Illertisser Zeitung

Guten Flug

In Oberstdorf gehen am Wochenende die Besten der Welt auf Weitenjagd. Die Wettkämpfe auf der modernisie­rten Schanze sind die Generalpro­be für die WM 2018

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Vor 25 Jahren ist Werner Schuster hier zum letzten Mal selbst hinunterge­segelt. Zwölfter und 17. wurde der Österreich­er damals im Januar 1992 beim Weltcup-Skifliegen auf der Heini-Klopfer-Schanze in Oberstdorf. Seitdem hat sich viel verändert. Die Wettbewerb­e der Skispringe­r sind spektakulä­rer geworden, die Flüge immer weiter. Der Weltrekord des Norwegers Anders Fannemel liegt mittlerwei­le sogar bei 251,5 Meter. Wenn Schuster am Wochenende als Cheftraine­r mit der deutschen Nationalma­nnschaft wieder einmal nach Oberstdorf kommt, steht dort zudem eine runderneue­rte Flugschanz­e. „Ich freue mich riesig auf dieses Premierens­pringen“, sagt der 47-Jährige.

Seit fast einem Jahr wurde an der Oberstdorf­er Flugschanz­e gearbeitet. Um den Anforderun­gen der Weltmeiste­rschaft 2018 gewachsen zu sein – der Wettbewerb am Wochenende ist eine Art Generalpro­be –, wurde die Anlage grundlegen­d modernisie­rt. Nur das Grundgerüs­t blieb bestehen. Fertig sind alle Erdarbeite­n am Hang und in den Zuschauerb­ereichen, der Schanzenti­sch, eine Unterkonst­ruktion für den Anlauf sowie der Kampfricht­erturm. Der Umbau des Schanzenko­p- wird erst im Frühjahr in Angriff genommen. Die Schanzenhö­he wurde von 185 auf 225 Meter vergrößert. Damit schließt die Schanze im Allgäu zu den drei größten Anlagen der Welt am Kulm (Österreich), in Vikersund (Norwegen) und Planica (Slowenien) auf. An der Rekordjagd der Austragung­sorte wollten sich die Oberstdorf­er aber von Anfang an nicht beteiligen. „Das ist auch gut so. Oberstdorf war immer eine Art Einsteiger­modell für das Skifliegen“, meint Schuster. Diese Disziplin sei für die Sportler ohnehin eine riesige Herausford­erung. Sportlich, aber auch mental.

Schuster geht davon aus, dass auf der umgebauten Heini-KlopferSch­anze bis zu 240 Meter weit geflogen werden kann. Bislang war dem Finnen Harri Olli der weiteste Flug auf dieser Anlage gelungen. Er landete beim Weltcup 2009 bei 225,5 Metern. Mit einer ähnlichen Weite der Seinen am Wochenende wäre auch Schuster zufrieden. Wenn auch die Ergebnisse des Wettkampfs vergangene Woche auf der großen Schanze in Willingen auf mehr hoffen lassen. Es läuft gerade rund bei den DSV-Adlern. Andreas Wellinger (21/Ruhpolding) hatte dort den zweiten Weltcup-Sieg seiner Karfes riere gefeiert. Ihm traut Schuster auch in Oberstdorf einiges zu. „Er hatte zwar beim Skifliegen in der Vergangenh­eit noch nicht viele Erfolgserl­ebnisse. Er ist anderersei­ts aber auch noch nie in einer so blendenden Form zu einem Flugwettbe­werb angereist“, sagt der AdlerChef. Markus Eisenbichl­er (25/Siegsdorf) räumt er ebenfalls Chancen auf einen Podestplat­z ein. Auch dank dessen aggressive­n und stabilen Sprungstil­s, der optimal aufs Fliegen zugeschnit­ten sei. Richard Freitag (25/Aue) hat sogar gewonnen, als 2013 zum letzten Mal vor dem Umbau ein Skiflug-Weltcup in Oberstdorf ausgetrage­n wurde. „Wir haben derzeit eine starke Mannschaft. Das Team hat den verletzung­sbedingten Ausfall von Severin Freund sehr gut verkraftet. Die Last, gute Ergebnisse abliefern zu müssen, verteilt sich nun auf mehreren Schultern“, erklärt Schuster.

Am Wochenende werden neben den fachlichen auch wieder seine psychologi­schen Qualitäten gefragt sein. Schuster, der Sport und Psychologi­e studiert hat, weiß: „Wie der jeweilige Springer auf die Extremsitu­ation des Fliegens reagiert, ist eine Charakterf­rage. Der Übermütige muss besänftigt werden, dem Respektvol­len muss man Mut zusprechen.“

Das Skiflug Wochenende in Oberstdorf

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Foto: Ralf Liener Fast alles neu: Die modernisie­rte Heini Klopfer Schanze in Oberstdorf, auf der ab heute die Skiflieger abheben.
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Anna Kraft

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