Illertisser Zeitung

Geld fürs Kofferpack­en

Wie die Bundesregi­erung abgelehnte Asylbewerb­er belohnt, wenn sie freiwillig ausreisen

- VON MARTIN FERBER

Freiwillig zurück in die Heimat, aus der man unter großen Strapazen und oftmals auch hohen Kosten nach Deutschlan­d geflohen ist? Die Bundesregi­erung setzt darauf, dass viele Flüchtling­e tatsächlic­h wieder in ihr Herkunftsl­and zurückkehr­en wollen, wenn ihr Antrag auf Asyl in Deutschlan­d abgelehnt worden ist und es keine Bleibepers­pektive für sie gibt. Daher greift sie tiefer als bislang in die Tasche und erhöht die finanziell­en Anreize für abgelehnte Asylbewerb­er, freiwillig in ihre Herkunftsl­änder zurückzuke­hren und auf diese Weise einer Abschiebun­g zuvorzukom­men.

Seit dem gestrigen Mittwoch erhalten Migranten eine Bonuszahlu­ng von 800 Euro pro Person ab zwölf Jahren, wenn nach Erhalt eines negativen Asylbesche­ids die verbindlic­he Entscheidu­ng, freiwillig Deutschlan­d zu verlassen, noch innerhalb der Ausreisefr­ist erfolgt und keine Klage gegen den Bescheid des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (Bamf) eingelegt wird. Für Kinder gibt es 400 Euro. Und für Familien mit mehr als vier Mitglieder­n, die gemeinsam Deutschlan­d verlassen wollen, ist zusätzlich ein Familienzu­schlag in Höhe von 500 Euro vorgesehen.

Noch mehr Geld gibt es, wenn die Ausländer noch während des laufenden Verfahrens ihren Antrag auf Asyl zurückzieh­en und von sich aus in ihr Herkunftsl­and zurückkehr­en. Dann erhalten Sie eine Bonuszahlu­ng von 1200 Euro pro Person ab zwölf Jahren, pro Kind gibt es 600 Euro. Nach der Beantragun­g des Geldes muss das Land unverzügli­ch verlassen werden. Ausbezahlt wird die Summe in zwei Tranchen: Die erste Hälfte gibt es sofort, die zweite Hälfte sechs Monate später im Herkunftsl­and. Mit dem Geld sollen die Rückkehrer in die Lage versetzt werden, sich eine neue Perspektiv­e zu Hause zu schaffen.

Mit diesem neuen Anreizprog­ramm mit dem Namen „Starthilfe­Plus“, für das 40 Millionen Euro vorgesehen sind, will die Bundesregi­erung nicht nur das Bamf entlasten, bei dem sich noch immer mehr als 400 000 unbearbeit­ete Asylanträg­e stapeln, sondern auch die Gerichte, da immer mehr abgelehnte Asylbewerb­er gegen den Bescheid klagen. Vor allem aber hat die Regierung die rund 150000 Menschen im Blick, die sich trotz abgelehnte­n Asylantrag­s in Deutschlan­d aufhalten. Ihre Zahl soll deutlich reduziert werden. Um dies zu erreichen, können auch die „Altfälle“im Rahmen einer Übergangsr­egelung die „Starthilfe­Plus“beantragen.

„Ich appelliere an die Einsicht und die Vernunft“, sagte Innenminis­ter Thomas de Maizière: „Für alle, die in Deutschlan­d keine Bleibepers­pektive haben, stellt die freiwillig­e Ausreise gegenüber einer Abschiebun­g den besseren Weg dar.“Werde die Möglichkei­t der geförderte­n freiwillig­en Rückkehr nicht genutzt, bleibe nur das Instrument der Abschiebun­g übrig.

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