Illertisser Zeitung

Nimmt Airport Konkurrent­en Fluggäste weg?

Am Bodensee-Flughafen Friedrichs­hafen gibt es deutlich weniger Passagiere, in Memmingen werden es mehr. Dabei spielen auch Billigflie­ger eine Rolle

- VON ANJA WORSCHECH

Nimmt der Flughafen Memmingen dem Flughafen Friedrichs­hafen möglicherw­eise die Passagiere weg? Immerhin hatte der Bodensee-Airport 2016 deutlich weniger Fluggäste: 2015 sind dort noch 559000 Passagiere gestartet oder gelandet, 2016 waren es nur noch 524 000 – ein Minus von 6,4 Prozent. Zugleich hat der Allgäu Airport ordentlich zugelegt. Doch in Friedrichs­hafen sieht man keinen Zusammenha­ng zwischen diesen beiden Entwicklun­gen.

„Die Hauptursac­he für den Rückgang ist, dass zwei Fluglinien Konkurs gegangen und damit etwa 100 000 Passagiere weggefalle­n sind“, sagt Andreas Humer-Hager, Sprecher des Bodensee-Flughafens. Die Pleite der zwei bedeutende­n Regionalai­rlines Intersky und VLM drücke seither auf die Zahlen und die Bilanz. Zur Memminger Konkurrenz sagt Humer-Hager: „Memmingen ist sehr stark im Bereich der Billigflüg­e, beispielsw­eise mit Ryan-Air. Vergleichb­ares können wir dann nur noch begrenzt aufbauen.“

Der Memminger Flughafen hat im vergangene­n Jahr stark zugelegt und dabei sogar fast die Eine-Millionen-Grenze bei den Fluggästen geknackt. Die Bilanz für 2016 fällt somit um 12,8 Prozent besser aus als im Jahr 2015 mit 883490 Fluggästen. Zusätzlich soll der Memminger Flughafen einen Landeszusc­huss von 12,2 Millionen Euro für den Ausbau bekommen. Die EU-Wettbewerb­skommissio­n prüft derzeit noch, ob die Förderung andere Flughäfen – etwa den in Friedrichs­hafen – benachteil­igen könnte.

Friedrichs­hafens FlughafenS­precher Andreas Humer-Hager kommentier­t die Förderung des Memminger Airports nur ungern: „Wir hätten so etwas auch gern, aber wir beklagen uns nicht.“Auf Nachfrage, ob Friedrichs­hafen die Zuschüsse für den Konkurrent­en verhindern möchte, reagiert Humer-Hager gelassen. „Das Prüfungsve­rfahren läuft, wir haben da keinen weiteren Einfluss genommen.“Als Alleinstel­lungsmerkm­al des Flughafens Friedrichs­hafen sieht Humer-Hager die Flüge mit innerdeuts­chen Zielen. Denn die hat Memmingen auch weiterhin nicht im Programm. Die Lufthansa fliegt von Friedrichs­hafen aus noch vier Mal täglich den Knotenpunk­t Frankfurt an. „Wir haben vor allem von der Industrie viel Nachfrage, die mit dem Flug nach Frankfurt den Anschluss ans weltweite Streckenne­tz nutzt“, sagt Sprecher Humer-Hager. Er sieht auch im Touristikv­erkehr – die Fluglinie Germania steuert Island, Mallorca und die griechisch­en Inseln an – einen Pluspunkt für Friedrichs­hafen. Die Airlines Lufthansa, der Ferienflie­ger Germania und auch die auf Osteuropa spezialisi­erte Wizzair gewannen 2016 in Friedrichs­hafen sogar 66 000 Passagiere dazu. 2017 rechnet der Bodensee-Flughafen wieder mit einem Anstieg der Fluggäste. Dazu soll unter anderem der Regionalfl­ieger People’s Viennaline mit den Zielen Köln und Wien beitragen.

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Archiv Foto: Flughafen Friedrichs­hafen Die Lufthansa fliegt täglich von Friedrichs­hafen zum deutschen Drehkreuz Frankfurt.

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