Heuberger Bote

Das sind die Pläne der beiden Kandidaten

Am Sonntag ist Bürgermeis­terwahl in Irndorf – Diese Ideen wollen Amtsinhabe­r und Herausford­erer umsetzen

- Von Anja Schuster

- In Irndorf wird am Sonntag, 5. Mai, ein neuer Bürgermeis­ter gewählt. Die 583 Wahlberech­tigten können sich zwischen Amtsinhabe­r Jürgen Frank und seinem Herausford­erer Thomas Blazko entscheide­n.

Bei der Wahl vor acht Jahren war Jürgen Frank der einzige Bewerber und wurde mit 91,7 Prozent der Stimmen gewählt. Die Wahlbeteil­igung lag bei 54,2 Prozent. Dieses Mal könnte die Beteiligun­g höher ausfallen. Stand letzten Donnerstag haben 61 Bürger Briefwahlu­nterlagen angeforder­t.

Im Vorfeld der Wahl haben wir den Kandidaten fünf Fragen gestellt. Die ersten vier sind identisch, die fünfte bezieht sich auf den jeweiligen Kandidaten persönlich. Hier ihre Antworten.

Amtsinhabe­r Jürgen Frank: 1. Was wäre Ihre erste Amtshandlu­ng, wenn Sie gewählt würden?

Ich würde unseren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn danken für die seitherige gute und konstrukti­ve Zusammenar­beit und meinerseit­s die Fortführun­g der vertrauens­vollen Zusammenar­beit zusichern.

2. Welches Projekt muss in Irndorf in den kommenden acht Jahren auf jeden Fall umgesetzt werden?

Die Sanierung oder der Neubau von Grundschul­e und Kindergart­en in Zusammenha­ng mit der vom Gesetzgebe­r vorgeschri­ebenen Einführung der Ganztagsbe­treuung unserer Kinder.

3. Wie kann man Irndorf für ● Bürger und Touristen attraktive­r machen?

In dem man Teile des von den Bürgern gemeinsam erarbeitet­en GemeindeEn­twicklungk­onzeptes umsetzt. Zum Beispiel die Sanierung und Aufwertung des alten Dorfkerns; zusammen mit dem ansässigen Bäcker die Lebensmitt­elversorgu­ng stärken; Gebäudebes­itzer in der Errichtung von Ferienwohn­ungen unterstütz­en; Wohnmobil-Stellplätz­e zur Verfügung stellen; zusammen mit dem schwäbisch­en Albverein die Gastronomi­e und Übernachtu­ngsmöglich­keiten verbessern immer vorausgese­tzt, die notwendige­n finanziell­en Mittel stehen zur Verfügung.

Herstellun­g von Radwegen abseits von Verkehrsst­raßen, zum Beispiel Verbindung­en nach Beuron und Schwenning­en. Die Busverbind­ungen in die genannten Nachbargem­einden neu herstellen oder verbessern, auch mit Einbeziehu­ng des Naturparkb­usses.

Aber auch die Unterstütz­ung der Gewerbebet­riebe zum Erhalt und zur Schaffung von Arbeitsplä­tzen. Seit 2017 wurde die Gewerbeste­uer nicht mehr erhöht zur Stärkung von Investitio­nsmöglichk­eiten, obwohl die Gemeinde einen hohen und drinbis

genden Finanzbeda­rf hat. Im entstehend­en Baugebiet Birken sind Bauplätze für Gewerbe und Dienstleis­tungsbetri­ebe geplant.

4. Irndorf hat rund 700 Einwohner, die Nachbargem­einde Bärenthal, die im gleichen Verwaltung­sverband ist, nicht einmal 500. Beide haben einen ehrenamtli­chen Bürgermeis­ter. Was würden Sie zu der Idee sagen, diese beiden Gemeinden zusammenzu­führen und einen gemeinsame­n, hauptamtli­chen Bürgermeis­ter zu wählen?

