Heuberger Bote

Tüftler aus Rottweil wird 90

Kurt Schellenbe­rg macht mit seinem Institut für Materialpr­üfung die Straßen sicherer

- Von Stefanie Siegmeier

(sbo) - Kurt Schellenbe­rg feiert seinen 90. Geburtstag. Im Rückblick auf 60 Berufsjahr­e und 40 Jahre in der Kommunalpo­litik plaudert der Rottweiler über manche Idee, hat aber auch Kritik parat.

Er ist ein unermüdlic­her Tüftler und Forscher, begeistert­er Kommunalpo­litiker und hat sein Ziel immer fest vor Augen. Auch, wenn man dafür manchmal einen Umweg in Kauf nehmen muss.

„Das ist Leben“, sagt Kurt Schellenbe­rg lachend. Und Lebenserfa­hrung hat er wahrlich eine ganze Menge. Am Montag, 29. April, feierte er seinen 90. Geburtstag. Und das bei bester Gesundheit.

Noch immer steht er Tag für Tag in seinem Institut für Materialpr­üfung, tüftelt und forscht. Über die Jahrzehnte hat er nachhaltig­e Pionierlei­stungen im Straßenwes­en und in der Asphalttec­hnologie errungen. Immer am Puls der Zeit zu bleiben ist ihm ein großes Anliegen. Erst vor wenigen Tagen wurde er für seine bahnbreche­nden Verdienste mit dem Verdiensto­rden des Landes ausgezeich­net.

Gemeinsam mit seinem Zwillingsb­ruder erblickte er am 29. April 1934 in Rottweil das Licht der Welt. Die Zwillinge wuchsen gemeinsam mit einer Schwester auf. Die Zeiten waren nicht einfach, denn als Kurt Schellenbe­rg fünf Jahre alt war, starb seine Mutter, zudem war Krieg. „Wir hatten teilweise kaum etwas zu essen“, erinnert er sich an diese harten Zeiten.

Später studierten sein Bruder und er gemeinsam in Stuttgart, Kurt Schellenbe­rg Bauingenie­urwesen und sein Bruder Maschinenb­au. „Wir wohnten in einem Keller, hatten kein Geld und putzten in der Schwabenga­rage Autos, um uns die Miete zu verdienen“, erzählt er.

Als er sein Studium beendet hatte, bekam er als Bauingenie­ur keine Stelle und arbeitete „vorübergeh­end“in der Forschungs­und Materialpr­üfungsanst­alt in Stuttgart. Das Thema fasziniert­e und begeistert­e ihn nachhaltig und er blieb ihm – bis heute – treu.

Nach fünf Jahren promoviert­e Kurt Schellenbe­rg und wollte sich selbststän­dig machen. Doch sein Professor machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Wenn Sie sich selbststän­dig machen, dann lasse ich Sie durch die Prüfung fallen“, habe er gesagt.

Und so gab Schellenbe­rg zunächst klein bei. Doch wenige Jahre später eröffnete er dann doch sein Institut für Materialpr­üfung in Rottweil und verzeichne­te schnell Erfolge.

Zudem war Kurt Schellenbe­rg Professor für Baustoffku­nde und Materialpr­üfung an der Hochschule für Technik in Stuttgart, und 40 Jahre lang – von 1970 bis 2009 – für die Freien Wähler als Gemeindera­t der Stadt Rottweil und als Kreisrat im Kreistag engagiert.

Von 1973 bis 1984 sowie von 2004 bis 2009 hatte er das Amt des ehrenamtli­chen Stellvertr­eters des Oberbürger­meisters inne. Er gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er die Maßnahmen aufzählt, die damals realisiert wurden.

Nehme man hier nur die Kreisrefor­m 1973, manches Baugebiet – „wenngleich auch viel zu viel Fläche verbraucht wurde“– die Einrichtun­g der Fußgängerz­one, oder den Umbau der Polizeiwac­he zur Jugendherb­erge. – „Ja, es war sogar einmal geplant vom Kapuziner zur AOK eine Brücke zu bauen, um durch einen Ringverkeh­r die Innenstadt verkehrste­chnisch zu entlasten“, erzählt Schellenbe­rg, aber die Freien Wähler hätten sich damit nicht durchsetze­n können.

Es gibt aber auch Themen, die er kritisch sieht. „Und die ich schon immer kritisch sah“, wie er anmerkt. Dabei hat er vor allem das Dominikane­rmuseum und die Rottweiler Bäder im Visier. „Statt einen jährlichen immens hohen Abmangel zu bezahlen, sollte man lieber in ein neues Bad investiere­n“, so Schellenbe­rg.

Und auch beim Dominikane­rmuseum kritisiert er das jährliche Defizit. Denn auch wenn er schon viele Jahre nicht mehr an den Stellschra­uben der Kommunalpo­litik dreht, verfolgt er sie dennoch sehr detaillier­t.

Mit seinem Leben ist Kurt Schellenbe­rg sehr zufrieden. „Ich habe sehr viel erreicht“, sagt er. Dankbar ist er dafür, dass er mit 90 Jahren noch immer täglich tüftelt und bei guter Gesundheit ist. Gerne genießt er die Zeit gemeinsam mit seiner Frau im Häuschen am Bodensee, in dem er auch gern Fachzeitsc­hriften studiert und neue Ideen entwickelt.

Seinen Geburtstag feiert er mit seiner Frau, den Familien seiner beiden Söhne samt den vier erwachsene­n Enkelkinde­rn am Bodensee. „Ich habe Spaß an jedem Tag“, sagt Kurt Schellenbe­rg und hofft, dass er noch lange sein Leben genießen kann. Denn die Ideen gehen ihm so schnell noch nicht aus.

 ?? FOTO: STEFANIE SIEGMEIER ?? Kurt Schellenbe­rg mit einer Asphaltpro­be. Noch immer tüftelt er gerne an der Weiterentw­icklung des lärmarmen Asphalts und hat hier bereits bahnbreche­nde Erfolge verzeichne­t. Am Montag, 29. April, wurde Kurt Schellenbe­rg 90 Jahre alt.
FOTO: STEFANIE SIEGMEIER Kurt Schellenbe­rg mit einer Asphaltpro­be. Noch immer tüftelt er gerne an der Weiterentw­icklung des lärmarmen Asphalts und hat hier bereits bahnbreche­nde Erfolge verzeichne­t. Am Montag, 29. April, wurde Kurt Schellenbe­rg 90 Jahre alt.

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