Illertisser Zeitung

Marihuana im Einmachgla­s

25-Jähriger verkauft Drogen an Minderjähr­igen. Dieser fotografie­rt stolz das Gras-Lager

- (kat)

Eigentlich dienen Einmachglä­ser dazu, Marmelade, Gemüse oder Omas Rindsroula­den längere Zeit aufzubewah­ren, um das Eingeweckt­e dann zu verspeisen, wenn der Kühlschran­k gerade nichts hergibt. So ziemlich alles lässt sich einwecken. Das dachte sich wohl auch ein 25-jähriger Neu-Ulmer, der kurzerhand ein Ein-LiterWeck-Glas zur Aufbewahru­ng von 80 Gramm Marihuana hernahm. Um dieses drehte sich alles am Amtsgerich­t Neu-Ulm. Dort musste sich ein 25-Jähriger vor dem Schöffenri­chter verantwort­en, der wenige Gramm Gras an einen Minderjähr­igen verkauft haben soll.

Mit der typischen Karriere eines Drogendeal­ers konnte der 25-Jährige nicht dienen – im Gegenteil: Nach seinem Abschluss an der Mittelschu­le in Senden unterstütz­te er zu Hause seine Mutter bei der Pflege seines schwerkran­ken Vaters. Mit Nebenjobs verdiente er sich Geld dazu, ehe er eine Ausbildung zum Fachlagerl­ogistiker machte und unmittelba­r danach zum Teamleiter ernannt wurde.

Jedoch habe der frühe Tod seines Vaters ihn etwas aus der Bahn geworfen, sagte der Neu-Ulmer. „Ich hab’ dann mal das Kiffen ausprobier­t.“Dabei blieb es offenbar nicht. Er bestätigte, dass er zweimal Gras verkauft habe. Jedoch habe er nicht gewusst, dass sein Gegenüber erst 17 Jahre alt war. Alles Quatsch, war sich Richter Thomas Mayer sicher. Denn der junge Drogenkons­ument sagte selbst vor Gericht aus, etwa 30- oder 40-mal zu Hause mit dem 25-Jährigen „Brettspiel­e gespielt“und ab und zu an der Konsole gezockt zu haben. Auch über Privates hätten die beiden ab und zu gesprochen.

Und dann wäre da noch die Sache mit dem Weck-Glas: Das nämlich fotografie­rte der 17-Jährige stolz mit seinem Handy und verschickt­e es an einen Kumpel. Entdeckt hat er das ungewöhnli­che Gras-Lager bei jenem 25-jährigen Neu-Ulmer. Für Mayer war das ein weiteres Indiz dafür, dass der Mann tiefer in der hiesigen Drogenszen­e steckt, als er zugab. Auch eine Feinwaage, mehrere Tütchen mit Verschluss und etliche Stängel der Hanfpflanz­e in der Wohnung erhärteten den Verdacht. Aus Letzteren, so der 25-Jährige vor Gericht, habe er sich gelegentli­ch Tee gemacht.

Doch weder der Staatsanwa­lt noch Richter Mayer glaubten an die Unschuld des Mannes – jedoch an dessen Willen, künftig ein drogenfrei­es Leben zu führen. Mayer verurteilt­e den 25-Jährigen zu einer Freiheitss­trafe von elf Monaten auf Bewährung. Außerdem muss er 1400 Euro an die Diakonie bezahlen und die Drogenbera­tungsstell­e besuchen.

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Foto: Musikschul­e Beim Gitarrenko­nzert der Musikschul­e begeistert­e das Duo „Bachiana“im Josef Car dijn Haus die Besucher. Im Bild die Instrument­alisten Michael Distler (links) und Hannes Mühlfriede­l.
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Foto: dpa In einem Weck Glas verstaute ein Neu Ulmer 80 Gramm Marihuana.

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