Sein Humor strahlte in allen Farben
Vor 50 Jahren startete das Farbfernsehen – und die Karriere des großen Komikers Loriot
Dicke Knollennasen, fidele Möpse und triefende Ironie: Vor genau 50 Jahren eroberten Loriots berühmte Figuren das Fernsehen.
Seine erste Fernsehserie „Cartoon“startete am 5. Februar 1967 in der noch in vornehmem Schwarz-Weiß und wurde zur Bühne für ulkige Ehepaare, zerstreute Professoren, geschwätzige Politiker und drollige Hunde, die der geniale Humorist per Trickfilm zum Leben erweckte. Für Loriot war das vom produzierte Comedyformat, das sich außerdem um andere bekannte Karikaturisten, Cartoons und die Produktion von Zeichentrickfilmen drehte, der Beginn einer großen die das 2011 verstorbene Multitalent zu einem der wichtigsten bundesdeutschen Künstler der Nachkriegszeit machte. Von Loriot geprägte Sentenzen wie „Ein Klavier, ein Klavier!“oder „Früher war mehr Lametta!“gingen in den Sprachgebrauch ein.
In „Cartoon“saß Loriot zum ersten Mal auf seinem berühmten roten Sofa – wie nach Einführung des Farbfernsehens im August 1967 zu erkennen war – und kündigte mit süffisantem Lächeln die Beiträge an, die sich um den Wahnsinn des Alltags drehten. Ein Knollennasen-Politiker schwadronierte über die „18,6-prozentige Steigerung des Humorkonsums in Baden-Württemberg“, ein gezeichneter Wissenschaftler namens Arno Lindemann berichtete von den verheerenden Folgen übermäßigen Fernsehens auf Hunde, als da wären: Schlaflosigkeit, böse Träume und tagelanges Stottern. Dazu gab es Sketche, in denen sich Loriot auf seine unnachahmliche Art mit anderen Schauspielern über Politik-Prozeduren oder Medien-Rituale wie den „Internationalen Frühschoppen“lustig machte. Ab und zu latschte ein von Loriot als „Herr Störk“vorgestellter Mitarbeiter unmotiviert durchs Bild oder mal eine schottische Kapelle, die mit ohrenbetäubender Dudelsack-Musik dafür sorgte, dass kein Wort von Loriots Moderation mehr verständlich war – skurrile Momente für die Ewigkeit.
In seiner ersten Fernsehserie, die bis 1972 lief, zeigte der 1923 geboreTV-Karriere, ne Preuße, mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow, die ganze Bandbreite seines Könnens: Mit seinen vor Ironie und Sarkasmus triefenden Zeichnungen, Trickfilmen und Sketchen mokierte sich Loriot über gestelzte Sprache, gespreiztes Auftreten, bürokratischen Irrsinn und die Unmöglichkeit zwischenmenschlicher Kommunikation.
Die legendärsten Skizzen und Sketche entstanden zwar erst in Vicco von Bülows folgendem Fernsehprojekt, der von 1976 bis 1978 laufenden Comedyreihe „Loriot“mit ihm und Evelyn Hamann, in der es unter anderem um eine Herrenboutique in Wuppertal und die berühmte Nudel im Gesicht ging. Doch schon in „Cartoon“war der ganze Humor des großen Loriot enthalten.