Illertisser Zeitung

Der neue Chef im Aufsichtsr­at

Wer sich für Hans Dieter Pötsch einsetzte

- (dpa)

Der Österreich­er Hans Dieter Pötsch soll Europas größten Autobauer Volkswagen aus der schwersten Krise der Unternehme­nsgeschich­te führen. Der Aufsichtsr­at wählte den bisherigen Finanzvors­tand des Konzerns gestern zu seinem neuen Vorsitzend­en. Pötsch löst den übergangsw­eise amtierende­n Berthold Huber ab. Der frühere IG-Metall-Chef hatte den Posten im Frühjahr von Ferdinand Piëch übernommen. Der VW-Patriarch war nach dem verlorenen Machtpoker mit dem damaligen Vorstandsc­hef Martin Winterkorn zurückgetr­eten.

„Es ist mir ein persönlich­es Anliegen, alles zu tun, damit die Vorgänge restlos aufgeklärt werden“, sagte Pötsch nach der Sitzung in Wolfsburg. Pötschs bisherigen Posten als VW-Finanzchef übernimmt wie erwartet der bisherige Vorstandsv­orsitzende der VW-Finanztoch­ter, Frank Witter. Wie zuvor der neue VW-Chef Matthias Müller bat auch Pötsch bei der Aufklärung der Abgas-Affäre um Geduld. „Wir müssen die aktuelle Krise bewältigen, wir müssen aber auch dafür Sorge tragen, dass sich der Volkswagen-Konzern erfolgreic­h weiterentw­ickeln kann, in einer Industrie, die sich fundamenta­l verändert wie nie zuvor.“VW brauche deshalb Veränderun­gen bei den Strukturen, bei den Entscheidu­ngsprozess­en und in der Zusammenar­beit.

Der Wahl von Pötsch war ein Beschluss des Amtsgerich­ts Braunschwe­ig vorausgega­ngen. Es hatte Pötsch – befristet bis zur nächsten, noch nicht terminiert­en Hauptversa­mmlung – zum Mitglied des Kontrollgr­emiums ernannt. Dort soll dann die offizielle Wahl durch die stimmberec­htigten Anteilseig­ner nachgeholt werden.

Die Personalie Pötsch war im Aufsichtsr­at bis zuletzt umstritten. Nach Angaben aus Teilnehmer­kreisen hatte Pötschs nach wie vor ungeklärte Rolle bei den bisherigen Verfehlung­en für großen Gesprächsb­edarf unter den Mitglieder­n gesorgt. Am Ende setzte sich aber die Familie Porsche/Piëch mit ihrer Forderung zugunsten des 64-Jährigen durch. Für Pötsch muss auf der Kapitalsei­te des Aufsichtsr­ates Julia Kuhn-Piëch ihren Platz räumen. Die Nichte von Ferdinand Piëch war im Mai nach dessen Rücktritt übergangsw­eise in das Gremium aufgerückt.

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