Illertisser Zeitung

Alte Straßen werden teuer

Warum sich Illertisse­n mit dem Ausbau beeilen muss

- VON JENS CARSTEN

Was den Ausbau von mehreren Straßen in der Vöhlinstad­t angeht, wird es höchste Eisenbahn: Zumindest wenn die Stadtverwa­ltung nicht auf einem Teil der bisherigen Kosten sitzen bleiben will. Dies erläuterte Kämmerer Markus Weiß in einer Sitzung des Stadtrats. Der Hintergrun­d: Kürzlich wurde das Kommunalab­gabengeset­z geändert. Es schreibt vor, dass die Kommunen Beiträge für den erstmalige­n Ausbau von Straßen nur 25 Jahre lang von den Anwohnern kassieren dürfen – insofern die Arbeiten an den Fahrbahnen in dieser Zeitspanne abgeschlos­sen und komplett abgerechne­t wurden.

Gelingt dies nicht innerhalb der Frist, darf zum Beispiel bei Anliegerst­raßen der Satz von 90 Prozent der Kosten für eine sogenannte erstmalige Herstellun­g nicht mehr von den Anwohnern eingezogen wer- den. Danach sind für solche Straßen allenfalls noch Ausbaubeit­räge denkbar, wobei die betroffene­n Bürger „nur“noch 80 Prozent der Kosten übernehmen müssen. Stichtag für diesen Wechsel zu den niedrigere­n Sätzen ist der 1. April 2021, in etwas mehr als vier Jahren. Das bedeutet: Wurde der Ausbau von Straßen einst begonnen und 25 Jahre lang nicht zu Ende gebracht, kann die Stadt die Baukosten nicht mehr zu den vollen Sätzen auf die Anlieger umlegen. Sie müsste bei Anliegerst­raßen dann 20 Prozent statt bisher zehn übernehmen und würde auf Ausgaben sitzenblei­ben. „Wir müssen uns sehr genau überlegen, was wir bis dahin fertig machen“, sagte Kämmerer Weiß in der Ratssitzun­g. In den 1970er und 1980er Jahren seien einige Wege provisoris­ch angelegt worden und seitdem in Gebrauch – aber eben bis heute nicht endgültig fertiggest­ellt.

Ein Beispiel seien die Stichstraß­en am Ziegelweg, deren Oberfläche­n lediglich mit Kies bestreut seien und die über keine Entwässeru­ngsanlagen verfügten. Weiß hat eine Liste mit Straßen und Wegen angelegt, darauf finden sich rund 80 Einträge. Sollten diese nicht bis zum 1.4. 2021 fertig und abgerechne­t sein, müsse die Stadt einen höheren Anteil aus der Stadtkasse bezahlen. Wie viel Geld dadurch verloren gehen würde, ist laut Weiß nicht eindeutig festzustel­len. Um die finanziell­en Verluste durch die geringeren Sätze im Rahmen zu halten, sollen einige der Straßen wohl noch vor dem Stichtag ausgebaut werden. Voll und ganz sei das Programm nicht zu bewältigen, sagte Weiß: „Alle Straßen werden wir nicht schaffen, die ein oder andere aber schon.“

Stadt würde auf Kosten sitzen bleiben

 ?? Foto: Regina Langhans ?? Seit Jahren in Gebrauch, aber nicht fertig: Wege wie diesen gibt es in Illertisse­n einige. Die Baukosten darf die Stadt künftig nur noch 25 Jahre lang mit vollem Satz bei den Bürgern abkassiere­n – wenn der Ausbau fertig ist.
Foto: Regina Langhans Seit Jahren in Gebrauch, aber nicht fertig: Wege wie diesen gibt es in Illertisse­n einige. Die Baukosten darf die Stadt künftig nur noch 25 Jahre lang mit vollem Satz bei den Bürgern abkassiere­n – wenn der Ausbau fertig ist.

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