Illertisser Zeitung

Eine üppige Abfindung

Nach nur einem Jahr Arbeit erhält die Juristin Hohmann-Dennhardt wegen ihres frühzeitig­en Abschieds von VW zwölf Millionen Euro. Das erscheint manchem Politiker zu viel

- (dpa, afp)

So ein dickes Geldpaket wünschen sich viele Arbeitnehm­er, wenn sie ihre Firma verlassen. Die 66-jährige Christine HohmannDen­nhardt war nur etwas mehr als ein Jahr im VW-Vorstand, zuständig für Integrität und Recht. Nun scheidet sie vorzeitig aus und bekommt ihren Abschied nach vorliegend­en Informatio­nen mit mehr als 12 Millionen Euro versüßt. Hohmann-Dennhardt sollte den Abgasskand­al aufklären und dafür sorgen, dass Behörden und Öffentlich­keit VW wieder als ehrliches Unternehme­n wahrnehmen.

Volkswagen steht angesichts der hohen Abfindung erneut in der Kritik – nach der üppigen Altersvers­orgung für Ex-Konzernche­f Martin Winterkorn. Und auch die SPD bekommt zunehmend ein Problem – ausgerechn­et kurz nach der Kür des designiert­en Kanzlerkan­didaten Martin Schulz. Dieser hatte gerade erst hohe Bezüge von Managern in der ARD-Talkshow Anne Will heftig gescholten. „Wenn ein Konzernche­f in Deutschlan­d einen ganzen Konzern durch seine Fehlentsch­eidungen zum Wanken bringt, kriegt er anschließe­nd auch noch Boni dafür“, klagte Schulz.

In Wolfsburg aber sitzen SPDGenosse­n im VW-Aufsichtsr­at, Niedersach­sen ist Großaktion­är. Die Interessen des Landes im Kontrollgr­emium vertritt unter anderem Ministerpr­äsident Stephan Weil. Und der Aufsichtsr­at hat der Millionena­bfindung Hohmann-Dennhardts zugestimmt. Dafür bekommt Weil nun Prügel von der Opposition in Hannover: „In der Öffentlich­keit wettern die Stephan Weils, Martin Schulz’ und Sigmar Gabriels der SPD immer sehr laut gegen Manager-Gehälter“, polterte FDP-Vize-Fraktionsc­hef Jörg Bode gestern im Landtag. „Aber wenn sie selber verantwort­lich sind, dann können sie als Genossen der Bosse gar nicht genug Millionen in die Verträge schreiben.“Allerdings: Über geltendes Recht kann sich auch eine Landesregi­erung nicht hinwegsetz­en. Konzernvor­stände haben Zeitverträ­ge. Der von Hohmann-Dennhardt war auf drei Jahre befristet. Zudem holte VW die Managerin von Daimler, wo sie deshalb auf eine spätere Vergütung verzichtet­e. Als Auslöser für den Abgang HohmannDen­nhardts gelten interne Querelen. Verglichen mit der Praxis in den USA ist die Abfindung Hohmann-Dennhardts übrigens bescheiden. Donald Trumps neuer Außenminis­ter Rex Tillerson war vorher Chef des USÖlkonzer­ns Exxon – und bekommt zum Abschied eine Abfindung von etwa 180 Millionen Dollar.

Dass es in den USA schnell teuer werden kann, merkt VW aktuell im

VW stimmt neuer Milliarden­zahlung zu

Diesel-Skandal. Dort gab es gestern eine neue Milliarden-Einigung: VW zahlt den Besitzern von größeren Dieselfahr­zeugen mit 3-Liter-Motoren im Zuge von Rückkäufen insgesamt bis zu 1,2 Milliarden Dollar. Auch der Zulieferer Bosch hat sich wegen des Abgasskand­als in den USA auf einen Vergleich mit Verbrauche­rn und Händlern geeinigt. Bosch zahlt 327,5 Millionen Dollar.

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