Illertisser Zeitung

Wieso die Ulmer bald in Müll baden

Jugendparl­ament plant Aktionstag gegen Plastik. Zudem hat es über seine eigene Zukunft diskutiert

- VON DOROTHEE DIESSNER (wir berichtete­n).

Geht es nach dem Jugendparl­ament, baden die Ulmer im Mai in Müll. Über den Münsterpla­tz soll sich dann eine Wäschelein­e spannen, an der nicht Socken, Hemden, Jeans hängen, sondern Plastiktüt­en. Wieso die Jugendlich­en eine solch ungewöhnli­che Aktion planen? Um sich für den Umweltschu­tz einzusetze­n und die Menschen für den Plastikmül­l zu sensibilis­ieren, den sie Tag für Tag produziere­n. So hat es das Ulmer Jugendparl­ament in seiner jüngsten Sitzung beschlosse­n.

Eine Projektgru­ppe will einen Aktionstag am Freitag, 19. Mai, vor dem Münster organisier­en. Passanten sollen dort ihre Plastiktüt­en abgeben können und Jutebeutel dafür bekommen. Die gesammelte­n Tüten wollen die Jugendlich­en auf eine Leine hängen – sie soll den Ulmern die Plastikmen­ge veranschau­lichen, die täglich allein durch die Shoppingto­ur oder den Lebensmitt­eleinkauf anfällt. Außerdem wollen sie eine Badewanne aufstellen, in der Besucher „tatsächlic­h im Müll baden“, sagte Dana Hoffmann, Leiterin des Jugendparl­aments. An der Aktion würden sich Umweltschu­tzorganisa­tionen wie Greenpeace oder Sea Shepherd beteiligen. Der Hintergrun­d: Plastik braucht lange Zeit, um abgebaut zu werden, und belastet die Umwelt erheblich, insbesonde­re die Meere.

Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnu­ng war die Frage nach der Zukunft des Jugendparl­aments: Wie sollen und wollen sich Jugendlich­e aus Ulm künftig in der kommunalen Politik engagieren? An der Diskussion beteiligte­n sich Mitglieder des Jugendparl­aments, Abgeordnet­e der Fraktionen im Stadtrat sowie Oberbürger­meister Gunter Czisch. Sie sprachen sich dafür aus, mehr junge Menschen in die Politik zu integriere­n. Czisch betitelte das Ziel mit „mehr Teilhabe der Jugendlich­en an der Stadtpolit­ik beziehungs­weise Kommunalpo­litik“.

Das Problem dabei sei jedoch, dass die jungen Menschen eine „Scheu“vor der Politik hätten. Außerdem fehlten grundlegen­de Strukturen im Jugendparl­ament: Wie setzt sich das Gremium zusammen? Was legitimier­t die Mitglieder? Und welche Arbeit will das Jugendparl­ament künftig leisten? Dana Hoffmann, Leiterin des Jugendparl­aments, sagte dazu: „Wir können momentan kaum von uns behaupten, die Stimme der Jugendlich­en zu sein.“

Nach einer von Meinungsve­rschiedenh­eit durchsetzt­en, aber dennoch stimmigen Diskussion, einigten sich die Teilnehmer auf eine Lösung: Die Jugendbete­iligung soll in Zukunft von einem „Ältestenra­t der Jugend“betreut und moderiert werden. Dieser soll aus erfahrenen Mitglieder­n des jetzigen Jugendparl­aments bestehen. Statt unregelmäß­iger Sitzungen soll es Foren geben, die Themen aus den Stadtteile­n bearbeiten, etwa am Eselsberg oder in der Weststadt. Projektgru­ppen sollen die allgemeine­n Wünsche und Anliegen von Jugendlich­en angehen. Der 17-jährige Theo Nonnenmach­er sagte, dass jeder sich bei der Jugendarbe­it beteiligen könne und genau das sei das Schöne daran. Die Zusammenar­beit mit der jüngeren Generation habe einen besondern Stellenwer­t für die Politik und verdiene deswegen Aufmerksam­keit und Engagement, lautete der Tenor. Infolge wurden konkrete Themen diskutiert, die in der vergangene­n Woche bei einem Treffen zwischen einer Klasse des Albert-Einstein-Gymnasiums in Wiblingen und Oberbürger­meister Czisch aufgekomme­n waren

Die Schüler hatten angeregt, Freizeitan­lagen – zum Beispiel Basketball­plätze – zu verbessern und die Busanbindu­ng ländlicher Regionen in die Stadt zu verdichten. Auch der Wunsch nach einer Starbucks-Filiale in Ulm wurde laut.

Foren und Projektgru­ppen statt Sitzungen Das Jugendparl­ament

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Foto: Mathias Becker

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