Marcel Bender: Der Elfmeter-Killer
Torhüter der SpVgg Trossingen hat 13 von 16 Strafstößen in 16 Monaten gehalten
- Die Angst des Tormanns beim Elfmeter: Ob Marcel Bender dieses Buch gelesen hat, ist nicht bekannt. Klar ist, der Torhüter von Fußball-Bezirksligist SpVgg Trossingen hat einfach keine Angst beim Elfmeter. Im Gegenteil: Das Duell Schütze gegen Tormann ist die Paradedisziplin des 27-jährigen Ex-Profis, der in den vergangenen 16 Monaten fast alle der 16 Strafstöße gehalten hat. Gegen die SpVgg Bochingen war es beim 2:1-Auswärtssieg wieder soweit – Elfmeter Nummer 13 vereitelt.
An diesen letzten gehaltenen Elfmeter erinnert sich Marcel Bender einen Tag später noch sehr genau, auch wenn bei dem Schlussmann der Musikstädter nach der Rettungstat kurzzeitig die Lichter ausgegangen waren. „Ich habe nicht nur den Elfmeter gehalten, sondern auch noch den Nachschuss, auch wenn ich da kurz einen Knockout hatte“, schmunzelt der 27-Jährige. Denn mit seinen Paraden hielt er den Sieg gegen die SpVgg Bochingen fest. Zuvor hatte Kamran Yahyaijan die Trossinger binnen Sekunden mit einem Blitz-Doppelpack in Führung geschossen.
Mit der Serie an gehaltenen Elfmetern hat sich Marcel Bender auf den Fußballplätzen den Namen als „Elfmeter-Killer“gemacht. „Damals in meiner ProfiZeit galt ich als Elfer-Killer, aber das hatte sich danach gelegt. Nun funktioniert es wieder. Aber seit damals hat sich die Art und Weise, wie die Schützen die Elfmeter schießen verändert. Heutzutage suchen sich die Schützen nicht mehr eine Ecke aus, sondern versuchen, die Aktion des Torhüters
auszugucken und dann zu schießen“, weiß der Kapitän der SpVgg Trossingen. Und verrät seinen Trick, bei dem er nicht auf geheime Zettel im Stutzen oder Videoanalysen von Stürmern setzt. „Ich warte sehr lang und irritiere den Stürmer mit einem angetäuschten Schritt, in welche Ecke ich springe. Das klappt in den meisten Fällen“, sagt Bender. Anders ausgedrückt: Der Torhüter, der in der Saison 2017/18 für die SpVgg Aldingen als Stürmer zahlreiche Treffer erzielte, dreht den Spieß um und verlädt den Schützen.
Dabei scheint der Schlussmann
eiserne Nerven zu besitzen, die im Duell oftmals die Situation entscheiden. „Im Training schießen die Spieler ganz anders als im Spiel. Da sind sie cool, chippen und lupfen den Ball, aber das machen sie im Spiel dann nicht. Das trauen sie sich nicht, weil da die Nerven im Spiel sind.“Aus diesem Grund übt er das ElfmeterVereiteln im Training nicht. „Da bin ich kein Freund davon, weil Training und Spiel völlig andere Situationen sind.“Allerdings liegt der psychologische Vorteil beim Elfmeter klar bei Bender, denn sein Name und seine Qualitäten
stecken in den Köpfen der Schützen. Da werden beim Gang zum Punkt manchem Goalgetter die Knie schwach.
Marcel Bender hat die Torwandhandschuhe unter anderem schon für den VfB Stuttgart, den SC Freiburg, die TSG Balingen, den 1. FC Heidenheim, die TSG 1899 Hoffenheim und den FC 08 Villingen angezogen und war in der U18 der deutschen Nationalauswahl. Seit März leitet der „Keeper“eine eigene Fußballschule und schaut auch beim TorhüterNachwuchs hin, wie der in Elfmeter-Situationen reagiert.