Pistorius’ Chefankläger kündigt völlig überraschend
Gerrie Nel, Spitzname „Bulldogge“, hat Vertrauen in die südafrikanische Justiz verloren
Als Südafrikas bekanntester Staatsanwalt verdiente sich Gerrie Nel den Spitznamen „die Bulldogge“. Seine Kollegen erzählen, er beiße sich in seinen Kreuzverhören regelrecht an dem Angeklagten fest, was im Fall des Mordprozesses gegen den Paralympics-Star Oscar Pistorius zu einem weltweit übertragenen Spektakel ausuferte. Pistorius wurde zu sechs Jahren Haft verur- weil er seine Freundin Reeva Steenkamp durch die Badezimmertür seines Hauses erschossen hatte. Nel kritisierte das Strafmaß am Ende als „schockierend milde und verstörend unangemessen“, die Staatsanwaltschaft scheiterte aber mit ihrem Berufungsantrag.
Am Montag nun verließ Nel nach über drei Jahrzehnten geradezu überstürzt die Staatsanwaltschaft. Er hatte es offenbar eilig, seinen neuen Arbeitsplatz anzutreten. Er wird künftig eine private Ermittlungseinheit der umstrittenen Bürgerrechtsorganisation AfriForum leiten. Damit zielt Nel vor allem auf jene gut verknüpften Politiker ab, die mysteriös der Strafverfolgung durch die südafrikanische Staatsanwaltschaft (NPA) entteilt, kommen sind, allen voran Präsident Jacob Zuma. Gegen ihn gab es Ermittlungen wegen Korruption in 783 Fällen, die pünktlich zu seiner Wahl 2009 unter fadenscheinigen Gründen eingestellt wurden. Die NPA kämpft bis heute gerichtlich gegen die von der Opposition eingeklagte Wiederaufnahme des Falls. „Niemand steht über dem Gesetz“, sagte Nel bei einer Pressekonferenz. Namen nannte er nicht, aber man ziele „auf oben“.