Neue Betrugsmasche am Telefon
Einer Weißenhornerin wurde ein angeblicher Rentnertarif bei Kabel Deutschland angeboten. Doch der Anrufer wollte an ihre Kontodaten. Was die Polizei in solchen Fällen rät
Zunächst hat Margit Kühnel keinen Verdacht geschöpft. Weil sie und ihr Mann selbst Kunden bei Kabel Deutschland sind, hielt sie es für möglich, dass sie einen Anruf von einem Mitarbeiter des Unternehmens erhält. Doch als der Mann, der sich als Frank Weiß vorstellte, nach ihren Bankdaten fragte, wurde die Frau aus Weißenhorn stutzig.
Kühnel hat schon von einigen Betrügereien am Telefon gehört. Aber die Masche, die Unbekannte vor einigen Tagen bei ihr anwenden wollten, kannte sie noch nicht. „Innerhalb einer Dreiviertelstunde habe ich vier Anrufe bekommen“, erzählt sie. Eine lange Nummer sei auf dem Display ihres Telefons angezeigt worden, beginnend mit den Ziffern 022. Beim ersten Mal habe sich niemand gemeldet, als sie das Gespräch annahm. Beim zweiten Mal meldete sich der Mann, der sich als Frank Weiß ausgab.
Der Anrufer sprach von einer „guten Nachricht“und erzählte, dass Kabel Deutschland einen „Rentnertarif“eingeführt habe. Um diesen zu bekommen, sollte Margit Kühnel ihren Namen angeben, obwohl der Vertrag mit dem Kabelnetzbetreiber auf ihren Mann läuft. Als sie den Namen buchstabierte, fiel ihr auf, dass der Anrufer Schwierigkeiten hatte, sich diesen zu notieren. Anschließend fragte er nach ihren Bankdaten. Doch Kühnel weigerte sich, die zu nennen, wohlwissend, dass dem Unternehmen diese Daten eigentlich schon vorliegen müssten. Der Anrufer blieb hartnäckig, doch die Weißenhornerin blieb es auch. Schließlich legte der Mann auf.
Kurze Zeit später ging ein weiterer Anruf mit der 022-Nummer ein. Doch niemand meldete sich. Schließlich kam der vierte Anruf, diesmal zeigte das Display allerdings keine Nummer an. Eine Frau meldete sich, die Kühnel noch einmal nach ihrem Namen fragte. „Um was geht es?“, fragte die Seniorin – woraufhin die Frau am anderen Ende auflegte.
Auf Nachfrage bei Kabel Deutschland hat Margit erfahren, dass es den besagten Rentnertarif nicht gibt. Das Unternehmen riet ihr, diese Betrugsmasche der Polizei zu melden. Das tat Kühnel, zumal eine Bekannte ihr auch von einer 022-Nummer auf dem Telefondisplay erzählt hatte. Enkel-Tricks und falsche Gewinnversprechen am Telefon sind Hubert Schneider, dem stellvertretenden Leiter der Polizeiinspektion Weißenhorn, schon bekannt. Davon, dass sich Betrüger als Mitarbeiter von Kabel Deutschland ausgeben, hat er bislang noch nicht gehört. Schneider rät bei solchen Anrufen grundsätzlich dazu, keine persönlichen Angaben zu machen. Geburts- und Bankdaten seien tabu. Spezielle Angebote solle man sich von Unternehmen, mit denen man einen Vertrag hat, per Post zuschicken lassen – einem seriösen Anrufer der Firma müsste die Adresse schon vorliegen. Schneider empfiehlt, bei Einträgen ins Telefonbuch die Vornamen abzukürzen. So könnten Betrüger über den Vornamen keine Rückschlüsse auf das Alter der Person schließen.
Für die Polizei ist es schwierig, Telefon-Betrügern auf die Schliche zu kommen. „Die angezeigte Nummer sagt gar nichts“, sagt Schneider. Sie lasse sich mit speziellen Geräten manipulieren. „Zudem sind die Betrüger und Callcenter oft im Ausland.“