Auch Manager müssen Zivilcourage zeigen
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Daimler-Chef Dieter Zetsche wirkt schlecht beraten. Anders als seine Vorstandskollegen bei BMW und Siemens versucht er das Thema „Trump“in der Öffentlichkeit in Kohl’scher Manier auszusitzen. Indem der Stuttgarter Manager den Namen des US-Präsidenten vor der Presse nicht erwähnt und sich Kritik verkneift, erweckt er den Eindruck, Angst vor dem Freihandelsgegner zu haben.
Das macht Zetsche angreifbar. In Zeiten der Attacke auf die liberale Welt präsentiert sich der DaimlerBoss bei dem Thema verzagt, obwohl er das Unternehmen in beein- druckender Weise von einem Sanierungsin einen Vorzeigekonzern verwandelt hat. Das sollte ihm mehr als genug Selbstbewusstsein verleihen, um Trump wie Siemens-Chef Joe Kaeser daran zu erinnern, welche Werte Amerika groß gemacht haben. Dazu gehören Toleranz gegenüber Religionen und Weltoffenheit. So hat Kaeser provokativ festgestellt, das Internet mache nicht an Mauern Halt.
Zetsche duckt sich hingegen weg und spielt Trump damit in die Karten. Denn der Politiker tritt auf wie ein gerissener Geschäftsmann, der mit Maximal-Positionen in Ver- handlungen geht. So will er durchsetzen, dass Autohersteller Teile der Produktion in die USA verlagern.
In solchen Fällen rät Matthias Schranner, der früher für die Polizei mit Geiselnehmern verhandelt hat und heute Unternehmer berät, zur Lockerheit. Sein einleuchtendes Credo: Wer Konflikte scheut, könne nicht verhandeln. Insofern müsste Zetsche Trump durchaus Paroli bieten, um sich als in den USA stark vertretener Konzern nicht dem Vorwurf des Opportunismus auszusetzen. Wenn die Freiheit angegriffen wird, ist auch von Managern Zivilcourage gefragt.