Tödliches Gas: Geruchlose Gefahr im Haus
Kreisbrandrat warnt vor Kohlenmonoxid
Seit wenigen Tagen ist es gewiss: Die sechs jungen Menschen, die tot in Arnstein in einer Gartenlaube gefunden wurden, erlagen Kohlenmonoxid-Vergiftungen. Das Gerät, aus dem das toxische Gas ausgetreten sein soll, ist ein herkömmliches mit Benzin betriebenes Stromaggregat. Kreisbrandrat Bernhard Schmidt erklärt, welche Gefahren hinter solchen Geräten, Grills und Öfen lauern.
„Stromaggregate werden zur Notstrom-Erzeugung verwendet“, sagt Schmidt gegenüber unserer Zeitung. Das funktioniert mit einem Verbrennungsmotor, wie er auch in Fahrzeugen eingebaut sei. Gefährlich sei so ein Stromaggregat, wenn es in geschlossenen Räumen genutzt werde. „Das Aggregat produziert giftige Abgase wie Kohlenmonoxid“, erklärt Schmidt. Andere Gase stinken, aber Kohlenmonoxid würden Menschen gar nicht riechen.
Und das passiert dann im menschlichen Körper: „Die roten Blutkörperchen enthalten Hämoglobin. Jedes Hämoglobin-Molekül hat eine Bindestelle für Sauerstoff“, sagt Schmidt. Bei Personen, die zulange Kohlenmonoxid einatmen, seien diese Bindestellen durch das Gas besetzt. Die Folge: Der Körper kann keinen Sauerstoff mehr aufnehmen. Schmidt veranschaulicht den Vorgang an einem Beispiel: „Das ist, wie wenn Sie Ihre Einkäufe vom Auto in den dritten Stock tragen wollen und alle Taschen sind schon voll – da geht eben nichts mehr hinein.“Menschen, die zu viel Kohlenmonoxid einatmen, spürten keinen Hustenreiz und erstickten
Der Körper kann keinen Sauerstoff mehr aufnehmen
innerlich, erklärt er. „Sie werden einfach ohnmächtig.“Ein Gegenmittel bei einer solchen Vergiftung sei eine Bluttransfusion.
Schmidt rät dringend zu ausreichend frischer Luft: „Wer so etwas betreibt, muss für Belüftung sorgen. Stromaggregate sollten sowieso nur im Freien benutzt werden, damit sich die Abgase mit der Außenluft vermischen.“Feuerwehren und Rettungskräfte im Landkreis arbeiten laut Schmidt mit speziellen Kohlenmonoxid-Warngeräten. Diese zeigen den Gas-Wert an und schlagen bei Überschreiten eines Grenzwertes Alarm. Schmidt zufolge sterbe ein Mensch innerhalb von 30 Minuten, wenn er das Gas bei einer Konzentration von mehr als 3000 ppm Kohlenmonoxid einatme. Der relative Wert bedeutet: Von einer Millionen Teile sind 3000 das Gas. Das Tückische: Kohlenmonoxid entsteht überall wo etwas verbrannt wird, also beim Grillen oder beim Heizen durch einen Ofen.