Jung ist das neue Alt
Neubau an der Unterrother Straße das jetzige Gebäude an der Vöhlinstraße frei. Zwischen diesem und dem Rathaus gebe es dann wohl Platz für eine neue Veranstaltungsstätte. Und dann ist da noch das sogenannte Motz-Areal, auf dem sich etwa die Doganstuben, eine Eisdiele und mehrere alte Häuser befinden.
Im Dezember hatte Stadtplanerin Barbara Hummel dazu ihre Untersuchungen vorgestellt. Das Fazit damals: Grundsätzlich sei ein Bau trotz einiger Vor- und Nachteile wohl an beiden Orten denkbar. Dies bestätigte nun Manfred Norrenbrock, der im Illertisser Rathaus für die Bereiche Stadtplanung und Hochbau zuständig ist: Bei einer anzunehmenden Fläche von 900 bis 1300 Quadratmetern könnte ein Saal an beiden Standorten Platz finden. Die Kosten taxierte der Bauexperte auf eine Höhe 2,5 bis drei Millionen Euro, „ganz ganz grob geschätzt“.
Stadtplanerin Hummel präsentierte den Räten nun, gewissermaßen als Musterbeispiel, einen unlängst errichteten Saal in der Gemeinde Dirmstein in Rheinland Pfalz – „den kleinsten, den ich gesehen habe“, wie die Architektin ausführte. Das Haus besitze einen schlichten Baukörper „ohne Firlefanz“und bestehe aus einer Catering-Küche, einem Saal mit 304 Sitzplätzen, einer Bühne, einem Foyer und einer Künstlergarderoben. Kostenpunkt: 2,15 Millionen Euro. Laut Hummel handele es sich bei dem Gebäude um „das magerste, was es gibt“, aber es funktioniere.
Rat Batzner fand das Gesehene „spannend“, gab aber zu Bedenken, dass Illertissen samt Umgebung bereits über zahlreiche Hallen verfüge, in denen 300 oder mehr Menschen nach ausbaufähig seien. Zudem erwartete er durch einen SaalNeubau erhebliche Betriebskosten, die jedes Jahr zu stemmen seien. „Da könnten wir an unsere Grenzen kommen“, sagte Fischer.
Bürgermeister Eisen sah einen Treffpunkt in der Innenstadt besser aufgehoben. Dritter Bürgermeister Wolfgang Ostermann (SPD) stimmte zu: „Es gibt einige Hallen, aber die Musik spielt in der Stadt.“Die Überlegungen zu einem Bürgersaal würden „Sorgfalt und Zeit“in Anspruch nehmen.
Davon ging letztlich auch Stadtplanerin Hummel aus. Sie empfahl den Räten, sich intensiv Gedanken zu machen und den etwaigen Saalbau in einer eigens zu diesem Zweck anberaumten Klausur zu besprechen. „In normalen Sitzungen geht so etwas nicht.“Zuvor sollen die notwendigen Fakten zusammengetragen werden, hieß es. »
Das Beratungswesen boomt. Es gibt Erziehungs-, Ernährungs-, Gesundheits- und Anlageberater, Energie-, Einrichtungs-, Stil- und Stillberater und nun also auch noch Altersberater.
Ich gestehe: Beim Blick in den Spiegel hatte ich bislang immer geglaubt, dass sich der Alterungsprozess ganz automatisch vollzieht – eine neue Falte hier, ein graues Haar da – und es keiner weiteren Beratung bedarf. Doch je länger ich mein bis jetzt unberaten vor sich hinalterndes Hirn bemühe, umso charmanter finde ich die Idee, das Alter mal ein bisschen zu coachen. Man könnte ihm beispielsweise nahelegen, endlich an seinem Image zu arbeiten. Vielleicht würden die Leute dann nicht nur gerne alt werden, sondern auch gerne alt sein.
Ein erster Ansatz wäre, künftig auf Zeichen sichtbaren Verfalls zu verzichten, also keine grauen Haare und keine Falten mehr – auch wenn das Unternehmensberater aus der Kosmetikindustrie womöglich anders sehen. Das Alter sollte dahingehend geschult werden, auf all die Zipperlein zu verzichten, die bisher so etwas wie sein Markenzeichen sind und sich einfach mal was Neues einfallen lassen. Ich sehe schon den Slogan vor mir: Jung ist das neue Alt.
Was ein Alterberater wirklich tut? Es trägt einen Titel, der nach einer Fortbildung, zum Beispiel durch evangelische Erwachsenenbildungsverbände, geführt werden darf. Dann ist man unter anderem qualifiziert als Ansprechpartner für Fragen „zum dritten Lebensabschnitt“, wie es heißt.