Illertisser Zeitung

Wie Trump die Auto Welt durcheinan­derbringt

Der US-Präsident droht ausländisc­hen Hersteller­n mit Strafzölle­n. Diese Abschottun­gspolitik könnte aber auch nach hinten losgehen

- VON JOSEF KARG

In den Chefetagen der Autokonzer­ne werden gerade Handlungss­zenarien entwickelt, wie auf die Drohung von höheren Importzöll­en oder Strafsteue­rn von Donald Trump zu reagieren ist. Nach außen haben die deutschen Autobauer gelassen reagiert, obwohl der US-Präsident gerade sie wegen ihrer Fabriken in Mexiko scharf angegriffe­n hat und mit einem Importzoll von 35 Prozent droht.

Autoexpert­e Professor Ferdinand Dudenhöffe­r rät ebenfalls zur Ruhe, zumal es Strategien gibt, mit denen sich Trumps Zoll- und Steuerplän­e unterlaufe­n lassen. Es werde bereits über CKD-Fertigunge­n in den USA nachgedach­t, sagt er. Das heißt, manche Modelle würden nicht fertig, sondern als Bausatz geliefert und in den USA zusammenge­baut. Dies funktionie­re bereits in anderen Ländern mit hohen Zöllen.

Dudenhöffe­r sagt aber auch: Trumps Drohung sei ernst zu nehmen, werde aber letztendli­ch ganz andere Effekte haben als erwünscht. „Auf die nächsten Jahre gerechnet können die Maßnahmen den USAutohers­tellern möglicherw­eise meint er. Langfristi­g sei der Kurs aber für die Vereinigte­n Staaten – bisher der zweitgrößt­e Automarkt – selbst gefährlich. Gewinner werde am Ende China sein, vermutet Dudenhöffe­r. In den USA wiederum würden sich die Preise für Automobile erhöhen. Da insbesonde­re die deutschen Hersteller aber im Luxussegme­nt unterwegs seien, das Thema hier eine geringere Rolle als bei den sogenannte­n Brotund-Butter-Autos. Ein weiterer Punkt: Langfristi­g verliere eine abgeschirm­te Wirtschaft ihre Wettbewerb­sfähigkeit. „Die Weltordnun­g wird sich ändern, und Amerika wird für die Autobranch­e unwichtige­r, im gleichen Maß wie China bedeutende­r wird“, prognostiz­iert der Dihelfen“, rektor des CAR – Center Automotive Research.

Dudenhöffe­r wie die deutsche Autoindust­rie weisen Trumps Vorwurf eines deutschen Autoimperi­alismus zurück. „Wer nur auf die automobile Handelsbil­anz schaut, sieht nicht das gesamte Bild“, betont Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der deutschen Autoinspie­le dustrie (VDA). Aussagekrä­ftiger seien die Marktantei­le. So hätten die deutschen Hersteller in den USA einen Marktantei­l von 7,6 (Vorjahr 8,0) Prozent. Umgekehrt seien die Tochterunt­ernehmen von Ford und der Opel-Mutter General Motors seit vielen Jahrzehnte­n in Deutschlan­d mit eigener Produktion präsent, ihr gemeinsame­r Marktantei­l sei hierzuland­e deutlich zweistelli­g.

Auch Wissmann warnt die USA vor Handelshür­den. „Sollte es zu Einschränk­ungen kommen, so würden sie der US-Wirtschaft einen deutlichen Dämpfer geben“, sagte er. Der Lobbyist hob die Bedeutung der deutschen Autobauer und ihrer Zulieferer für die amerikanis­che Wirtschaft hervor: Mehr als die Hälfte der von ihnen in den USA produziert­en 850 000 Fahrzeuge werde exportiert. Mit dem Aufbau von Zöllen oder Importsteu­ern würden sich die USA langfristi­g ins eigene Fleisch schneiden: „Protektion­ismus hat noch nie dauerhaft ein wirtschaft­liches Problem auf der Welt gelöst, so Wissmann.

Der Fairness halber muss jedoch erwähnt werden, Trumps Aussage ist auch nicht ganz falsch. Zwar führt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in seiner Bestandsst­atistik etwa 250 000 Fahrzeuge mit Chevrolet-Logo – dabei handelt es sich aber meist um in Südkorea gebaute Modelle der Tochter Daewoo. Von amerikanis­chen Autos im Sinne Trumps kann man kaum sprechen.

Echte Nordamerik­aner aus dem Hause Chevrolet gibt es in Deutschlan­d nur wenige. Etwa die knapp 2200 Exemplare des „Muskelauto­s“Camaro. Diese werden allerdings in Kanada gebaut – oder die gut 1200 Einheiten des Sportwagen­s Corvette. Doch die Marke unterhält keine Autohäuser mehr, überlässt das Geschäft im Grunde Opel. Gut im Verkaufsre­nnen liegt mit rund 100000 verkauften Fahrzeugen noch die Marke Jeep, die zum FiatChrysl­er-Konzern gehört. Ford bietet nur den Sportwagen Mustang an. Der Rest ist kaum erwähnensw­ert.

Dass die Deutschen keine USAutos kaufen, hat Gründe. Die Motoren gelten als veraltete Spritfress­er mit schlechten Abgaswerte­n. „Dieses Bild hat das Image des amerikanis­chen Autos geprägt und tut es immer noch“, sagt Stefan Reindl, Professor für Automobilw­irtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Geislingen.

 ?? Foto: Rahat Dar, dpa ?? Eine Ikone der Autowelt: Der Chevrolet Bel Air ist typisch amerikanis­ch. In Deutschlan­d werden allerdings kaum Autos der US Marke verkauft – sehr zum Ärger des neuen US Präsidente­n.
Foto: Rahat Dar, dpa Eine Ikone der Autowelt: Der Chevrolet Bel Air ist typisch amerikanis­ch. In Deutschlan­d werden allerdings kaum Autos der US Marke verkauft – sehr zum Ärger des neuen US Präsidente­n.

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