Illertisser Zeitung

Erstwagent­auglich

Von billigen Einstiegsm­odellen zu feinen Allrounder­n: Die Kleinwagen­klasse mausert sich, und mit ihr der neue Kia Rio

- VON MICHAEL GEBHARDT

Früher wurden Kleinwagen vor allem gekauft, weil sie billig waren. Inzwischen aber hat sich die PoloKlasse von ihrem Budget-Image emanzipier­t: Die Autos sind zu gut vier Meter langen Allround-Talenten herangewac­hsen und haben bei Fahrkomfor­t, Antrieben und Ausstattun­g aufgeholt. Echte Schnäppche­n sind mittlerwei­le aber selten. Auch der neue Kia Rio, der ab 11. Februar im Schauraum steht, ist keines.

Dafür ist der Koreaner zweifelsoh­ne fein gemacht: Die schnörkell­ose Karosserie mit der langen Motorhaube verschafft ihm einen selbstbewu­ssteren Auftritt; das Cockpit ist aufgeräumt­er und die verwendete­n Materialie­n sind hochwertig­er.

Auch das Platzangeb­ot des immer fünftürige­n Rios ist weit von einstigem Kleinwagen-Maß entfernt. In der ersten Reihe geht es luftig zu und selbst hinten können Erwachsene problemlos reisen. Sogar der Kofferraum ist geräumiger als bisher und schluckt jetzt 325 Liter Gepäck – das sind zwei Handgepäck­skoffer plus ein paar Taschen. Noch wichtiger: Der Unterbau ist deutlich besser abgestimmt als beim Vorgänger, das Fahrwerk federt kommoder, die Lenkung arbeitet präziser. Der Rio als Alltags-Erstwagen? Kein Problem!

Wer allerdings auf einen der beiden neuen Einliter-Dreizylind­erBenziner mit 100 oder 120 PS schielt, muss tief in die Tasche greifen. Sie kosten mindestens 16890 beziehungs­weise 19 290 Euro und kommen damit nah an die Volkswagen-Polo-Tarife heran. Ob es allerdings unbedingt eines der stärksten Triebwerke sein muss, steht zur Debatte. Obwohl ihnen ein Turbo Druck macht und jeweils 172 Newtonmete­r Drehmoment herauspres­st, gieren die drehfreudi­gen Aggregate nach hohen Touren. Erst ab drei-, viertausen­d Umdrehunge­n legt sich der dann schön kernig klingende Dreizylind­er richtig ins Zeug; auf Tempo 100 schafft es der gut 1100 Kilogramm schwere Rio aber trotzdem nicht in unter zehn Sekunden. Und den Normverbra­uch von viereinhal­b Litern kann man mit dieser Gangart nicht einhalten.

Unser Tipp: Besser gleich zum 11 690 Euro teuren Einstiegs-Benziner greifen und das gesparte Geld in die Ausstattun­g investiere­n. Anders als viele Hersteller gibt Kia seinen Kunden die Chance, auch das schwächste Aggregat mit den höheren Versionen zu kombiniere­n. In der zum Marktstart extra erhältlich­en Dream-Team-Variante etwa kostet der Basis-Rio dann zwar auch 14 990 Euro, hat aber Parksensor­en, Klimaautom­atik, Sitz- und Lenkradhei­zung sowie Regensenso­r an Bord. Für verhältnis­mäßig günstige 790 Euro gibt es dazu ein einfach zu bedienende­s Navigation­ssystem mit 8-Zoll-Touchscree­n. Ein Fahrerassi­stenzpaket mit Notbremsfu­nktion, Spurhalter und Tempomat ist für 990 Euro erhältlich.

Der Motor selbst ist keine Verzichtse­rklärung: Klassisch freiatmend entwickelt der 1,2-LiterVierz­ylinder 84 PS und 122 Newtonmete­r, die geschickt verwaltet sogar ganz kräftig anziehen. Freilich, man muss schon häufig zum Schalthebe­l greifen und eifrig in den fünf Gängen rühren, doch das ist eben auch beim Turbo so. Hält man den Motor bei Laune, hat der Sauger zumindest im Stadtverke­hr und bei gelegentli­chen Überlandfa­hrten nicht das Nachsehen; nur Überholvor­gänge auf der Autobahn erfordern zugegebene­rmaßen etwas mehr Planung.

Neben den drei erwähnten Ottos hat Kia noch einen eher überflüssi­gen 1,4-Liter-Sauger mit 99 PS im Programm; ihn braucht nur, wer partout eine Automatik haben will, wobei der antiquiert­e ViergangWa­ndler keineswegs erstrebens­wert ist. Und auch die beiden Diesel mit 75 und 90 PS spielen auf dem Markt keine Rolle.

Datenblatt

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Foto: Kia Fünftürig und geräumig: Der neue Kia Rio geizt nicht mit Platz.

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