Faschingshaufa im Jagdfieber
1000 närrische Kilometer will der Verein in diesem Jahr mit seinem neuen Wagen zurücklegen. In dessen Bau stecken rund 1500 Arbeitsstunden – und jede Menge Raffinessen
Mit Zugmaschine und einer rund elf Tonnen schweren, fast ebenso langen Faschingshütte mit Rundumbeleuchtung im Schlepptau durch Ulm zu tuckern, ist die eine Herausforderung. Dass sich der „Illertaler Faschingshaufa“mit Sitz in Unterroth Jahr für Jahr den immer umfangreicher werdenden Sicherheitsanforderungen des TÜV stellt, noch eine ganz andere. Dennoch hat sich der „Haufen“mit Leidenschaft ins „Jagdfieber“gestürzt, wie ihr diesjähriges Motto lautet.
Damit das närrische Bauwerk nach geschätzten 1500 Arbeitsstunden nicht nur auf einem ihrer neun Umzüge zu sehen ist, sondern in Unterroth selbst, wo es dank Sponsoren-Unterstützung entstehen konnte, stellen es die Initiatoren aus. Termin ist am Samstag, 4. Februar, ab 15 Uhr beim Schützenheim am Bergenstetter Weg.
Noch größer und komfortabler als die Hütte „Jim Knopf“der beiden Vorjahre ist ihr neuer Hochsitz „Im Jagdfieber“geworden, erzählen Daniel Dreier, der Vorsitzende und Stellvertreterin Nicole Baur.
Für den Kachelofen musste der Kaminkehrer kommen
Die Wagenburg besitzt eine kleinere Holzhütte für die Technik, angefangen von den in die Wände integrierten riesigen Boxen über Lichtanlage, Stromgenerator oder einem Feuerlöscher. Die hintere Hälfte des elf Meter langen Anhängers schmückt ein putziges Häuschen, das alles zu bieten hat, was einen Hausbesitzer freut: Küchenzeile mit fließendem Wasser, Herd zum Backen und Kochen sowie einen Kachelofen, wenn es in der guten Stube zu kalt werden sollte.
Auf dessen Errungenschaft sind sie besonders stolz. „Denn beim Bauen wurden sämtliche geäußerten Wünsche berücksichtigt“, erklärt Daniel Dreier. Nicole Baur ergänzt: „Wir wollten einen Ofen, der schien uns dann etwas dürftig, also haben wir ihn eingemauert.“Auch mit diesem Resultat gaben sie sich nicht zufrieden, sondern setzten Kacheln und Bordüre davor. Mit Schmunzeln sagen sie: „Somit besitzen wir einen echten Kachelofen.“Selbstverständlich kam der Kaminkehrer, um die Konstruktion abzunehmen. Auf seinen Rat hin schafften sie auch den Feuerlöscher an. Und weil eine gute Stube geweißelt und tapeziert sein muss, hat auch dieses stattgefunden, mit schöner Blumentapete.
Klar, dass die Handwerker an diversen Extras getüftelt haben. Dies sind insbesondere die beiden, nicht zu übersehenden Ausklappgeländer, welche die vorgeschriebene Standhöhe von 3,60 auf vier Meter ausdehnen und auch die Fahrzeugbreite erweitern können. Sodann gibt es Besonderheiten wie ein zu öffnendes Fenster, ein Bierfass mit Zapfhahn, da auf manchen Umzügen Glas verboten ist, oder eine vom Boden aus erreichbare Bonbonklappe. Dadurch können sich die mitlaufenden Faschingsfreunde während des Bonbonverteilens bequemer mit Nachschub eindecken.
„Wir lassen uns das Publikum beim Umzug schon etwas kosten“, sagen sie: „2700 Tütchen Popcorn und 171 Kilogramm haben wir eingekauft.“Pro Umzug sind 35 bis 40 Mitglieder des „Faschingshaufa“– seit drei Jahren eingetragener Verein – dabei, wobei sich nicht zu viele auf dem Wagen aufhalten dürfen. Die Gruppe zählt 60 aktive und 23 passive Mitglieder, informiert der Vorsitzende. Von ihren Zielorten ist Westerheim auf der Alb am weitesten entfernt, doch es lohnt sich für den Illertaler Faschingshaufa, für sechs ihrer Veranstaltungsorte einen Bus zu mieten. Daniel Dreier und ein Begleiter hingegen tuckern behäbig mit Zugmaschine und schwer beladenem Anhänger auf einem für 18 Tonnen zugelassenen Lkw-Unterbau ans Ziel. 1000 närrische Kilometer sollen es insgesamt werden.
„Endlich geht es los“, freut sich Nicole Baur, vergangenen Sonntag war ihr erster Umzug, und die Premiere hat geklappt. Dass sich die große Mühe lohnt und der Spaßfaktor bei den Umzügen stimmt, hat ihnen die Erfahrung gezeigt. Zum fünften Mal haben sie ihren Faschingswagen in Unterroth gebaut, und sind immer geschickter und einfallsreicher geworden.
„Heuer hat die Suche nach einem guten Motto lange gedauert“, sagt Nicole Baur, „alle stimmen gleichberechtigt über die Vorschläge ab.“Steht die Entscheidung, geht es voran. „Wenn wir wissen, was wir bauen sollen“, sagt Dreier, „ist alles kein Problem“. Eine Idee ziehe die nächste nach sich. Bis zu 12000 Euro sei ihr Wagen vielleicht heuer wert, schätzt Dreier. Nun sind alle gespannt, ob sich auch das Publikum vom „Jagdfieber“packen lässt.