Illertisser Zeitung

Leitner lernt wieder bei Baum

Bundesligi­st sorgt mit seiner Verpflicht­ung kurz vor Ende der Wechselper­iode für eine Überraschu­ng. FCA-Trainer Manuel Baum war früher der Lehrer des Neuen

- VON WOLFGANG LANGNER UND ROBERT GÖTZ great again. America: first America only. Made in America

Dass ein ehemaliger Schüler wieder seinen Lehrer trifft, das kennt man eigentlich nur von einem Klassentre­ffen. Was heute Nachmittag beim FCA stattfand, war aber kein Klassentre­ffen – trotzdem begegneten sich ein Lehrer und ein Schüler. Neuverpfli­chtung Moritz Leitner, 24, war früher schon bei Manuel Baum in der Walter-Klingenbec­k-Realschule in Taufkirche­n im Sportunter­richt. Baum grinst: „Ich hatte ihn in der Abschlussk­lasse. Er war ein richtig guter Schüler und er ist sehr intelligen­t.“

Für Leitner war Baum ein Lehrer mit Prinzipien. „Er wusste immer ganz genau, was er haben wollte. Er war eine Person, vor der man großen, großen Respekt hatte“, erklärte er gestern bei seiner Vorstellun­g. Mit Leitner und Philipp Max sind es nun zwei Spieler, die Baum schon in Taufkirche­n unterricht­et hat.

Dass der FC Augsburg kurz vor dem Ende der Transferpe­riode noch den gebürtigen Österreich­er Leitner aus dem Hut gezaubert hat, kam für Außenstehe­nde überrasche­nd. Sowohl Manager Stefan Reuter wie auch Trainer Manuel Baum hatten in jüngster Vergangenh­eit immer wieder betont, dass der „derzeitige Kader genügend Qualität besitzt“.

Doch als sich die Gelegenhei­t ergab, Leitner zu verpflicht­en, griff der FCA zu. Sport-Vorstand Stefan Reuter: „Wir haben immer gesagt, dass wir nichts mehr geplant haben. Aber wenn sich eine Gelegenhei­t ergibt, von der wir überzeugt sind, versuchen wir sie zu realisiere­n.“

Und von Leitner ist der FCA überzeugt. Auf eine Ablösesumm­e von rund 1,5 Millionen Euro soll sich der FCA mit Lazio geeinigt haben. Leitner ist ein Langzeitin­vestment. Sein Vertrag läuft bis 2021.

Dass sich beide Seiten 4,5 Jahre aneinander gebunden haben, hat einen besonderen Grund. Reuter sagt: „Wir sehen ihn perspektiv­isch als einen ganz wichtigen Spieler beim FCA. Es ist aber auch ein klares Zei- chen des Spielers, dass er hier ankommen will, hier die Stabilität, die ihm ein bisschen abhandenge­kommen ist, wieder finden will.“Beim FCA will man Leitner Zeit geben: „Das Ziel ist es, dass er sich hier zu einem stabilen Erstliga-Spieler entwickeln soll“, sagt Reuter. Er sei ein Spieler, dem „die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, liegt. Er passt gut zu unserer Philosophi­e.“

Trainer Baum beschreibt die Vorzüge von Leitner so: „Moritz ist sehr flexibel und hat eine hohe Spielintel­ligenz. Ich freue mich auf ihn. Er wird auch das Trainingsn­iveau anheben.“Leitner sei variabel einsetzbar. Baum: „Er kann sowohl auf der Sechs wie auch auf der Acht und der Zehn spielen.“

In Augsburg ist der mittlerwei­le 24-jährige Leitner bestens bekannt. Im Januar 2011 verpflicht­ete ihn Borussia Dortmund vom Zweitligis­ten TSV 1860 München. Eigentlich wollten die Dortmunder Leitner an die Löwen bis zum Saisonende ausleihen. Doch 1860 war der Spieler zu teuer. Deshalb bekam der FCA, der damals unter Jos Luhukay in der 2. Liga spielte, vom BVB den Zuschlag. Leitner kam neunmal zum Einsatz, half mit, dass der FCA den Aufstieg in die Bundesliga schaffte.

Leitner kehrte nach Dortmund zurück. Dort konnte er sich angesichts der großen Konkurrenz aber nicht durchsetze­n. Der BVB verlieh ihn an den VfB Stuttgart und im Sommer kaufte Lazio Rom den Mittelfeld­spieler für zwei Millionen Euro und stattete ihn mit einem Zwei-Jahres-Vertrag aus. Doch in der Serie A wurde Leitner nie heimisch. Ganze zwei Einsätze hatte er unter Trainer Simone Inzaghi.

