Bei Anruf Betrug
Kriminelle wollen derzeit Geschäfte im Namen von Vodafone Kabel Deutschland machen. Eine missglückte Werbeaktion des Unternehmens stiftet zusätzlich Verwirrung
Nach klassischer Werbung sieht die Postkarte auf den ersten Blick gar nicht aus. „Wichtige Information“steht in dicken Buchstaben auf dem Papier, darüber prangt ein Stempel mit den Worten „Wiederholter Zustellungsversuch“, Datum und Unterschrift. Diese Postkarte könnte auch von einer Behörde kommen, der Absender ist allerdings ein Telekommunikationsunternehmen: die Vodafone Kabel Deutschland GmbH.
Gleich zwei solcher Karten hat Reinhard Mittrach aus Weißenhorn im Januar aus seinem Briefkasten geholt. Er ist kein Kunde des Unternehmens, wurde aber dennoch von ihm eingeladen, einen Termin auszumachen, um bei einem persönlichen Gespräch über „eine wichtige Neuerung der Telefon- und Internet-Technologie“zu sprechen. Eine Gratis-Telefonnummer war auf der Karte genannt, sowie ein Datum, bis zu dem der Rückruf spätestens erfolgen sollte. Mittrach verzichtete.
Als besonders dreist empfindet der Weißenhorner die Anrufe, die ihn einige Tage nach den Postkarten
Das Unternehmen hat die Werbeaktion gestoppt
erreichten: Am Telefon meldete sich ein Mann, der nach eigenen Angaben von Vodafone Kabel Deutschland beauftragt wurde, mit Mittrach einen Termin zu vereinbaren. Dabei gehe es darum, den Telefonanschluss „digitalisieren zu lassen“. Die Nummer des Anrufers hatte die Kölner Vorwahl 0221. Der Mann listete zahlreiche Verbesserungen auf, die die Umstellung mit sich bringen würde. Von Mittrachs Hinweis, dass er gar kein Kunde des Unternehmens sei, ließ er sich nicht abbringen. „Vodafone hat das Netz der Telekom gekauft und deshalb werden alle Anschlüsse jetzt aktualisiert“, sagte er – eine glatte Lüge. Mittrach legte auf. Im Minutentakt gingen daraufhin Anrufe mit derselben Nummer ein, die der Weißenhorner alle unbeantwortet ließ. Mittrach ärgert sich und warnt: „Viele ältere Leute fallen mit Sicherheit auf diese dreisten Lügen herein.“Dabei steckt Vodafone Kabel Deutschland gar nicht hinter diesen Anrufen. „Die Nummer ist nicht von uns autorisiert“, sagt Firmensprecher Volker Petendorf auf Nachfrage unserer Zeitung. Er hat die von Mittrach genannte Ziffernfolge intern prüfen lassen. Die Nummer sei in der Bran- bereits bekannt. Die Betrüger hätten sich unter ihr auch schon als Vertreter anderer Telefonanbieter ausgegeben, sagt Petendorf.
Dummerweise sind die Anrufe, die vermeintlich im Namen von Vodafone Kabel Deutschland erfolgten, in den vergangenen Wochen mit einer Werbekampagne des Unternehmens zusammengefallen. Petendorf bestätigt das Verschicken der Postkarten. Auch mit Briefen, » die Veränderungen beim digitalen Antennenfernsehen DVB-T aufgriffen, versuchte das Unternehmen, Kunden zu gewinnen. Viele waren verunsichert, Verbraucherschützer kritisierten die Methode. Petendorf spricht von einer „missglückten Werbeaktion“, die bereits am 19. Januar gestoppt worden sei. „Seitdem verschicken wir die Briefe nicht mehr. Wir entschuldigen uns für diese Werbeform“, sagt der Unche ternehmenssprecher. Bei Betrugsfällen mit dem Firmennamen empfiehlt er indes, Strafanzeige zu stellen. Petendorf zufolge hat die Firma eine eigene Abteilung, die solchen Taten nachgeht.
Telefonbetrüger sind in den Kreisen Neu-Ulm und Ulm derzeit sehr aktiv: Vor einigen Tagen hatte sich eine Leserin aus Weißenhorn an unsere Zeitung gewandt, der man einen angeblichen Rentnertarif von Kabel Deutschland anbieten wollte. In Wirklichkeit wollte der Anrufer ihre Kontodaten. Am Sonntag hatte ein Betrüger, der sich als Polizist ausgegeben hatte, mehrere Ulmer angerufen und sich nach Wertsachen erkundigt. In den meisten Fällen wollen die Betrüger an persönliche Daten zu kommen. Tückisch ist, dass die Anrufer mit technischen Mitteln eine andere Nummer vorgaukeln. „Es kann sein, dass auf dem Display die Nummer der Polizei angezeigt wird, aber der Anrufer in der Mongolei sitzt“, sagt Reinhard Husch von der Kripo NeuUlm. Weil solche Anrufe meist über Callcenter im Ausland abgewickelt werden, sei es schwierig, an die Hintermänner zu kommen. Die Polizei rät zur Skepsis. Es sei unseriös, wenn eine Behörde etwas am Telefon abwickeln wolle. Betroffene sollten sich nicht zu ihren finanziellen Verhältnissen äußern.