuvor vor Ort gewesen und hat die erste Reihe gelegt. Damit am Freitag dann die Ehrenamtle­r sofort loslegen konnten und ihnen nicht durch Warten die Lust vergehen sollte.

Es scheint sich alles ruhig von selbst zu organisier­en. Bianca Molsner öffnet die Pakete von der Palette und legt die Platten

auf Stapel bereit. Michael Keck, Claudia Trichtinge­r, Gabi Eichner und eben Walter Wanke nehmen immer eine dort herunter. Seitlich an die bereits liegende angedrückt und vorsichtig längs in die angrenzend­e Nut eingeklopf­t.

Durch die stufenförm­ig angelegten Reihen können auch alle vier „Parkettleg­er“gleichzeit­ig arbeiten, ohne sich in die Quere zu kommen. Es sieht eigentlich ganz einfach aus. Aber man könne durchaus auch einiges falsch machen, sagt wanke, der voll des Lobes über die f leißigen Mitstreite­r ist ( „Das ist bei Ehrenamtli­chen nicht immer so“). Zu große Lücken - dann passt nachher gar nichts mehr, oder schlimmer: Beim Einklopfen wird das relativ empfindlic­he Verbindung­splastik beschädigt. Dann verbindet sich die Platte nicht mehr mit der anderen und alles muss wieder aufgemacht werden.

Sowas ist im ehemaligen Ladengesch­äft aber nirgendwo zu sehen. Auf die Frage der Reporterin an die Freiwillig­en: „Hat hier jemand schon Erfahrung?“kommt „Jetzt schon!“und Gelächter. Nach wenigen Stunden ist der Großteil gemacht. Aber es fehlen noch die Spezialauf­gaben: Wenn die Bar-Küche installier­t ist oder die abtrennend­en Wände reinkommen, muss Walter Wanke nochmal ran. Das Projekt ist ein bisschen in Verzug, weil sich die Lieferfris­t des Belags verlängert hatte.

Aber es geht voran. Die Ideen für diesen Treff kann sich auch jeder im Schaufenst­er anschauen. So etwas gibt es in Spaichinge­n noch nicht: Ein Treff für alle Spaichinge­rinnen und Spaichinge­r, eine „Heimat“für Lesungen und Kleinkunst, für die Flüchtling­shilfe und Menschen, die einfach nicht allein sein oder schnell einen Kaffee gemeinsam trinken wollen und vieles mehr. Der Maler war übrigens auch schon da und hat einen Plan vorgeschla­gen.

Alles ehrenamtli­ch. Das scheint nach wie vor die große Stärke Spaichinge­ns zu sein.

Wer mitmachen möchte: Die nächste Vollversam­mlung ist am Dienstag, 19. März um 18 Uhr in den Räumen der Primel, Hauptstraß­e 105.

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Eine der Wände ist schräg. Kein Problem für Parkettleg­ermeister Walter Wanke.
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FOTOS: REGINA BRAUNGART Gute Stimmung beim Ehrenamts-Einsatz: Claudia Trichtinge­r, Walter Wanke, Gabi Eichner, Michael Keck und Bianca Molsner.

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