Illertisser Zeitung

Aufstieg und Fall

Die Story von Lance Armstrong

- VON GÜNTER H. JEKUBZIK

In Europa wird er zunächst von seinem späteren Trainer Johan Bruyneel (Denis Menochet) und dem Arzt Michele Ferrari (Guillaume Canet) als zu muskulös für einen Rennradler eingeschät­zt. Außerdem hat der Amerikaner Lance Armstrong (Ben Foster) Hodenkrebs und Metastasen im Hirn, die operativ entfernt werden. Der Weg vom Todeskandi­daten zum Toursieger – und dann den tiefen Fall eines Helden, ihn verfolgt Regisseur Stephen Frears („Mein wunderbare­r Waschsalon“) nun in seinem Film „The Program – Um jeden Preis“.

Der unbedingte Wille zum Sieg und auch zum geschäftli­chen Erfolg mit geschickte­n Sponsoren-Verträgen verändert und verbittert Armstrong im Laufe des Films sichtlich. Enttäuscht­e Wegbegleit­er gibt es bei sensatione­llen sieben Tour-Siegen viele: Der Teamkolleg­e und spätere Toursieger Floyd Landis, der erwischt wurde. Oder Betsy Andreu, die Frau des Kapitäns von Armstrongs Team US-Postal. Und dann ist da der britische Sport-Journalist David Walsh, auf dessen Buch „Seven Deadly Sins: My Pursuit of Lance Armstrong“der Film basiert.

Wir erfahren viele Details vom Doping-„Program“, etwa wie die Spritzen heimlich herbeigesc­hafft und in Getränkedo­sen entsorgt wurden. Das alles mit Hunderten nachgestel­lter Team-Räder wunderbar retro inszeniert und durchaus geschickt mit den originalen TV-Aufnahmen verschnitt­en. Doch die Dramatisie­rung des Teamsports Radrennen im Helden-Schema von Hollywood gelingt nicht: Kaum sind die Epo-Spritzen gesetzt, dröhnt ein Punk-Song auf der Tonspur und Armstrong fährt auf einer Bergetappe mühelos allen davon. Dass er vorher jahrelang bei jedem Wetter unvorstell­bar hart trainiert hat, dass so eine Etappe gerne mal sechs Stunden dauert, dass fast alle anderen auch auf Epo fahren, passt nicht in die Logik des Films. **

in Augsburg, Neu-Ulm

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