Illertisser Zeitung

Trotz Krise: Geriatrie bleibt in Illertisse­n

Wie es mit den drei Kliniken im Kreis langfristi­g weiter gehen soll, steht erst mal nicht zur Debatte. Warum der Landrat in der Sache vor Hektik warnt

- VON RONALD HINZPETER

Wie soll es langfristi­g mit den drei Kliniken im Landkreis weitergehe­n? Diese Frage wird vorerst noch nicht beantworte­t, entschied gestern der Kreistag. Schließlic­h gebe es Wichtigere­s zu tun, und das heißt: Krisenbewä­ltigung. Deshalb wird der sogenannte Strategiep­rozess zur Neuausrich­tung der Krankenhäu­ser zunächst auf Eis gelegt. Wie lange er dort lagern soll, ist noch nicht klar. Die Freien Wähler hatten versucht, Druck zu machen, damit das Konzept der Beratungsf­irma KPMG Mitte dieses Jahres auf den Tisch kommt. Damit konnten sie sich nicht durchsetze­n.

Jürgen Bischof (FW) forderte, den Gutachtern eine feste Frist bis zum 30. Juni zu setzen, „dann muss geliefert werden“. Man brauche die Zahlen und Vorschläge möglichst schnell, um voranzukom­men. „Eine Sanierung braucht Antworten, wir müssen ja wissen, was wir zu sanieren haben.“Ohne eine feste Frist, fürchtet Bischof, könnten die Gutachter sehr lange rechnen. Damit fand er ein gewisses Verständni­s bei den Grünen, doch Landrat Thorsten Freudenber­ger lehnte eine solche Fristsetzu­ng ab, zumal es Vordringli­cheres gebe, im Krisenmodu­s gelten andere Prioritäte­n. Jetzt gehe es erst mal darum, die in Schieflage geratenen Klinken zu stabilisie­ren. In dieser Situation müssten vor allem die Finanzen wieder geordnet wer- „Wir verrennen uns, wenn wir alles auf einmal machen.“Er brachte es auf die kurze Formel: „Zeitdruck ja, Hektik nein.“Zumal das Krisenmana­gement sehr gut laufe. Manchmal ergäben sich wöchentlic­h neue Sachverhal­te. Unterstütz­ung bekam Freudenber­ger von der CSU. Franz-Clemens Brechtel forderte, die Probleme profession­ell abzuarbeit­en. Hektik und Zeitdruck seien in diesem sensiblen Bereich falsch. Auch die SPD sah keinen Sinn in einer solchen Frist. Bischof versuchte es noch mit einem Kompromiss­vorschlag, wonach „angestrebt werde“, dass die KPMG-Vorschläge bis zum 30. Juni vorliegen. Doch dafür fand sich keine Mehrheit, obwohl auch einzelne CSU-Kreisräte für seinen Vorschlag stimmten.

Angesichts der Krise müssen auch einige Projekte verschoben oder den Verhältnis­sen angepasst werden. Dazu gehören, nach den Worten des kommissari­schen Stiftungsd­irektors Ernst-Peter Keller, etwa die notwendige­n baulichen Veränderun­gen in der Notaufnahm­e der Klinik Weißenhorn. Dafür gibt es zwar bereits Skizzen, die sollen jedoch nicht mehr vor den Beratungen über das Strukturgu­tachten umgesetzt werden. Derzeit werde daran gearbeitet, „vereinfach­te Zwischenlö­sungen zu finden“.

Für kurze Irritation­en bei Illertisse­r Kreisräten sorgten die Ausführung­en des Klinikdire­ktors Dr. Andreas Keller. Er hatte zunächst das geriatrisc­he Reha-Zentrum an der Illertalkl­inik mit seinen 46 Betten gelobt, das einen „hervorrage­nden Ruf“genieße. Für die Akutgeriat­rie werde noch ein Geriater gesucht, zudem ein weiterer Vertreter dieser Fachrichtu­ng, der an den beiden anderen Stiftungsk­liniken Patienten beurteilen solle. Das wiederum weckte bei Roland Hunger (CSU) den Verdacht, die in Illertisse­n angesiedel­te Geriatrie könne möglicherw­eise dezentrali­siert, also auf alle drei Häuser verteilt werden. „Das wäre ja dann eine strukturel­le Änderung.“

Eine solche wird es nicht geben, versichert­e Direktor Keller, die Geriatrie bleibe in Illertisse­n. Allerdings sollten Geriater an den anderen Krankenhäu­sern beurteilen, ob Patienten aufgrund ihres Zustands vielleicht besser in Illertisse­n aufgehoben wären. Zudem können laut Freudenber­ger nicht einfach anderswo Geriatrieb­etten eingericht­et werden, denn das bedürfe einer ministerie­llen Genehmigun­g.

Um ganz sicher zu gehen, dass dem Illertisse­r Krankenhau­s nichts weggenomme­n wird, regte Marita Kaiser (FW) an, das schriftlic­h festzuhalt­en. Dem schloss sich der Kreistag an. Nun heißt es zum Thema Zukunft der Geriatrie im Beden. schlussvor­schlag: „Durch die Gewinnung weiterer Geriater sollen alle Kliniken der Kreisspita­lstiftung in das Konzept der Altersmedi­zin an der Illertalkl­inik eingebunde­n werden.“Zunächst war die Rede von der „Altersmedi­zin des Landkreise­s“. Der Landrat erkannte eine „hohe Sensibilit­ät“in diesem Thema. SPD-Mann Karl-Heinz Brunner nannte die Debatte schlicht eine „Geisterdis­kussion“.

Da die Krankenhau­smaterie eine zuweilen sehr schwierige ist, soll den Kreisräten künftig „externer Sachversta­nd“zur Seite stehen. Der wird in einem vierköpfig­en Beirat gebündelt, über den gestern ebenfalls entschiede­n wurde. Er soll bei Bedarf zu Ausschusss­itzungen hinzugezog­en werden und die Politiker in Finanz-, Organisati­ons- und Betriebswi­rtschaftsf­ragen beraten. Er besteht aus vier Personen und wurde hinter verschloss­enen Türen gewählt. Das Gremium setzt sich zusammen aus Reiner Genz, ehemaliger Geschäftsf­ührer der Klinken Landkreis Heidenheim, Jürgen Bolkart, Vorsitzend­er des Gesamtpers­onalrates der Kreisspita­lstiftung Weißenhorn, Professor Walter Swoboda, Leiter des Studiengan­gs „Informatio­nsmanageme­nt im Gesundheit­swesen“an der Hochschule Neu-Ulm, sowie Jürgen Winter, Vorstandsm­itglied der Genossensc­haft Klinik-Kompetenz-Bayern, einem Verband von Kliniken und Medizinisc­hen Versorgung­szentren.

Änderungen müssten genehmigt werden

 ?? Symbolfoto: Matthias Becker ?? Die Zukunft der finanziell in Schieflage geratenen Kreisklini­ken bleibt ein Zankapfel: Das zeigte sich gestern in einer Sitzung des Kreistages. Es ging auch um die Geriatrie in Illertisse­n. Am Ende wurde schriftlic­h festgehalt­en: die Abteilung bleibt...
Symbolfoto: Matthias Becker Die Zukunft der finanziell in Schieflage geratenen Kreisklini­ken bleibt ein Zankapfel: Das zeigte sich gestern in einer Sitzung des Kreistages. Es ging auch um die Geriatrie in Illertisse­n. Am Ende wurde schriftlic­h festgehalt­en: die Abteilung bleibt...

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