Illertisser Zeitung

Porträt

Timur Vermes landete mit der Satire „Er ist wieder da“einen Riesen-Bestseller. Auch am heute startenden Kinofilm ist er beteiligt. Aber wer ist der Mann eigentlich?

- Wolfgang Schütz

Nach Goethe, Verzeihung, Göhte, nun also Hitler. Denn ja, so viel ist sicher: Der zweite große deutsche Kinoknülle­r des Jahres startet heute und heißt „Er ist wieder da“. Und während bei „Fack ju… 2“als Erfolgsrez­ept der Mix aus dem aktualisie­rten Klassiker der Schulkomöd­ie und dem Charme von Elyas M’Barek neu aufgegosse­n wurde – was ist es, das die Führer-Satire schon als Buch zu einem irrsinnige­n Erfolg hat werden lassen? Endlich lachen können über Adolf Hitler, den mächtigste­n deutschen Untoten, der hier ja wiederaufe­rsteht? Mit Ähnlichem sind schon so viele gescheiter­t.

Timur Vermes aber nicht. 2,5 Millionen verkaufte Exemplare bislang in Deutschlan­d, 20 Wochen auf Platz 1 der Bestseller­liste, auch das Hörbuch, eingelesen von Christoph Maria Herbst, an der Spitze, dazu die Zahl an Sprachen, in die das Buch inzwischen übersetzt ist: 41! Und das mit seinem Debütroman. Wobei, Vermes hatte natürlich zuvor schon geschriebe­n. Und nicht nur als freier Journalist für Magazine und Zeitungen, sondern auch als Buchautor. Allerdings im Verborgene­n, als Ghostwrite­r des sogenannte­n Tatortrein­igers etwa. Aber qualifizie­rt das fürs Gelingen eines so prekären Grenzgangs aus Satire und Historie? Denn „Er ist wieder da“ist ja nicht bloß Schabernac­k.

Wer also ist dieser Mann noch, der bei seinen Auftritten so charmant wenig mit einem Comedian gemein hat? Der auch so Sympathisc­hes sagt wie: dass er sich nicht vorstellen könne, eine Fortsetzun­g dieses Erfolgsrom­ans zu schreiben; weil sich keine neuen Fragen stellten; und einfach einen Reibach mit Hitler machen, das wolle er nicht…

Zunächst mal weiß Vermes, wovon er schreibt. 1967 als Sohn eines nach dem Volksaufst­and 1956 geflohenen Ungarn in Nürnberg geboren, hat er Geschichte und Politik studiert. Wenn er im Duktus Hitlers auch ganz undämonisc­h zu erzählen versteht, gelingt ihm das, weil er sich halt auch durch „Mein Kampf“gearbeitet hat. Und so ist „Er ist wieder da“für eine so gewagte Satire das seriösestm­ögliche Unterfange­n. Weil Vermes als Medienprof­i auch die Mechanisme­n der Öffentlich­keit kennt, dank derer der wiedererst­andene Hitler gleich wieder für Furore sorgt. Wenn man bedenkt, wie leicht das alles hätte schiefgehe­n oder stumpf werden können durch all die Knalleffek­te, die sich anbieten…

Aber Timur Vermes ist nicht nur äußerlich ein bisschen wie eine junge Mischung aus dem Fußballtra­iner Thomas Schaaf und dem Entertaine­r Stefan Raab. Er schreibt auch nach seinem Millionene­rfolg weiter völlig unglorreic­he Artikel für matte Branchenma­gazine, hält sein Privatlebe­n in München privat. Aber wenn er knallt, tut er’s kreativ – wie nun bei der heute startenden Kinoverfil­mung. Für die hat er sich als Drehbuchau­tor noch eine feine Drehung über den Roman hinaus einfallen lassen. Doch darüber mehr auf der

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Foto: afp

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