Eine Klinikehe ist noch nicht vollzogen
Was im Vertrag nicht umgesetzt wurde
Eine der vielen lateinischen Weisheiten, die Franz-Josef Strauß gerne zitierte, ist die, wonach Verträge zu erfüllen sind – „pacta sunt servanda“. Aber manchmal wird halt nicht alles umgesetzt, was auf Papier geschrieben steht. So etwa im sogenannten Stiftungsvertrag für die Kreiskliniken. Der hält fest, dass die Krankenhäuser Illertissen und Weißenhorn eigentlich als eines zu behandeln seien. Das wurde zwar vor zwölf Jahren vereinbart, doch niemals umgesetzt. Warum nicht? Das konnte sich gestern im Krankenhausausschuss niemand so recht erklären.
Das sei schon ein „bemerkenswerter Vorgang“, meinte Gerold Noerenberg (CSU) zu den Fakten, die Landrat Thorsten Freudenberger mit zuweilen ratlos-amüsiertem Ton vortrug. Demnach wurde 2004, als die Neu-Ulmer Donauklinik und die Illertalklinik dem Krankenhaus Weißenhorn „zugestiftet“wurden, festgelegt, dass die Standorte Illertissen und Weißenhorn zu einem „einzigen Krankenhaus im Sinne des Krankenhausplanungsrechts“zusammengeschlossen würden. Ein neuer Name für die beiden vereinigten Gesundheitseinrichtungen findet sich in den Papieren auch: „Stiftungsklinik Illertissen-Weißenhorn“. Die Donauklinik solle dagegen separat bleiben.
Der tiefere Sinn einer solchen nie vollzogenen „Einhäusigkeit“zweier relativ weit auseinanderliegenden Kliniken: Unter bestimmten Voraussetzungen ließen sich die Fallzahlen beider Standorte addieren. Das könnte Vorteile bei der Weiterbildung und bei der Facharztausbildung bringen, heißt es in den Unterlagen zur gestrigen Sitzung. Ähnliches gelte auch bei Qualitätsvorgaben, bei denen sogenannte Mindestfallzahlen nötig seien, die ein Haus alleine nicht schafft. Aber zusammen würde es reichen. Allerdings dürften bei der Einhäusigkeit alle Fachrichtungen grundsätzlich nur einmal vorhanden sein, also wäre etwa die Chirurgie in Weißenhorn konzentriert geblieben. So kommt Illertissen wenigstens in den Genuss einer Art Teilzeit-Ambulanz, wie Josef Kränzle (FW) anmerkte.
Doch die „Einhäusigkeit“wurde nie verwirklicht, wie sich nun herausgestellt hat. Die Ausschussmitglieder nahmen die Tatsache zur Kenntnis, sahen aber noch keinen Handlungsbedarf. Erst müssten die Finanzprobleme aufgearbeitet werden.