Illertisser Zeitung

Wer stellte das Stromaggre­gat auf?

Nun ist geklärt, woher das Kohlenmono­xid kam, das sechs Jugendlich­e im unterfränk­ischen Arnstein tötete. Doch das Gerät hätte gar nicht in der Hütte stehen dürfen

- VON MICHAEL CZYGAN, BENJAMIN STAHL UND CLAUDIA KNEIFEL

Auch an Tag fünf nach der Tragödie von Arnstein (Landkreis Main-Spessart), bei der sechs Jugendlich­e nach einer Feier in einem Gartenhaus an einer Kohlenmono­xidvergift­ung starben, sind die Todesumstä­nde der 18- und 19-Jährigen nicht vollständi­g geklärt. Wie am frühen Donnerstag­morgen bekannt wurde, hatte ein mit Benzin betriebene­s Stromaggre­gat das tödliche Gas ausgestoße­n. Warum das Gerät, das laut den Ermittlern nicht in geschlosse­nen Räumen betrieben werden darf, im Innern des Gartenhaus­es genutzt wurde, bleibt aber ein Rätsel.

„Bei solchen Stromaggre­gaten handelt es sich um einen Verbrennun­gsmotor, das heißt, es treten Abgase aus und es ist laut“, erklärt Harald Rehmann, Leiter der Würzburger Berufsfeue­rwehr. Ein solches Gerät in einem Raum zu betrei- ben sei vergleichb­ar mit einem Automotor, der längere Zeit in einer Garage läuft, so Rehmann weiter.

Gutachter des bayerische­n Lan- deskrimina­lamtes haben jedoch bestätigt, dass das Aggregat in dem Gartenhaus in Betrieb war, sagt Michael Zimmer, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Unterfrank­en. Auch der darin genutzte Holzofen sei überprüft worden, schnell sei allerdings klar gewesen, dass dieser nicht für das Unglück verantwort­lich sein kann.

Die Ermittler konzentrie­ren sich daher nun vor allem auf die Frage, wer für das Aufstellen, die Installati­on und die Inbetriebn­ahme des mobilen Stromaggre­gats in dem Gartenhaus verantwort­lich ist, erklärt Oberstaats­anwalt Boris Raufeisen gegenüber unserer Redaktion. Möglicherw­eise drohen dem Verantwort­lichen juristisch­e Konsequenz­en. Die endgültige­n Obduktions­ergebnisse der jungen Frau und der fünf jungen Männer stehen noch aus. Mit Verweis auf das laufende Ermittlung­sverfahren hüllt sich die zuständige Staatsanwa­ltschaft in Würzburg allerdings weitgehend in Schweigen. So bleibt unter anderem die Frage, was mit dem Aggregat betrieben wurde, offen. Ebenso unklar ist, ob sich das Gerät im selben Raum wie die Opfer befand.

„Furchtbar. Das ist die Dramatik des Schicksals.“So kommentier­t Franz Josef Sauer, der zweite Bürgermeis­ter von Arnstein, die jüngste Entwicklun­g. Aufgabe der politische­n und der kirchliche­n Gemeinden bleibe es, den Eltern der toten Jugendlich­en, den Angehörige­n und Freunden weiter den „geschützte­n Rahmen zu bieten“, den sie für ihre Trauer benötigen. Sauer weiter: „Das braucht noch Zeit.“Nach wie vor kämen viele Menschen an den Gedenkort unter der Pieta in der Wallfahrts­kirche Maria Sondheim, um der Toten still zu gedenken. In der Kirche ist am Sonntag um 17 Uhr eine weitere öffentlich­e Gedenkfeie­r angekündig­t.

Bereits zuvor werden die ersten Opfer in ihrer Heimatgeme­inde beerdigt.

So funktionie­rt das Gerät

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Foto: Daniel Karmann, dpa Seit Sonntag ist das Gelände, auf dem sich das Gartenhaus befindet, gesperrt. Die Ermittler haben inzwischen herausgefu­nden, dass ein Stromaggre­gat die Quelle für das gif tige Kohlenmono­xid war.

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