Vom Liebling zur Plage
Einhorn Trend » Waschbären, Biber und Koalas rufen zwiespältige Gefühle bei den Menschen hervor. Einerseits sehen sie zum Knuddeln süß aus, sind selten und schützenswert. Andererseits können sie großen Schaden anrichten, vor allem, wenn sie in Massen auftreten. Dann wühlen sie in Mülltonnen, knabbern Rinde ab, oder plündern Eukalyptusbäume, bis deren Äste kahl sind. Die Tiere sind Liebling und Schädling zugleich. Eine ähnliche Gefühlslage hegt Deutschland gerade gegenüber einer anderen Spezies: dem Einhorn.
In den 1990er Jahren rührte „Das letzte Einhorn“noch zu Tränen. Ganz allein war es, das putzige Ding. Heute ist es zur Plage geworden. Der einstige Einzelgänger hat sich rasant vermehrt und legt das gesellschaftliche Leben lahm. Rosa-weiße Einhörner grasen die Modelandschaft ab, bis nur noch Ödnis bleibt. Ganze Herden galoppieren durch die Faschingsbälle. Sie lärmen, trinken Sektvorräte leer und treten Konfetti platt.
Trotz dieser Schneise der Verwüstung gibt es Menschen, für die Tierschutz über allem steht. Ob es um Koalas, Biber, Waschbären oder Einhörner geht – sie pflegen und hegen sie. Das Problem: Einhorn-Freunde sind kaufkräftig. Geschäfte verkaufen mittlerweile Einhorn-Gummistiefel und Einhorn-Duschgel mit Glitzer. Statt Möhren und Heu füttern die Tierfreunde Einhorn-Schokolade – „Weiße Schokolade mit Joghurt und Himbeer-Cassis-Regenbogen“. Und in New York wurde ein „Unicorn Latte“als Trendgetränk ausgerufen, freilich mit bunten Streuseln drauf. Meine Tierliebe stößt an ihre Grenzen. Ich fordere Reservate für Einhörner: Kinderzimmer. Um Schlimmeres zu verhindern.