Auf diesem Parkett trifft sich Spaichingen
„Primel - der Treff“nimmt dank des Anpackens von Ehrenamtlichen Gestalt an
- Ein fast antiker Tisch mit ebensolchen Stühlen steht im hinteren Bereich. Er wirkt auf dem warm und freundlich anmutenden Parkettimitatboden wie ein ferner, einladender Bote von dem, was hier entstehen soll: ein Raum, in dem man Platz nimmt, sich begegnet, Veranstaltungen erlebt, aber auch in dem Schüler Hilfe bei Hausaufgaben bekommen können oder ein Beratungsgespräch stattfindet. Oder wo man einfach nur einen Kaffee schlürft und die Gesellschaft anderer genießt: „Primel - der Treff “nimmt Gestalt an.
Dieses Projekt aller möglicher gesellschaftlich aktiver Gruppen wird mit einem Landeszuschuss für eine 30-Prozent-Stelle unterstützt. Julia Friedrich kümmert sich so beruflich um das Gelingen. Aber ohne die Ehrenamtlichen geht es nicht.
Und die sind da am Freitag und Samstag. Konzentriert knien zwei Männer und zwei Frauen in Stufen versetzt auf dem Boden. Bis auf einen haben alle Schoner unter den Knien für die ungewohnte, und für die Knie nicht ganz schmerzfreie Arbeit. Es geht ruhig zu, für Nachschub an Platten sorgt eine dritte Frau. Die Geräusche sind vor allem ein unaufgeregtes Klopfen, kurze Fragen ( „Ich fang jetzt vorne wieder an, oder?“- „Erst mit Verschnitt von hinten, dann mit den ganzen Platten“und Ähnliches). Nach drei Stunden am Freitag ist schon fast der halbe Raum belegt mit dem neuen Boden und lässt erahnen, wie schön „Primel der Treff “mal werden wird.
Ein großes Glück für diese Aktion ist natürlich Walter Wanke. Auch sonst an vielen Stellen ehrenamtlich tätig wie seine Frau Angela, ist er der Profi, ohne den der Boden nicht so sauber und professionell und vor allen so schnell hätte gelegt werden können: Wanke ist Parkettlegermeister. Er weiß die Kniffe, wenn zum Beispiel eine Aussparung für eine Säule oder eine Leitung in das Brett geschnitten werden muss („Parallelverschiebung“), oder wie mit dem Winkel schräge Wände aufgenommen werden und eben auch: Wenn man an einer Seite mit dem Verschnitt der anderen wieder neu beginnt, hat man praktisch keinen Ausschuss.
Er war auch schon am Dienstag zuvor vor Ort gewesen und hat die erste Reihe gelegt. Damit am Freitag dann die Ehrenamtler sofort loslegen konnten und ihnen nicht durch Warten die Lust vergehen sollte.
Es scheint sich alles ruhig von selbst zu organisieren. Bianca Molsner öffnet die Pakete von der Palette und legt die Platten
auf Stapel bereit. Michael Keck, Claudia Trichtinger, Gabi Eichner und eben Walter Wanke nehmen immer eine dort herunter. Seitlich an die bereits liegende angedrückt und vorsichtig längs in die angrenzende Nut eingeklopft.
Durch die stufenförmig angelegten Reihen können auch alle vier „Parkettleger“gleichzeitig arbeiten, ohne sich in die Quere zu kommen. Es sieht eigentlich ganz einfach aus. Aber man könne durchaus auch einiges falsch machen, sagt wanke, der voll des Lobes über die f leißigen Mitstreiter ist ( „Das ist bei Ehrenamtlichen nicht immer so“). Zu große Lücken - dann passt nachher gar nichts mehr, oder schlimmer: Beim Einklopfen wird das relativ empfindliche Verbindungsplastik beschädigt. Dann verbindet sich die Platte nicht mehr mit der anderen und alles muss wieder aufgemacht werden.
Sowas ist im ehemaligen Ladengeschäft aber nirgendwo zu sehen. Auf die Frage der Reporterin an die Freiwilligen: „Hat hier jemand schon Erfahrung?“kommt „Jetzt schon!“und Gelächter. Nach wenigen Stunden ist der Großteil gemacht. Aber es fehlen noch die Spezialaufgaben: Wenn die Bar-Küche installiert ist oder die abtrennenden Wände reinkommen, muss Walter Wanke nochmal ran. Das Projekt ist ein bisschen in Verzug, weil sich die Lieferfrist des Belags verlängert hatte.
Aber es geht voran. Die Ideen für diesen Treff kann sich auch jeder im Schaufenster anschauen. So etwas gibt es in Spaichingen noch nicht: Ein Treff für alle Spaichingerinnen und Spaichinger, eine „Heimat“für Lesungen und Kleinkunst, für die Flüchtlingshilfe und Menschen, die einfach nicht allein sein oder schnell einen Kaffee gemeinsam trinken wollen und vieles mehr. Der Maler war übrigens auch schon da und hat einen Plan vorgeschlagen.
Alles ehrenamtlich. Das scheint nach wie vor die große Stärke Spaichingens zu sein.
Wer mitmachen möchte: Die nächste Vollversammlung ist am Dienstag, 19. März um 18 Uhr in den Räumen der Primel, Hauptstraße 105.