Illertisser Zeitung

Schmidt und Schmidtche­n

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

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Geh’ nicht zu Schmidtche­n, geh’ zu Schmidt, sagt der Volksmund. Gemeint ist: Frage den Chef und nicht den Lehrling. Für Vizekanzle­r und Außenminis­ter Sigmar Gabriel waren in Washington nur verschiede­ne „Schmidtche­n“zu sprechen. Das war protokolla­risch in Ordnung. Aber in der aktuellen Lage wäre es wichtig gewesen, die Ansichten von Schmidt, also USPräsiden­t Donald Trump, aus dessen eigenem Munde zu erfahren.

Mit seinem Amtskolleg­en Tillerson und Vizepräsid­ent Pence hat sich Gabriel gut verstanden. Kann also Entwarnung gegeben werden? Mitnichten! Die kurze bisherige Amtszeit Trumps hat bereits gezeigt, dass dieser auch ohne Rücksprach­e mit seinen Fachleuten handelt. So geschehen im Fall des Einreiseba­nns für Bürger aus sieben muslimisch­en Staaten. Ob die Meinungen seiner Minister viel Wert sind, ist fraglich.

Über die US-Außenpolit­ik lässt sich daher im Moment kein sicheres Urteil abgeben. Nicht nur die Gesprächsp­artner Gabriels, auch Äußerungen anderer Repräsenta­nten der Trump-Regierung zu Russland und Israel vermitteln immerhin den Eindruck, dass die traditione­lle US-Außenpolit­ik doch nicht gänzlich über den Haufen geworfen wird. Aber Trump hat auch schon anders getwittert. Was zählt nun? Die Tweets von Schmidt oder die Worte der Schmidtche­n?

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