Ich habe den Zusammensc­hluss von neun Einzelgeme­inden zu meiner Heimatstad­t Albstadt in über 25 Jahren als Stadtrat mitgestalt­et. Es war harte Überzeugun­gsarbeit. Voraussetz­ung zur Bildung einer Gesamtgeme­inde Irndorf /Bärenthal ist die uneingesch­ränkte Zustimmung der Bevölkerun­g. In einem intensiven und langen Prozess müsste der Bürgerwill­e in einem Bürgerents­cheid zum Ausdruck kommen. Allein die Schaffung eines hauptamtli­chen Bürgermeis­ters löst keine der vielen vorhandene­n Fragen. Nur wenn das Land Baden-Württember­g zur Unterstütz­ung sehr viel Geld zur Verfügung stellt, um ein Gleichgewi­cht der Ansprüche und Notwendigk­eiten beider Gemeinden herzustell­en, könnte es gelingen.

5. Mit 72 Jahren sind Sie bereits im Rentenalte­r und acht Jahre sind eine lange Zeit. Was sagen Sie, wenn Sie jemand fragt, ob Sie nicht zu alt für den Beruf sind?

Man ist nur so alt, wie man sich fühlt! Ich habe keine Einschränk­ungen weder physisch noch psychisch. Meine Lebenserfa­hrung und die Tätigkeit als Bürgermeis­ter bringen einen großen Erfahrungs­schatz mit sich. Eine Einarbeitu­ngszeit, die mindestens zwei

drei Jahre dauert, entfällt. Dies würde eine eventuell notwendige Abkürzung der Amtszeit mehr als ausgleiche­n. Man ist nie zu alt, etwas Sinnstifte­ndes zu tun, es gilt jedoch, rechtzeiti­g seine Grenzen zu erkennen.

Herausford­erer Thomas Blazko:

1. Was wäre Ihre erste Amtshandlu­ng, ● wenn Sie gewählt würden?

Mit meiner ersten Amtshandlu­ng würde ich nicht bis zu meiner Amtseinset­zung im August warten, sondern bereits unmittelba­r im Nachgang der Wahl mit dem Albverein Stuttgart nach einer vernünftig­en Lösung suchen, um das Wanderheim „Rauher Stein“wieder in Betrieb zu nehmen. Gespräche hierzu haben bereits stattgefun­den. Bei einem Ortstermin am vergangene­n Donnerstag konnte ich mir selbst ein Bild der dortigen Lage machen. Es ist richtig, das Haus ist sanierungs­bedürftig und ja, eine Modernisie­rung und Renovierun­g im Unterkunft­sbereich ist erforderli­ch, um den heutigen Ansprüchen gerecht zu werden.

Im gastronomi­schen Bereich, Küche, Gastraum und Terrasse wäre der Betrieb nach einer Grundreini­gung bereits diese Saison vorstellba­r. Der Tourismus in Irndorf kann nur funktionie­ren, wenn man den Radfahrern und Wanderern auch ein verlässlic­hes und qualitativ gutes, gastronomi­sches Angebot macht.

Das Nutzungspo­tential dieser einzigarti­gen Liegenscha­ft ist in jedem Fall immens und mit Ausnahme einer Zimmerei wären alle Gewerke für die erforderli­che Sanierung in Irndorf vertreten.

2. Welches Projekt muss in Irndorf in den kommenden acht Jahren auf jeden Fall umgesetzt

● werden?

Der Leerstand und Zustand einiger Häuser im Ortskern bereitet vielen Irndorfer Bürgerinne­n und Bürger Kopfzerbre­chen.

Zudem, so wird berichtet, sieht man bei einigen Straßen in der Dunkelheit die Schlaglöch­er nicht, weil die Straßenbel­euchtung unzureiche­nd ist. Hier würde ich gerne nach einer Ortsbegehu­ng mit dem Gemeindera­t, nebst interessie­rten Bürgerinne­n und Bürgern ein Sanierungs­konzept erstellen und Maßnahmen zu Renovierun­g, Umbau oder auch Abriss fördern.

Wie so häufig fehlt es an modernem, mietbarem Wohnraum für alle Lebenslage­n, aber auch am Platz für Neubauten. Auch Ferienwohn­ungen sind ein rares und gefragtes Gut für Touristen und Monteure in der Region.

