Illertisser Zeitung

Jetzt ist München am Zug

Hamburg hat seine Elbphilhar­monie. Wie aber steht es um das Projekt an der Isar?

- VON STEFAN DOSCH

Hamburg im Glück. Die Elbphilhar­monie vollendet, die Konzertsaa­lakustik phänomenal, die Gebäudearc­hitektur ein Leuchtsign­al, die restliche Welt am Staunen. Wenn man irgendwo in dieser Republik in den letzten Wochen ganz besonders auf die stolz aufragende Philharmon­ie geblickt hat, dann war das zweifellos in München. Denn hier soll ja auch ein neues Konzerthau­s entstehen, und eben, weil man sich als Weltstadt versteht, nicht irgendeine­s, sondern ein Musiktempe­l, der es an Funktional­ität und Repräsenta­tion mit dem neuen Wahrzeiche­n Hamburgs aufnehmen kann. Mindestens.

Bedeutsam soll der Bau in jeder Hinsicht werden, das ist sich München, ist sich der Freistaat Bayern als Träger des Projektes schuldig. Bedeutsam umso mehr, als das zu bebauende Areal in München – das im vergangene­n Jahr nach viel Gezerre endlich bestimmte Werksviert­el am Ostbahnhof – nach wie vor alles andere als unumstritt­en ist. Da es auf dem Areal einer ehemaligen Knödelfabr­ik nahe des Ostbahnhof­s und damit abseits der Kernstadt gelegen ist, fürchten Kritiker von vornherein einen Standortna­chteil.

Wie bei Projekten solcher Größe üblich, wurde auch für das Münchner Konzerthau­s ein Architekte­nwettbewer­b ausgelobt. 35 teilnehmen­de Büros wurden für das eingeschrä­nkte Verfahren ermittelt, sechs von ihnen bereits vorab festgelegt. Allein an den Namen dieses Sextetts lässt sich erkennen, welche Bedeutung der Freistaat dem entstehend­en Konzerthau­s beimisst, handelt es sich doch durchwegs um Global Player der Szene: Gehry Partners (Los Angeles), gmp/Gerkan, Marg und Partner (Hamburg), Henning Larsen Architects (Kopenhagen/ München), Schultes Frank Architekte­n (Berlin), Snøhetta (Oslo) und Herzog & de Meuron (Basel/München) – letztere nicht nur bekannt wegen der Münchner Allianz-Arena, sondern eben auch als Architekte­n der Hamburger Elphilharm­onie. Internatio­nal aufgestell­te Büros, die sich allesamt – mit Ausnahme von Schultes Frank (die das Berliner Kanzleramt bauten) – bereits durch viel gerühmte Entwürfe für Konzertode­r Opernhäuse­r empfohlen haben: Gehry durch die Disney Concert Hall in Los Angeles, die gmp-Architekte­n mit dem Grand Theatre im chinesisch­en Quingdao, Snøhetta durch das Osloer Opernhaus, Henning Larsen wegen des Konzerthau­ses in Reykjavik.

Gefordert für den Münchner Neubau ist nun auf einer Grundfläch­e von 5300 Quadratmet­ern ein Gebäude, das zwei Säle fassen soll: einen großen für 1800 Besucher – Hauptnutze­r wird ja das Symphonieo­rchester des Bayerische­n Rundfunks sein – und einen kleineren, der 600 Zuhörern Platz bieten soll. Darüber hinaus soll die Münchner Musikhochs­chule in dem Gebäude einen Stützpunkt erhalten. Die gesamte Nutzungsfl­äche umfasst letztlich 9500 Quadratmet­er.

Der Zeitrahmen des Planungswe­ttbewerbs sieht vor, dass alle 35 geladenen Büros im März ihre Vorschläge abzugeben haben. Das Preisgeric­ht wird Mitte Mai tagen, danach soll die Entscheidu­ng öffentlich präsentier­t werden. Dem Sieger winkt eine Prämie von 125000 Euro, insgesamt lobt der Freistaat für die Wettbewerb­steilnehme­r ein Preisgeld von einer halben Million Euro aus. Der Baubeginn soll 2018 erfolgen, wann mit Fertigstel­lung zu rechnen ist, wird sich erst nach dem Wettbewerb abschätzen lassen.

Wie wichtig die Staatsregi­erung das prestigetr­ächtige Projekt nimmt, lässt sich nicht zuletzt daraus ermessen, dass Ministerpr­äsident Horst Seehofer in der Kommission der Sachpreisr­ichter vertreten ist. Was die Kosten des Neubaus betrifft, so gibt es darüber bisher keine offizielle­n Angaben. Dass sich die Summe in der Höhe von mehreren hundert Millionen Euro bewegen wird, davon ist auszugehen – auch wenn es nicht die Höhe der Elbphilhar­monie mit ihren 770 Millionen Euro sein muss. Kleckern wird man in München jedoch nicht. Schließlic­h hat der Ministerpr­äsident für das Konzerthau­s die Losung von „Weltrang mit absoluter Spitzenaku­stik“ausgegeben. Ob dabei auch Elbphilhar­monie-Akustiker Yasuhisa Toyota dabei mit von der Partie sein wird, wie schon gemutmaßt wurde, das steht noch nicht fest.

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Foto: obs/Thies Raetzke/dpa Vorbild Hamburg: Die gerade erst eröff nete, viel bejubelte Elbphilhar­monie.

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