Illertisser Zeitung

Thailand zahlt 45 Millionen

Streit mit Walter Bau nach elf Jahren beendet

- VON HOLGER SABINSKY WOLF

Thailands neuer König Maha Vajiralong­korn sitzt erst seit kurzem auf dem Thron, da erreichen ihn Schatten der Vergangenh­eit. Das Königreich hat dem Insolvenzv­erwalter des früheren Augsburger Konzerns Walter Bau jetzt 44,6 Millionen Euro gezahlt. Der Bundesgeri­chtshof hatte Thailand vor einem Monat dazu verdonnert. Die Zahlung sei ein „Schlussstr­ich unter einen Rechtsstre­it, der sich über mehr als elf Jahre hingezogen hat“, sagte der Neu-Ulmer Wirtschaft­sprüfer Werner Schneider am Freitag.

Ursprung des Streits war ein Mautstraße­nprojekt in Bangkok. Die einst zum Augsburger WalterBau-Konzern gehörende Dywidag hatte sich an Finanzieru­ng, Bau und Betrieb der Mautautoba­hn beteiligt. Doch Thailand zahlte nicht, obwohl ein internatio­nales Schiedsger­icht in Genf Mitte 2009 die Forderung bestätigt und die Höhe festgelegt hatte: rund 30 Millionen Euro.

Die Auseinande­rsetzung gipfelte vor fünfeinhal­b Jahren in einer ebenso kuriosen wie aufsehener­regenden Aktion: Werner Schneider ließ als Insolvenzv­erwalter der pleitegega­ngenen Walter Bau AG am 12. Juli 2011 das Flugzeug des damaligen Kronprinze­n Maha Vajiralong­korn am Münchner Flughafen pfänden. Die Boeing 737, meist vom Prinzen selbst geflogen, saß wochenlang fest. Schneider wollte auf diese drastische Weise das Geld vom thailändis­chen Staat eintreiben. Das führte zu diplomatis­chen Verwicklun­gen und einem Einreiseve­rbot für Schneider.

Tatsächlic­h lenkte Bangkok dann ein. Gegen Vorlage einer Bankbürgsc­haft über 45,5 Millionen Euro wurde das Flugzeug am 8. August 2011 wieder freigegebe­n. Maha Vajiralong­korn, 64, konnte die Maschine nach Hause steuern. Seine Liebe zu Bayern hat die Episode nicht nachhaltig beeinfluss­t. Nach wie hält sich der heutige König gern und oft im Freistaat auf.

Wirtschaft­sprüfer Werner Schneider zeigte sich jetzt sehr zufrieden. Die gezahlte Summe komme der Insolvenzm­asse zugute – und damit den Gläubigern und Mitarbeite­rn der früheren Walter Bau-AG.

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Kuckuck am Flieger
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