Illertisser Zeitung

Wie die Eltern, so die Kinder

Dass Töchter oder Söhne von Schauspiel­ern in deren Fußstapfen treten, ist keine Seltenheit. Wolfgang und Stephanie Stumph standen jahrelang gemeinsam vor der Kamera. Allerdings kann so etwas zu Problemen führen

- VON TILMANN P. GANGLOFF ARD-Zweiteiler ZDF-Serie ARD-Krimireihe

Früher oder später stellt jede Mutter, jeder Vater diese Frage: Was willst du denn mal werden? Wenn die Antwort lautet: Schauspiel­er – dann wüsste Hans-Werner Meyer, was er sagen würde: Mach das nicht! Meyer ist Vorstandsm­itglied der Schauspiel­ergewerksc­haft BFFS, er kennt viele Kollegen, auch erfolgreic­he, die sich mit einem Zweitjob über Wasser halten müssen. Seinen Kindern würde er „auf jeden Fall davon abraten“, Schauspiel­er zu werden, sagt er. Diesen Beruf solle man nur ergreifen, wenn man so verrückt sei, sich auf diese Bedingunge­n einzulasse­n. „Dafür braucht man viel Leidenscha­ft und große Nehmerqual­itäten.“

Töchter und Söhne deutscher TV-Stars erfahren eine andere Realität. Wolfgang Stumph, Heiner Lauterbach, Fritz Wepper oder Til Schweiger können sich ihre Rollen aussuchen, und manchmal ergibt es sich dabei, dass ihre Filmtöchte­r von ihren tatsächlic­hen Töchtern gespielt werden.

Für Regisseure wie Zuschauer entpuppt sich das oft sogar als echter Glücksgrif­f – wie im Falle Maya Lauterbach­s, die erst kürzlich mit ihrem Vater Heiner Lauterbach im

„Spuren der Rache“überzeugte. Der Thriller erzählt von einem BKA-Beamten, der quasi die Tochter seines Todfeindes adoptiert. Die 14-jährige Maya hatte zuvor schon im Kinderfilm „V8“und dessen Fortsetzun­g mitgewirkt. Vater Heiner war „mächtig stolz“auf sie. Ob sie einmal Schauspiel­erin wird, ist noch offen.

Auch Stephanie Stumph begann an der Seite ihres Vaters. Von 1995 bis 2014, fast 20 Jahre lang, spielte die heute 32-Jährige in der

„Stubbe – Von Fall zu Fall“die Filmtochte­r ihres Vaters Wolfgang. Es überrascht­e ihn nicht, als sie nach dem Abitur in Leipzig Schauspiel studieren wollte.

Der lange Schatten des populären Vaters habe sie nicht geschreckt: „Das ist doch immer so, wenn Kinder den gleichen Beruf ergreifen wie ihre Eltern. Man muss sich etablieren, man muss kämpfen, man misst sich selbst am Vater oder an der Mutter“, sagt sie. Aus diesem Grund, ergänzt Wolfgang Stumph, hätten sie die Zusammenar­beit auch auf „Stubbe“beschränkt: „Stephanie könnte in praktisch jedem Film meine Tochter spielen, aber es war lange genug schwer für sie, Produzente­n und Redakteure davon zu überzeugen, dass sie mehr kann, als bloß meine Tochter zu sein.“

Auch die 35-jährige Sophie Wep- musste sich von diesem Status emanzipier­en, zumal sie vielen vor allem als Tochter des kriminalis­ierenden Psychologe­n Wendelin Winter, gespielt von ihrem Vater Fritz Wepper, in der „Mord in bester Gesellscha­ft“(seit 2007) bekannt ist. Eigentlich ist Sophie Wepper gelernte TV-Journalist­in, aber Jana Brandt, Film- und beim hatte einst die Idee, Vater und Tochter für die Serie „In aller Freundscha­ft“zu engagieren. Und das habe Sophie, sagt Fritz Wepper, ganz wunderbar bewältigt. „Und weil Talent ohne Ausbildung nichts wert ist, hat sie anschließe­nd Schauspiel­unterricht genommen.“Am Set, versichert er, sei die Zusammenar­beit professiop­er

MDR,

nell: „Wenn sie mich um Rat bittet, helfe ich gern, aber sonst mische ich mich nicht ein.“Es sei wichtig, dass sie ihre eigenen Erfahrunge­n mache. „Ich behandle Sophie in dieser Hinsicht ganz genauso wie andere Kollegen. Denen würde ich ja auch nicht vorschreib­en, wie sie ihre Rollen zu spielen haben.“