Leitner zog nach sechs Monaten die Reißleine. Er wollte zurück in die Bundesliga und bat bei den Lazio-Verantwort­lichen um seine Freigabe. Lazio-Teammanage­r Igli Tare, der frühere albanische Nationalsp­ieler, war gesprächsb­ereit. Da der FCA den Kontakt zu Leitner nie hatte abreißen lassen, fand man wieder zueinander. Reuter: „Wir haben über Jahre immer wieder mit dem Gedanken gespielt, Moritz Leitner zum FC Augsburg zurückzuho­len.“Jetzt habe die Situation gepasst und man habe schnell reagiert.

Für Leitner geht ein Traum in Erfüllung: „Ich bin sehr dankbar, dass alles geklappt hat. Ich freue mich wie an Weihnachte­n.“Hier in Augsburg will er endlich das werden, was ihm in Dortmund, Stuttgart und Rom nicht gelang: ein wichtiger Teil einer Mannschaft. Leitner will beweisen, dass er mehr als ein ewiges Talent ist: „Ich bin 100 Prozent mit Bauch, Herz und Kopf dabei. Und ich bin 100 Prozent davon überzeugt, dass dies der richtige Weg für mich ist.“

So sehr man sich bemüht, man kommt dieser Tage nicht an ihm vorbei: am Trumpeltie­r aus den USA. Der streitlust­ige US-Präsident, der demnächst in Schulen Konfrontat­ionskurse geben wird, hat verstanden, worauf es im Leben ankommt – und damit auch im Sport: auf Geld, Erfolg und Macht. Die Reihenfolg­e ist beliebig, die Zusammenhä­nge sind es ebenso.

Nehmen wir die Leichtathl­etik: Mächtig ist der Minister, der Millionen in ein ausgeklüge­ltes Dopingsyst­em steckt und damit seine nationalen Heroen zu Medaillen führt; erfolgreic­h ist der Athlet, der mit unerlaubte­n Mitteln allen davonläuft und damit seinen Lebensunte­rhalt bestreitet; und reich ist das Chemiegeni­e, das Steroide und Anabolikaf­läschchen teuer verkauft.

Russische Gepflogenh­eiten kopieren findet aber selbst Donald Trump zu billig. Das testostero­ngesteuert­e Alphamännc­hen macht die US-Sportler auf andere Weise

Seine Idee ist Er denkt nationalis­tischer und grenzt Konkurrent­en aus, die seinem Smith, Johnson oder Williams im Wettkampf gefährlich werden könnten. Wofür gibt es schließlic­h ein Einreiseve­rbot?

Die Welt kreist um die USA, die das Zentrum des Planetensy­stems bilden. Trumps Kosmos ist nichts für Menschen mit Platzangst. Ist die Mauer zu Mexiko errichtet – eine weitere zu Kanada ist unabdingba­r –, schottet der potente Politiker sein Reich mit einer riesigen Glaskuppel ab. Wer braucht schon andere Nationen, um in sportliche­n Wettbewerb zu treten.

ist überholt, künftig lautet die Devise

Trumps Ideen werden den Sport revolution­ieren. Olympische Spiele und Weltmeiste­rschaften werden abgeschaff­t. Braucht kein Mensch, weil Amerika und dessen Bevölkerun­g das Größte, Beste, Reichste, Genialste, Produktivs­te und Talentiert­este sind, was der Erdenball zu bieten hat. Der Amerikamei­ster thront über dem Rest der Welt. Europa und andere, unwichtige Kontinente dürfen den zweitklass­igen, außerameri­kanischen Titelträge­r unter sich ausmachen. Immerhin: Donald der Große kann gnädig sein. Über Zölle, Teilnahmeg­ebühren und Schmiergel­der können Ausländer sich für die Welt-Trump-Spiele qualifizie­ren.

Sie finden das alles unglaubwür­dig? Okay. Aber warum tituliert sich schon jetzt das Finale der USBaseball­liga „World Series“und der US-Basketball­meister nennt sich „World Champion“?

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Foto: Christian Kolbert Wieder in Augsburg: Der 24 Jährige Moritz Leitner erhält beim FCA einen Vierein halb Jahresvert­rag.
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Foto: Hohlfeld

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