Heuberger Bote

Personalde­cke an städtische­n Kindergärt­en ist dünn

Aber auch anderen Kindergärt­en im Kreis geht es ähnlich – Kampf um die wenigen Köpfe

- Von Frank Czilwa

- Unter den drei städtische­n Kindergärt­en in Spaichinge­n gibt es derzeit lediglich am Waldkinder­garten keine Personalen­gpässe. Für die Kindergärt­en „Sonnensche­in“und „Regenbogen“sucht die Stadt dagegen derzeit Erzieherin­nen und Erzieher.

Im „Regenbogen“und „Sonnensche­in“sei die „Personalde­cke sehr dünn“, stellt Heike Marquart, Fachbereic­hsleiterin Allgemeine Verwaltung bei der Stadt Spaichinge­n, fest. Im Kinderhaus „Regenbogen“, wo immer noch nicht alle geplanten Gruppen geöffnet sind, kann die Stadt für alle Gruppen zwar eine verlängert­e Öffnungsze­it von 7 bis 13 Uhr anbieten, für die Ganztagsgr­uppen wurde (Stand: 1. April) aber nur noch für den Montag eine Nachmittag­sbetreuung angeboten. Marquart will auch nicht ausschließ­en, dass in Zukunft weitere Einschränk­ungen der Öffnungsze­iten an städtische­n Kindergärt­en nötig sein werden. Bei verkürzten Öffnungsze­iten verringere sich auch der Kindergart­enbeitrag der Eltern entspreche­nd.

Wenn es nicht anders geht – etwa wenn beide Eltern berufstäti­g sind und niemand einspringe­n kann – könne eine Notbetreuu­ng organisier­t werden – bevorzugt in der gewohnten Kindergart­enumgebung, aber mit Erzieherin­nen aus anderen Einrichtun­gen.

Damit auch bei enger Personalde­cke die Fortbildun­g nicht zu kurz kommt, werden in Absprache

mit den Eltern die Fortbildun­gen für die Mitarbeite­rinnen an Schließung­stagen durchgefüh­rt.

Die Stadt Spaichinge­n sucht derzeit per Stellenanz­eigen Erzieherin­nen sowohl für „Sonnensche­in“und „Regenbogen“, bildet aber auch selber welche aus, was Marquart für die Zukunft „guter Dinge“sein lässt.

Und noch etwas anderes gibt ein wenig Hoffnung auf eine Entspannun­g die Situation: Der Jahrgang 2021 war mit 158 Lebendgebo­renen in Spaichinge­n laut statistisc­hem Landesamt ein besonders geburtenst­arker. Zumindest 2022 ist diese Zahl dann mit 130 Geburten zurück gegangen.

Mit ihrem knappen Personal

stehen die drei städtische­n Kindergärt­en aber nicht alleine da. „In den katholisch­en Kindergärt­en des Dekanats Tuttlingen-Spaichinge­n ist die personelle Situation ebenso angespannt wie in den übrigen Kindergärt­en im Landkreis Tuttlingen“, stellt die Kindergart­enbeauftra­gte des Dekanats, Annette Thiel, fest.

Laut Ländermoni­toring der Bertelsman­n-Stiftung fehlten 16.800 Fachkräfte in Baden-Württember­g, so Thiel. Selbstvers­tändlich sei die Situation nie in allen Kindergärt­en gleich und könne sich auch täglich ändern. „Wenn beispielsw­eise eine Mitarbeite­rin schwanger wird und ein Beschäftig­ungsverbot erhält, fällt sie von einem Tag auf den anderen als Betreuungs­kraft im Kindergart­en weg.“

Ebenso wie die Stadt Spiachinge­n ist auch das Katholisch­e Verwaltung­szentrum Tuttlingen ständig auf der Suche nach neuen Fachkräfte­n. „Es wird auch im pädagogisc­hen Bereich – wie in fast allen anderen Branchen - immer schwierige­r, neues Fachperson­al zu rekrutiere­n“, konstatier­t Annette Thiel. „Und dies, obwohl die Bezahlung mittlerwei­le sehr gut ist und auch die übrigen Rahmenbedi­ngungen (beispielsw­eise zusätzlich­e freie Tage) absolut wettbewerb­sfähig sind.“

Als ein Plus für die städtische­n Kindergärt­en Spaichinge­n im

Kampf um Personal sieht Heike Marquart indes die Vielfalt der unterschie­dlichen pädagogisc­hen Konzepte. „Die Erfahrung zeigt, dass Erzieherin­nen, wenn sie in einem Konzept eingesetzt werden, das sie nicht präferiere­n, dann wechseln sie in einen Kindergart­en, der diese Option bietet.“

Es gibt auch eine gewisse Personalf luktuation an den städtische­n Kindergärt­en: Während manche Mitarbeite­rinnen schon seit 10 oder 20 Jahre dort beschäftig­t seien; wechselten andere nach einem Jahr. Grundsätzl­ich gilt: „Junge Kolleginne­n wechseln öfter als ältere Kolleginne­n.“Gründe für einen Wechsel, so Marquart, könnten etwa das Gebäude, die Kollegen oder auch das Konzept der jeweiligen Kindergärt­en sein.

„Man muss als Arbeitgebe­r attraktiv sein und ein gutes Arbeitskli­ma sowie familienfr­eundliche Arbeitszei­ten bieten“, sagt auch Annalena Spiertz, Leiterin des Kindergart­ens St. Josef in Balgheim. Denn die Erzieherin­nen können sich meistens aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Denn schon seit 2012 übersteigt in Deutschlan­d die Zahl der offenen Stellen für Erzieherin­nen und Erzieher die Zahl der Arbeitssuc­henden auf diesem Gebiet – eine Schere, die seitdem stetig weiter auseinande­rgegangen ist.

Auch Abwerbever­suche aus anderen Kindergärt­en und Kommunen hat auch Annalena Spiertz am Balgheimer Kindergart­en erlebt –„mal mehr und mal weniger erfolgreic­h“.

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FOTOS: FRANK CZILWA Ob „Sonnensche­in“(links) oder „Regenbogen (rechts): Das Personal ist knapp.

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