Auch der 48-jährige Hardy KrüSerienc­hefin ger jr. hat vor der Schauspiel­erei, wie er sagt, etwas Anständige­s gelernt. Mit acht Jahren stand er zum ersten Mal auf der Bühne, während seiner Schulzeit spielte er Theater. „Es hat mir immer Spaß gemacht, und natürlich habe ich mit dem Gedanken gespielt, das auch zum Beruf zu machen. Aber zunächst absolviert­e ich eine Ausbildung als Koch.“Sein Vater Hardy Krüger ist einer der wenigen deutschen Weltstars. Er habe ihm gesagt: „Wenn du Schauspiel­er werden willst, werde ich dir nicht im Weg stehen, aber du musst dafür kämpfen.“Das sei das Beste gewesen, was er machen konnte, meint Hardy Krüger jr. heute. „Hätte ich die ersten Jahre unter den Fittichen meines Vaters verbracht, wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin“, sagt er.

Petra Schmidt-Schaller machte ähnliche Erfahrunge­n: Der Vater der 36-Jährigen, „Soko Leipzig“-Darsteller Andreas SchmidtSch­aller, tat alles, um sie davon abzuhalten, Schauspiel­erin zu werden. Sagt sie. Dass sie Interesse an dem Beruf hat, habe sie bei einem Austauschj­ahr in Amerika bemerkt: „Dort habe ich in einer Theatergru­ppe mitgewirkt, und zu Hause habe ich dann verkündet, dass ich ans Theater will“, sagt sie. Ihre Eltern sahen schließlic­h ein, dass sie Petra Schmidt-Schaller nicht umstimmen können. Sie hätten dann zu ihr gesagt: „Man muss seinen Wünschen nachgehen, sonst bleibt das ein Leben lang offen, und das macht mürbe.“Einzige Bedingung sei gewesen, dass sie ihr Abitur mache.

Weniger verständni­svoll reagierte einst der Vater von Peter Simonische­k. Als dessen Sohn Max, inzwischen 34, ihm eröffnete, er wolle ebenfalls Schauspiel­er werden, erzählte Peter Simonische­k ihm Folgendes: Sein Vater habe ihm verboten, Schauspiel­er zu werden, obwohl er doch seit seinem 16. Lebensjahr mit allen Fasern seines Seins für diesen Beruf gebrannt habe. Der heute 70-jährige Grazer begann ein Architektu­rstudium und besuchte heimlich die Schauspiel­schule.

„Als ich dann in St. Gallen mein erstes Engagement hatte, habe ich meine Eltern vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich habe damals geschworen, bei meinen eigenen Kindern nicht den gleichen Fehler zu begehen“, sagt er.

Vor wenigen Tagen wurde Peter Simonische­k mit dem renommiert­en Ernst-Lubitsch-Preis ausgezeich­net. Die Komödie „Toni Erdmann“, in der er den Titelhelde­n spielt, ist für den Oscar nominiert. Am 26. Februar ist die Verleihung.

 ?? Fotos: Stefan Hesse/Georg Wendt, dpa; Jens Kalaene, dpa; ARD Degeto/U. Ernst; L. Koppelkamm/ARD Degeto/dpa ?? Wolfgang Stumph und Tochter Stephanie. Das obere Bild entstand bei Dreharbeit­en zu „Stubbe – Von Fall zu Fall“im Jahr 1995, das untere im Jahr 2013.
Fotos: Stefan Hesse/Georg Wendt, dpa; Jens Kalaene, dpa; ARD Degeto/U. Ernst; L. Koppelkamm/ARD Degeto/dpa Wolfgang Stumph und Tochter Stephanie. Das obere Bild entstand bei Dreharbeit­en zu „Stubbe – Von Fall zu Fall“im Jahr 1995, das untere im Jahr 2013.
 ??  ?? Hardy Krüger mit seinem Sohn Hardy Krüger jr. im Jahr 2001.
Hardy Krüger mit seinem Sohn Hardy Krüger jr. im Jahr 2001.
 ??  ?? Überzeugen­d: Maya Lauterbach und Va ter Heiner in „Spuren der Rache“.
Überzeugen­d: Maya Lauterbach und Va ter Heiner in „Spuren der Rache“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany