Keine Friseurklasse mehr in Tuttlingen?
Neue Azubis sollen in anderen Landkreisen zur Berufsschule gehen
- Wer eine Ausbildung zur Friseurin oder zum Friseur machen möchte, muss sich auf weitere Wege einstellen. Auch wenn der Ausbildungsbetrieb im Kreis Tuttlingen liegt: Zur Berufsschule müssen die angehenden Friseure wohl bald in einen anderen Landkreis fahren.
Die Befürchtung gab es schon länger, 2022 hatte die Friseurinnung deshalb Alarm geschlagen. Doch offenbar vergebens. Vor wenigen Wochen gab das Regierungspräsidium Freiburg (RP) bekannt, dass die Berufsschulklasse in Tuttlingen eingestellt werden soll. Nach aktuellem Stand der Dinge wird die Tuttlinger Ferdinand-von-Steinbeis-Schule ab dem Schuljahr 2024/25 keine neuen Friseur-Azubis mehr aufnehmen dürfen. Der Grund: Eine eigene Klasse lohnt sich nicht mehr, es wollen einfach zu wenige Menschen den Beruf ergreifen.
Im Dezember sind laut RP bei einer Konferenz zur regionalen Schulentwicklung der Schulträger, also der Landkreis Tuttlingen, die Handwerkskammer Konstanz sowie die betroffene Schulleiterin Susanne Galla über das Vorgehen und die Hintergründe informiert worden.
Ende Februar gab es ein Gespräch mit Vertretern von Schule, Landkreis und Friseurinnung. Nun steht fest: Der Landkreis Tuttlingen will die Entscheidung nicht hinnehmen. „Wir werden mit dem RP ins Gespräch gehen“, sagte Landrat Stefan Bär am Donnerstag in der Sitzung des Kreistags.
Sein Argument: Die Klasse an der Steinbeis-Schule lag nur knapp unter der Mindestschülerzahl von 16. Ausschlaggebend sind die letzten drei Schuljahre.
Immer war die Klasse im zweistelligen Bereich. Im Schuljahr 2023/ 24 startete der Ausbildungsgang mit elf Schülern, vier weitere kamen aber unter dem Schuljahr dazu.
Ob sich das RP davon überzeugen lässt, ist fraglich. Bislang war nicht zu erfahren, ob das Regierungspräsidium noch einmal mit sich verhandeln lässt.
Mitreden dürfen die Schule und der Schulträger bei dieser Entscheidung eigentlich nicht – es gilt das Schulgesetz des Landes. RP-Pressesprecherin Heike Spannagel verweist in einer früheren Anfrage unserer Redaktion auf die entsprechende Regelung: Wenn ein Bildungsgang die Mindestschülerzahl drei Jahre in Folge nicht erreicht, wird er aufgehoben, wenn andere Schulen „in zumutbarer Erreichbarkeit“liegen. Das sei bei Tuttlingen der Fall, so Spannagel. Schulstandorte für Friseure sind laut RP in Villingen-Schwenningen, Schramberg und Radolfzell. Mit dem Auto sind das Fahrzeiten von durchschnittlich 45 Minuten, mit Bus und Bahn dauert es je nach Wohnort im Landkreis deutlich länger.
Aktuell ist laut RP geplant, dass die Azubis, die ihre Ausbildung bereits begonnen haben, sie auch am Standort Tuttlingen zu Ende bringen können. Neulinge allerdings müssen dann an andere Schulen.
Friseur ist nicht der erste Beruf, den dieses Schicksal ereilt. Auch Metzger-Azubis müssen zum Beispiel nach VillingenSchwenningen in die Schule.