Personaldecke an städtischen Kindergärten ist dünn
Aber auch anderen Kindergärten im Kreis geht es ähnlich – Kampf um die wenigen Köpfe
- Unter den drei städtischen Kindergärten in Spaichingen gibt es derzeit lediglich am Waldkindergarten keine Personalengpässe. Für die Kindergärten „Sonnenschein“und „Regenbogen“sucht die Stadt dagegen derzeit Erzieherinnen und Erzieher.
Im „Regenbogen“und „Sonnenschein“sei die „Personaldecke sehr dünn“, stellt Heike Marquart, Fachbereichsleiterin Allgemeine Verwaltung bei der Stadt Spaichingen, fest. Im Kinderhaus „Regenbogen“, wo immer noch nicht alle geplanten Gruppen geöffnet sind, kann die Stadt für alle Gruppen zwar eine verlängerte Öffnungszeit von 7 bis 13 Uhr anbieten, für die Ganztagsgruppen wurde (Stand: 1. April) aber nur noch für den Montag eine Nachmittagsbetreuung angeboten. Marquart will auch nicht ausschließen, dass in Zukunft weitere Einschränkungen der Öffnungszeiten an städtischen Kindergärten nötig sein werden. Bei verkürzten Öffnungszeiten verringere sich auch der Kindergartenbeitrag der Eltern entsprechend.
Wenn es nicht anders geht – etwa wenn beide Eltern berufstätig sind und niemand einspringen kann – könne eine Notbetreuung organisiert werden – bevorzugt in der gewohnten Kindergartenumgebung, aber mit Erzieherinnen aus anderen Einrichtungen.
Damit auch bei enger Personaldecke die Fortbildung nicht zu kurz kommt, werden in Absprache
mit den Eltern die Fortbildungen für die Mitarbeiterinnen an Schließungstagen durchgeführt.
Die Stadt Spaichingen sucht derzeit per Stellenanzeigen Erzieherinnen sowohl für „Sonnenschein“und „Regenbogen“, bildet aber auch selber welche aus, was Marquart für die Zukunft „guter Dinge“sein lässt.
Und noch etwas anderes gibt ein wenig Hoffnung auf eine Entspannung die Situation: Der Jahrgang 2021 war mit 158 Lebendgeborenen in Spaichingen laut statistischem Landesamt ein besonders geburtenstarker. Zumindest 2022 ist diese Zahl dann mit 130 Geburten zurück gegangen.
Mit ihrem knappen Personal
stehen die drei städtischen Kindergärten aber nicht alleine da. „In den katholischen Kindergärten des Dekanats Tuttlingen-Spaichingen ist die personelle Situation ebenso angespannt wie in den übrigen Kindergärten im Landkreis Tuttlingen“, stellt die Kindergartenbeauftragte des Dekanats, Annette Thiel, fest.
Laut Ländermonitoring der Bertelsmann-Stiftung fehlten 16.800 Fachkräfte in Baden-Württemberg, so Thiel. Selbstverständlich sei die Situation nie in allen Kindergärten gleich und könne sich auch täglich ändern. „Wenn beispielsweise eine Mitarbeiterin schwanger wird und ein Beschäftigungsverbot erhält, fällt sie von einem Tag auf den anderen als Betreuungskraft im Kindergarten weg.“
Ebenso wie die Stadt Spiachingen ist auch das Katholische Verwaltungszentrum Tuttlingen ständig auf der Suche nach neuen Fachkräften. „Es wird auch im pädagogischen Bereich – wie in fast allen anderen Branchen - immer schwieriger, neues Fachpersonal zu rekrutieren“, konstatiert Annette Thiel. „Und dies, obwohl die Bezahlung mittlerweile sehr gut ist und auch die übrigen Rahmenbedingungen (beispielsweise zusätzliche freie Tage) absolut wettbewerbsfähig sind.“
Als ein Plus für die städtischen Kindergärten Spaichingen im
Kampf um Personal sieht Heike Marquart indes die Vielfalt der unterschiedlichen pädagogischen Konzepte. „Die Erfahrung zeigt, dass Erzieherinnen, wenn sie in einem Konzept eingesetzt werden, das sie nicht präferieren, dann wechseln sie in einen Kindergarten, der diese Option bietet.“
Es gibt auch eine gewisse Personalf luktuation an den städtischen Kindergärten: Während manche Mitarbeiterinnen schon seit 10 oder 20 Jahre dort beschäftigt seien; wechselten andere nach einem Jahr. Grundsätzlich gilt: „Junge Kolleginnen wechseln öfter als ältere Kolleginnen.“Gründe für einen Wechsel, so Marquart, könnten etwa das Gebäude, die Kollegen oder auch das Konzept der jeweiligen Kindergärten sein.
„Man muss als Arbeitgeber attraktiv sein und ein gutes Arbeitsklima sowie familienfreundliche Arbeitszeiten bieten“, sagt auch Annalena Spiertz, Leiterin des Kindergartens St. Josef in Balgheim. Denn die Erzieherinnen können sich meistens aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Denn schon seit 2012 übersteigt in Deutschland die Zahl der offenen Stellen für Erzieherinnen und Erzieher die Zahl der Arbeitssuchenden auf diesem Gebiet – eine Schere, die seitdem stetig weiter auseinandergegangen ist.
Auch Abwerbeversuche aus anderen Kindergärten und Kommunen hat auch Annalena Spiertz am Balgheimer Kindergarten erlebt –„mal mehr und mal weniger erfolgreich“.