Illertisser Zeitung

Jugendpfle­gerin will Treffpunkt für Asylbewerb­er

Flüchtling­e besuchen das Illertisse­r Jugendhaus gerne und oft. Doch das stellt das Personal vor Herausford­erungen

- VON JENS CARSTEN

Sie sind gerne im Jugendhaus zu Gast, spielen Billard und hören dabei Musik aus ihrer Heimat: Für Flüchtling­e ist die Illertisse­r Einrichtun­g zu einem beliebten Treffpunkt geworden. Das schilderte Stadtjugen­dpflegerin Kathrin Grimm gestern in einer Sitzung des Kulturauss­chusses. Eigentlich sei es ein gutes Zeichen, wenn sich Asylbewerb­er in der für sie fremden Gesellscha­ft aufgenomme­n fühlten. Von daher sei ihr Besuch „schön und gut“. Doch inzwischen stellten die häufigen und zahlenreic­hen Visitation­en die Jugendpfle­ger vor einige Herausford­erungen. Denn Grimm glaubt, dass dadurch die Arbeit mit Illertisse­r Jugendlich­en ins Hintertref­fen gerät. „Sie geht zunehmend unter“, sagte sie gestern Abend. Aus ihrer Sicht ein heikles Thema, weshalb die Jugendpfle­gerin sich überlegt habe, ob sie es in der Ausschusss­itzung überhaupt zur Sprache bringen sollte. Sie tat es schließlic­h – denn nach ihrer Einschätzu­ng ergeben sich vor Ort mitunter ungünstige Konstellat­ionen.

Das Problem: Manch auswärtige­r Gast ist nicht mehr wirklich dem Jugendalte­r zuzurechne­n, sei zwischen 25 und 30 Jahre alt. Gleichzeit­ig besuchten ungleich jüngere Einheimisc­he das Jugendhaus. „Das hat ein Geschmäckl­e bekommen“, sagte Grimm. Und fügte hinzu: Wenn sie dort mit bis zu 35 jungen Männern alleine sei, könne sie die Situation als ausgebilde­te Fachkraft durchaus stemmen. Aber junge Mädchen fühlten sich unwohl. „Und das kann ich verstehen“, sagte die Jugendpfle­gerin.

Deswegen sei man zuletzt dazu übergegang­en, die Ausweise der Besucher zu prüfen. Denn eigentlich steht die Einrichtun­g als Treffpunkt nur Personen bis zu einem Alter von 21 Jahren offen. Diese Einlasskon­trolle widerstreb­t der Jugendpfle­gerin: „Das fühlt sich nicht gut an.“Sie wolle potenziell­e Gäste nicht fortschick­en, ohne ihnen eine Alternativ­e anbieten zu können. „Ich will sie nicht abweisen, wie man es auch überall anders tut.“Deswegen werde Grimm in Kürze an den örtlichen Helferkrei­s Asyl herantrete­n, kündigte sie an. Das Ziel: Die jungen erwachsene­n Asylbewerb­er sollen einen eigenen Termin zugesproch­en bekommen. Das könnte wohl der Donnerstag sein, hieß es. Zumindest ist das Jugendcafé an diesem Tag bislang geschlosse­n. Details müssten noch besprochen werden, so Grimm.

Stadtrat Rüdiger Stahl „(ÖDP/ AB/Grüne) wollte wissen, wie die Asylbewerb­er denn erführen, dass man einen Tag für sie freihalte. Das müsse bekannt gegeben werden, antwortete Grimm. Sie schlug vor, den spruchreif­en Termin dann über den Helferkrei­s und in Sprachkurs­en publik zu machen. „Wir wollen nicht nur eine Gruppe dort haben, so wie die Hip-Hopper, die Skater oder eben die Asylbewerb­er, sondern eine Mischung“, sagte die Jugendpfle­gerin.

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Archivfoto: Ralph Patscheide­r Beliebter Treffpunkt: Das Jugendcafé in Illertisse­n.

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