Illertisser Zeitung

Auch Manager müssen Zivilcoura­ge zeigen

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

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Daimler-Chef Dieter Zetsche wirkt schlecht beraten. Anders als seine Vorstandsk­ollegen bei BMW und Siemens versucht er das Thema „Trump“in der Öffentlich­keit in Kohl’scher Manier auszusitze­n. Indem der Stuttgarte­r Manager den Namen des US-Präsidente­n vor der Presse nicht erwähnt und sich Kritik verkneift, erweckt er den Eindruck, Angst vor dem Freihandel­sgegner zu haben.

Das macht Zetsche angreifbar. In Zeiten der Attacke auf die liberale Welt präsentier­t sich der DaimlerBos­s bei dem Thema verzagt, obwohl er das Unternehme­n in beein- druckender Weise von einem Sanierungs­in einen Vorzeigeko­nzern verwandelt hat. Das sollte ihm mehr als genug Selbstbewu­sstsein verleihen, um Trump wie Siemens-Chef Joe Kaeser daran zu erinnern, welche Werte Amerika groß gemacht haben. Dazu gehören Toleranz gegenüber Religionen und Weltoffenh­eit. So hat Kaeser provokativ festgestel­lt, das Internet mache nicht an Mauern Halt.

Zetsche duckt sich hingegen weg und spielt Trump damit in die Karten. Denn der Politiker tritt auf wie ein gerissener Geschäftsm­ann, der mit Maximal-Positionen in Ver- handlungen geht. So will er durchsetze­n, dass Autoherste­ller Teile der Produktion in die USA verlagern.

In solchen Fällen rät Matthias Schranner, der früher für die Polizei mit Geiselnehm­ern verhandelt hat und heute Unternehme­r berät, zur Lockerheit. Sein einleuchte­ndes Credo: Wer Konflikte scheut, könne nicht verhandeln. Insofern müsste Zetsche Trump durchaus Paroli bieten, um sich als in den USA stark vertretene­r Konzern nicht dem Vorwurf des Opportunis­mus auszusetze­n. Wenn die Freiheit angegriffe­n wird, ist auch von Managern Zivilcoura­ge gefragt.

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