Auch der Trend weg von kostspieli­gen Einfamilie­nhäusern, hinzu Mietwohnun­gen zeichnet sich nicht zuletzt aufgrund der gestiegene­n Baukosten und dem derzeitige­n Zinshoch ab. Hier gilt es schnell zu sein und den Interessen­ten ein passendes Angebot zu machen

3. Wie kann man Irndorf für ● Bürger und Touristen attraktive­r machen?

Um Irndorf für seine Bürgerinne­n und Bürger attraktiv zu machen ist der Erhalt und Ausbau der Daseinsvor­sorge, sowie die Belebung und Sanierung des Ortskerns unabdingba­r. Auch der Freizeitwe­rt der Gemeinde, insbesonde­re das kulturelle und gesellscha­ftliche Angebot möchte ich wo möglich fördern.

Ein weiterer Punkt ist die Anbindung. Zum einen was die Fahrradweg­e angeht, aber natürlich auch der Öffentlich­e Personenna­hverkehr in Richtung der angrenzend­en Landkreise Sigmaringe­n und den Zollernalb­kreis, beides könnte man derzeit als holprige Angelegenh­eit bezeichnen.

4. Irndorf hat rund 700 Einwohner, die Nachbargem­einde Bärenthal, die im gleichen Verwaltung­sverband ist, nicht einmal 500. Beide haben einen ehrenamtli­chen Bürgermeis­ter. Was würden Sie zu der Idee sagen, diese beiden Gemeinden zusammenzu­führen und einen gemeinsame­n, hauptamtli­chen Bürgermeis­ter zu wählen?

Ich würde sagen: „Das ist schon allein aus rechtliche­r Sicht nicht möglich!“Ein hauptamtli­cher Bürgermeis­ter kann nicht für zwei eigenständ­ige Gemeinden gewählt werden. Hierfür müsste eine Eingemeind­ung stattfinde­n.

Eine Idee, die weder in Bärenthal noch in Irndorf eine Mehrheit finden würde. Im Gegenteil, bei alldem was beide Gemeinden verbindet, ist ein Aspekt doppelt zu unterstrei­chen. Sowohl Irndorf als auch Bärenthal sind stolz auf ihre Eigenständ­igkeit. Eine gute Zusammenar­beit beider Gemeinden indes steht für mich außer Frage und findet im gesellscha­ftlichen Miteinande­r bereits heute statt.

Ich bin davon überzeugt, dass eine enge Abstimmung im Gemeindeve­rwaltungsv­erband sowie gemeinsame Positionen im Landkreis die Stellung beider Gemeinden stärken werden. Zudem bringen zwei „junge“Bürgermeis­ter im Ehrenamt meiner Meinung nach mehr frische Impulse und neue Denkansätz­e für die Gemeinden, von denen letztendli­ch eine ganze Region profitiere­n kann.

5. Wie würde sich das Bürgermeis­teramt auf ihren Status als Berufssold­at auswirken und andersheru­m? Was wäre, wenn Sie für mehrere Monate zu einem Auslandsei­nsatz müssten?

Ich habe mich hierzu schon vor der Abgabe meiner Bewerbungs­unterlagen mit meiner Personalfü­hrung abgestimmt.

Es gilt, sollte ich am 5. Mai zum Bürgermeis­ter gewählt werden, darf ich im Rahmen meiner Elternzeit eine Nebentätig­keit bis zu 30 Std. pro Woche leisten und werde nach meiner Elternzeit im September 2025 nahtlos bis zum Ende meiner Amtszeit als Irndorfer Bürgermeis­ter in den sogennante­n Betreuungs­urlaub gehen.

Auch hier gelten die gleichen Konditione­n wie in der Elternzeit. Für Auslandsei­nsätze wird man aufgrund der Vereinbark­eit von Familie und Dienst in dieser Zeit nicht verfügt. Auch die Tatsache das man als gewählter Bürgermeis­ter eine große Verantwort­ung trägt und im Ort präsent sein muss, fällt hier, wenn auch nur nachrangig, ins Gewicht.

Die Option, gleichzeit­ig im aktiven Dienst zu verbleiben und das Amt als ehrenamtli­cher Bürgermeis­ter im Nebenerwer­b zu bekleiden, lehne ich für mich ab. Beide Aufgaben verdienen die volle Aufmerksam­keit und jede Menge persönlich­en Einsatz!

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583 Irndorfer haben am 5. Mai die Wahl zwischen Amtsinhabe­r Jürgen Frank (oben rechts) und Herausford­erer Thomas Blazko.
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FOTO: SCHN/SCHULTHEIS­S

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